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    Human Nature - Die Krone der Schöpfung
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    3,0
    solide
    Human Nature - Die Krone der Schöpfung
    Von Melize Colucci

    Was bedeutet Zivilisation? Worin unterscheiden wir uns von den Affen? Stehen Kultur und gutes Benehmen im absolutem Gegensatz zu Instinkt? Anhand von drei Hauptfiguren versuchen Drehbuchautor Charlie Kaufmann und Regisseuer Michel Gondry, diese Fragen in „Human Nature“ mit schwarzem Humor zu beantworten.

    Am Anfang lernen wir die drei Hauptfiguren dieser eher schwarzhumorigen Komödie kennen: der verklemmte Wissenschafter Nathan Bronfman (Tim Robbins); die Naturalistin und Schriftstellerin Lila Jute (Patricia Arquette); und Puff (Rhys Ifans), ein Tarzan unserer Zeit. Zu Beginn des Films ist Dr. Bronfman in einer Art Vorhölle – oder -himmel und fragt im Nichts, ob er seine Geschichte nochmal erzählen soll. Währenddessen wird Lila von der Polizei zur Befragung gebracht, um wie Puff vor Gericht ihre Version der Geschichte zu erzählt. Lila Jute erfährt schon als junges Mädchen, dass Mutter Natur ein böses Spiel mit ihr getrieben hat, als sie als 12-Jährige vom Arzt hört, dass sie unter starker und dichter Körperbehaarung leidet. Später will sie sich endlich eingestehen, wer sie wirklich ist, und zieht sich deshalb von der Gesellschaft zurück. Sie verbringt zehn Jahre im Wald und lebt frei in der Natur. Womit Lila aber nicht gerechnet hat, ist dass sie auch sexuelles Verlangen in sich trägt – und das kann sie nur in der Stadt ausleben. Zurück in der Zivilisation geht sie zur Kosmetikerin Louise (Rosie Perez), die ihr bei dem langen Prozess der Haarentfernung helfen soll. Sie hilft Lila aber nicht nur bei ihrem hormonellen Defekt, sie verkuppelt sie auch mit Dr. Nathan Bronfman. Der hat seinerseits die fixe Idee, dass gute Tischmanieren einen guten Menschen ausmachen, eine Macke, die ihm soweit bei der Suche nach seiner Traumfrau nicht geholfen hat. Beide verlieben sich sofort ineinander und ziehen zusammen...

    Wie es sich für ein Kaufman-Drehbuch gehört, wartet auch „Human Nature“ mit zahlreichen Wendungen auf. Der Scriptautor von „Adaption“ und „Being John Malkovich“ und der französische Regisseuer Michel Gondry haben spätestens seit „Vergiss mein nicht“ Kultstatus, aber „Human Nature“ zeigt nicht den perfekten Einklang wie ihre letzte Zusammenarbeit. „Human Nature“ wurde bereits 2001 gedreht und wahrscheinlich nur wegen des Erfolgs von „Vergiss mein nicht“ endlich aus der Schublade des deutschen Verleihers gekramt. Nichtsdestotrotz ist „Human Nature“ eine typische Kaufman-Komödie: absurd, bizarr, mit einem trockenem Humor, den macher Regisseur hätte leicht lächerlich machen können. Ist es einem bewusst, dass der Film nicht ernst zu nehmen ist, kann man sich während der 96 Minuten amüsieren und sich dabei fragen, wie jemand auf solche Ideen kommen kann. Obwohl „Human Nature“ viele sexuelle Witze enthält und viel Nacktheit zeigt, ist der Film nicht mit Sexkomödien-Trash wie „Scary Movie“ zu vergleichen. Wer, jedoch einen neuen „Being John Malkovich“ erwartet, wird enttäuscht.

    Die Schauspieler präsentieren sich alle in guter Form, aber Rhys Ifans, der schräge Mitbewohner von Hugh Grant in „Notting Hill“, ragt in seiner Transformation vom wilden Affenmenschen in einen wahren Gentleman heraus. Patricia Arquette („True Romance“) ist eine gute Schauspielerin ihrer Generation, die nie genug Aufmerksamkeit von Hollywood bekommen hat, aber ihre Darbietung als Lila, die während der Hälfte des Films nackt durch den Wald läuft, zeigt eine weitere Facette ihrer Person. Tim Robbins („Mystic River“) und Miranda Otto („Herr der Ringe“) waren ebenfalls eine passende Wahl für die Besetzung des komplizierten Wissenschaftlers und der sexy Assistentin, die ihren Boss verführen möchtet. Sicher ist, „Human Nature“ ist keine übliche Hollywood-Komödie, aber was will der Film aussagen? Diese Frage wird nicht klar beantwortet. Soll „Human Nature“ eine Gesellschaftskritik sein? Oder eine einfach eine wertfreie Komödie? Die Ironie von „Adaption“ und der einfallsreiche Geist von „Being John Malkovich“ fehlen. Alle Charakteren scheinen Karikaturen ihrer selbst zu sein, aber der fehlende Ausgleich zwischen Sarkasmus und langen, manchmal langweiligen Szenen machen aus „Human Nature“ einen Film für Kaufman/Gondry-Fans, die deren Stil gewohnt sind und ihnen manche Fehler aus der Vergangenheit verzeihen können. Man lernt ja bekannterweise aus Fehlern, und das haben die beiden wohl gemacht.

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