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    Sweet Home Alabama
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    3,0
    solide
    Sweet Home Alabama
    Von Carsten Baumgardt

    Mit der überraschend erfolgreichen Feel-Good-Komödie “Natürlich blond” ist Reese Witherspoon zur Garde der Leading Ladies in Hollywood vorgestoßen. Doch was kommt danach? Ein echter US-Box-Office-Hit! In Andy Tennants zuckersüßer Liebeskomödie „Sweet Home Alabama” spielt der Blondschopf so charmant, dass der Zuschauer bereit ist, die klischeeüberladene, naive Story zu verzeihen.

    Melanie Carmichael (Reese Witherspoon) ist auf dem Höhepunkt ihrer New Yorker Karriere angelangt. Die junge Topdesignerin hat beruflichen Erfolg und nun angelt sie sich auch noch den beliebtesten Junggesellen der Stadt. Andrew (Patrick Dempsey), Sohn der New Yorker Bürgermeisterin (Candice Bergen), macht ihr bei Tiffany’s einen hochromantischen Heiratsantrag. Melanie ist begeistert und willigt ein. Doch es gibt ein Problem: Eigentlich ist sie noch verheiratet. Denn nach ihrer Flucht aus ihrem Heimatkaff im tiefsten Alabama vor sieben Jahren hat sie sich nicht offiziell von ihrem Ehemann Jake (Josh Lucas) scheiden lassen. Das will Melanie auf der Stelle nachholen. Sie kehrt zurück in ihre Vergangenheit, um die Sache aus der Welt zu schaffen. Aus Scham über die ländliche Herkunft ihrer Eltern hat sie zu allem Überfluss auch noch eine Geschichte erfunden, dass sie auf einem riesigen Baumwollgut aufgewachsen sei. Und die New Yorker Presse stürzt sich bereits mit Vergnügen auf die Verlobungsromanze zwischen Melanie und Andrew... Außerdem weigert sich Sturkopf Jake standhaft, die Scheidungspapiere zu unterschreiben...

    Regisseur Andy Tennant haben es offensichtlich die märchenhaften Thema angetan. Nach „Anna und der König“, „Auf immer und ewig“ und „Herz über Kopf“ verleiht der Amerikaner seiner romantischen Komödie „Sweet Home Alabama“ ebenfalls einen märchenhaften Anstrich. Seine Geschichte von der smarten Landpomeranze, die sich den Erfolg in der großen Stadt erarbeitet und anschließend den Reizen des drögen, aber ehrlichen Landlebens verfällt, vereint alle Klischees, die es zu diesem Thema gibt. Das Yuppie-Leben in New York ist oberflächlich, die kauzigen Dorfbewohner sind zwar schroff, aber im Grunde herzensgut. Die einzige Überraschung bei „Sweet Home Alabama“ ist, dass es keine gibt. Der Film verläuft exakt nach Genre-Schema - bis am Ende die wahre Liebe siegt. Denn wie sagt Melanies Noch-Ehemann Jake so schon: „Just ’cause I talk slow, doesn’t mean that I’m stupid.“ Doch bis sie das rausfindet, dauert es noch eine Weile...

    So weit, so langweilig. Warum kann man sich trotzdem ordentlich amüsieren? Zum einen, weil Reese Witherspoon („Ernst sein ist alles“, „Eiskalte Engel“) für die Rolle der toughen Karrierefrau mit ländlicher Vergangenheit perfekt besetzt ist und in Kombination mit Josh Lucas („A Beautiful Mind“) soviel Charme versprüht, dass es nicht darum geht, ob sie wieder zusammenfinden, sondern eher wie und welche Hindernisse aus dem Weg geräumt werden müssen. Das hat allerdings den Nachteil, dass Realisten bei „Sweet Home Alabama“ definitiv im falschen Film sitzen und ins große Gähnen verfallen werden. Denn logisch ist das Ganze keinesfalls. Was um Himmels Willen, soll eine emanzipierte Karrierefrau wieder zurück ins provinzielle Kaff ziehen? Das ist alles andere als glaubhaft. Doch zum Glück kann Witherspoon ihr zweifellos vorhandenes komisches Talent voll zum tragen bringen. Schließlich ist der Film auf ihr Star-Appeal zugeschnitten. Auch der ein oder andere milde Seitenhieb auf die aufeinanderprallenden Kulturen des Großstadt- und Landleben können unterhalten. Wie schon im vergleichbaren „Doc Hollywood“, in dem Michael J. Fox die Vorzüge der Provinz schätzen lernte, sind die Figuren überzeichnet, das gehört schließlich zum Genre.

    Dem Erfolg des Films tat die kalkulierte Formelhaftigkeit in den USA jedenfalls keinen Abbruch. „Sweet Home Alabama“ avancierte zum Sommerhit, spielte mehr als 120 Millionen Dollar ein und etabliert Reese Witherspoon in der ersten Liga. Federleichte, harmlose Unterhaltung mit hohem Charmefaktor: Immerhin das bietet Andy Tennant seinem Publikum. Damit ist "Sweet Home Alabama" in der Weihnachtszeit optimal platziert.

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