Mein Konto
    Der Himmel von Hollywood
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    2,5
    durchschnittlich
    Der Himmel von Hollywood
    Von Henrich Kint

    Es ist erstaunlich. Da lieferte Sönke Wortmann, einer unserer wenigen deutschen Vorzeige-Regisseure, 2001 mit „Der Himmel von Hollywood“ sein Debüt auf amerikanischen Boden ab und der Film staubt drei Jahre lang in den Archiven von Senator Films vor sich hin. Erst heute, nachdem Wortmann im vergangenen Jahr mit „Das Wunder von Bern“ einen der kommerziell erfolgreichsten deutschen Filme aller Zeiten ablieferte, bekommt das Werk doch noch seinen deutschen Kinostart.

    Anlässlich des Beerdigung eines Freundes lernen sich die drei ehemaligen Hollywoodgrößen Kage (Burt Reynolds), Floyd (Rod Steiger) und Tom (Tom Berenger) kennen. Die Karrieren der drei – wenn man sie denn überhaupt noch so bezeichnen kann – haben durch die Bank schon bessere Tage gesehen. Der ehemalige Actionheld Kage ist mittlerweile nur noch ein großer Trinker, der früher als Jungstar gefeierte Tom wurde eben erst aus dem Gefängnis entlassen und Floyd hält sich mit einem Job als Installateur gerade so finanziell über Wasser. Einem Job, den er ohnehin nur ob seiner einstigen Berühmtheit bekommen hat. Die drei schwelgen in Erinnerungen, bemitleiden sich gegenseitig und geben sich dem hemmungslosen Alkoholgenuss hin.

    Das Saufgelage findet jedoch ein jähes Ende, als sie am Hollywood Sign über die übel zugerichtete Leiche eines Mannes stoßen, den Floyd zufälligerweise auch noch wiedererkennt. Es ist der Gangster Toni, den Floyd erst kurz zuvor in einer Mafiavilla gesehen hat, während er dort einen Job zu verrichten hatte. Was tun? Die Polizei informieren, wie es jeder normale Mensch machen würde? Nicht so unser Dreigestirn. Sie legen die Leiche erst einmal auf Eis, observieren die Mafiosi und warten auf den richtigen Zeitpunkt, um eine größere Menge Geld aus den bösen Buben heraus zu pressen und sich somit aller Sorgen auf einen Schlag zu entledigen. Ein Plan, der ihnen ihr gesamtes schauspielerisches Können abverlangt. Er scheint zunächst auch alles aufzugehen, bis Tom beim Abhören der Villa die Stimme seiner ehemaligen Geliebten Paula (Jaqueline Kim) wieder erkennt und dadurch alles ein bisschen komplizierter wird…

    „Der Himmel von Hollywood“ ist die Verfilmung von Leon de Winters recht originellem, gleichnamigem Roman. Da sich de Winter selbst für das Drehbuch verantwortlich zeichnete, durfte man im Vorfeld durchaus auf eine gelungene Tragikomödie hoffen. Doch nachdem 95 Minuten vergangen sind und der Abspann über die Leinwand flimmert, beschleicht einen das bittere Gefühl einen etwas unausgegorenen Film gesehen zu haben. Zu Beginn macht „Der Himmel von Hollywood“ Lust auf mehr, das Ende ist im höchsten Maßen amüsant, doch dazwischen macht sich in de Winters Drehbuch einfach zu viel Leerlauf breit, den Wortmann auch nicht durch eine straffe Inszenierungen übertünchen kann. Den Amerikanern gefiel das Ergebnis ganz und gar nicht. Hinter dem großen Teich fand der Film nicht einmal den Weg in die Kinos, sondern wurde direkt in den Videotheken veröffentlicht.

    Doch so schlecht ist „Der Himmel von Hollywood“ dann auch nicht. Es gibt durchaus Gründe, warum man sich den Film anschauen sollte. Allen voran wäre an dieser Stelle die hervorragend aufgelegte Darstellerriege zu nennen. Insbesondere Burt Reynolds beweist eindrucksvoll, dass er wenig von seinem Witz früherer Tage verloren hat. Doch auch Rod Steiger und Tom Berenger wissen zu überzeugen. Wortmanns charmante Idee, die Rollen der drei alternden Hollywoodstars mit drei alternden Hollywoodstars zu besetzen, geht voll auf und die damit verbundenen Film-im-Film-Momente gehören gemeinsam mit den immer wieder aufgegriffenen und durch den Kakao gezogenen Hollywood-Klischees zu den besten Szenen des Films.

    Trotzdem bleibt schlicht und einfach die bittere Erkenntnis, dass aus dem vorliegenden Stoff mehr gemacht hätte werden können. Was sich aus einer ähnlichen Thematik alles herausholen lässt, bewies Barry Sonnenfeld 1995 eindrucksvoll mit „Get Shorty“. Und verglichen mit diesem Film ist „Der Himmel von Hollywood“ einfach zwei Klassen schlechter. Das Fazit kann daher nur wie folgt ausfallen: Nicht wirklich schlecht, ganz nett, aber definitiv auch nicht mehr.

    Möchtest Du weitere Kritiken ansehen?
    Das könnte dich auch interessieren
    Back to Top