"Gosford Park" ist ein sehr komplexer Film, obwohl - oder gerade weil - er auf kleinem Raum, nämlich dem namensgebenden Landsitz, spielt. Doch dafür gibt es unzählige Figuren, die in den credits der Übersicht halber unter "Above stairs", "visitors" und "downstairs" aufgezählt werden. Das Tolle an Altmans Filmen ist, dass fast alle Figuren - und seien ihre Auftritte noch so kurz - sehr genau charakterisiert werden und komplex sind. Jede einzelne Gestalt könnte quasi ein eigenes Spin-off erhalten, so viel Arbeit steckt dahinter. Dass in der Spielzeit nichts passiert, kann man so nicht sagen. Wie man also mitdenken muss was die Aufmerksamkeit für das Geschehen angeht, so muss man auch mitdenken wie die Figuren so sind. -
Gespalten in zwei Teile, überzeugt "Gosford Park" vor allem als Milieustudie. In kleinen wie großen Szenen entlarvt er durchaus das scheinheilige Verhalten der Snobs und stellt sich durchaus auf die Seite des Dienstpersonals. Dabei haben die Figuren von oben, die das Geld brauchen, sicher ihre Gründe so oder so zu agieren (Ironisch-lustig ist sicher, dass gerade der Künstler, den die Leutchen so belächeln, hier am wenigsten abgehoben erscheint). Das Ganze geschieht mit teils echt guten, doppelböden Witzen und hat etwas sehr satirisches. Dass man dann aber gar kein echtes Whodunnit-Konzept probiert, ist etwas schade, weil dieser zweite Teil des Films da nicht mehr so überzeugt. Das liegt nicht einmal daran, dass der Krimiplot zu simpel wäre - nein, eher liegt es an der eigentlich sehr ernsten und traurigen Geheimnis, die durch die fast schon comic relief-artigen Figur des Inspektors und seines Constables ein wenig ins Lächerliche gezogen wird. Auch dass kaum ein Charakter um den Emordeten trauert, vor allem aber keine Angst vor dem noch frei herumlaufenden Mörder hat, wirkt irgendwie sehr unrealistsich für das ansonsten doch ziemlich gut gezeichnete Bild. -
Fazit: Man merkt "Gosford Park" an, dass er insbesondere mit seiner Gesellschaftskritik ein bisschen Satire sein will. Mit dieser Prise funktioniert das wunderbar. Dafür bleibt aber der Krimiteil auf der Strecke, der einfach etwas knackiger hätte sein müssen angesichts der letztlichen Storykonstellation.