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    Ey Mann - Wo is' mein Auto?
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    2,0
    lau
    Ey Mann - Wo is' mein Auto?
    Von Lars-Christian Daniels

    Eine ausufernde Party, vollbusige Schönheiten, Alkohol im Überfluss und der verkaterte Morgen danach – wer denkt da nicht sofort an Todd Phillips‘ Erfolgskomödie „Hangover", den Überraschungshit des Kinojahres 2009? Während die nächtlichen Eskapaden des „Wolfsrudels" längst Kult sind und Fans bereits dem nahenden „Hangover 2" entgegenfiebern, fristet Danny Leiners thematisch ähnlich gelagerter Film „Ey Mann, wo is' mein Auto?" heute nur noch ein stilles Videothekendasein. Und das kommt nicht von ungefähr: Seine kurz nach der Jahrtausendwende in den Kinos gestartete Komödie mag dank ihrer blödelnden Protagonisten und einigen gelungenen Einfällen zwar in alkoholisierter Männerrunde für prächtige Unterhaltung sorgen, ist in nüchternem Zustand aber kaum zu ertragen. Das Drehbuch von Philip Stark verliert sich nach einem witzigen Auftakt in einer vollkommen bescheuerten Science-Fiction-Geschichte und fährt den erst so erfrischend unkompliziert scheinenden Film so mit Vollgas vor die Wand.

    Jesse (Ashton Kutcher) und Chester (Seann William Scott) sind so ziemlich die größten Loser, die man sich vorstellen kann. Wenn sie nicht gerade kiffen, den Tag verschlafen oder ihre Freundinnen Wanda (Jennifer Garner) und Wilma (Marla Sokoloff) auf die Palme bringen, faulenzen sie gemeinsam auf der Couch, schauen stundenlang Discovery Channel oder vertreiben sich die Zeit mit Daumencatchen. Nach einer durchzechten Nacht samt folgenschwerem Filmriss stellt Jesse jedoch fest, dass sein Auto weg ist. Was aber ist letzte Nacht geschehen? Auf der Suche nach den verlorenen Stunden begegnen die beiden einer ganzen Reihe seltsamer Gestalten, die es alle auf das gleiche Objekt abgesehen haben: einen ebenso mächtigen wie rätselhaften Kontinuum-Transfunktionator...

    Eine Pizza klebt an der Zimmerdecke, im Kühlschrank steht ein gutes Dutzend Familienpackungen Schokoladenpudding, ein verwahrloster Fremder pinkelt im Hintergrund wie selbstverständlich in den Blumenkübel – Jesse und Chester halten offenbar nicht viel von Putzdienst, Einkaufsplänen und festen Spielregeln. Das ist aber auch schon alles, was der Zuschauer einleitend über die beiden Vorzeigeversager erfährt, sieht man einmal davon ab, dass ihre Freundinnen sie seit einem Jahr zur Keuschheit nötigen und herzlich wenig Verständnis dafür zeigen, dass die Jungs ihr Haus über Nacht in ein Schlachtfeld verwandelt haben. Die simple Ausgangssituation um den Filmriss der zwei Chaoten ist zunächst aber auch vollkommen ausreichend: „Ey Mann, wo is' mein Auto" lebt eine ganze Weile von der amüsanten Rekonstruktion der nächtlichen Odyssee, die in „Hangover"-Manier nach und nach peinliche Details ans Tageslicht bringt.

    Vorausgesetzt, der Zuschauer entwickelt ein Mindestmaß an Sympathie für Jesse und Chester – und kann zum Beispiel darüber lachen, dass sich die zwei Freunde in einer der bekanntesten Filmszenen eine halbe Minute lang über die auf den Rücken tätowierten Wörter „Sweet" und „Dude" ereifern. Nicht nur hier harmonieren Ashton Kutcher („Kiss & Kill") und Seann William „Stifler" Scott („American Pie") als Hauptdarstellerduo prächtig. Der Spaß an ihren Rollen ist ihnen immer wieder anzumerken. Neben dem köstlichen Auftakt in der zugemüllten WG zählt ein Verhör auf dem Polizeirevier, bei dem Jesse und Chester durch Foltern einer Gummipuppe zur Aussage gezwungen werden sollen, zu den spaßigsten Passagen des Films. Doch ausgerechnet bei den Running Gags lässt Drehbuchautor Philip Stark die Treffsicherheit vermissen: Vor allem das nervtötende Prozedere am Bestellschalter eines asiatischen Schnellimbisses wird deutlich überstrapaziert.

    Dass „Ey Mann – wo is‘ mein Auto" letztlich nicht ganz im Mittelmaß ankommt, liegt aber vor allem daran, dass der Verbleib von Jesses Rostlaube nur als einleitender Aufhänger dient. Schon bald ließe sich der Film problemlos umtiteln in: „Ey Mann, wo is‘ der Kontinuum-Transfunktionator?", dessen geheimnisvolle Existenz ebenso kalt lässt wie die Armada aus skurrilen, aber fürchterlich unlustig geratenen Weltraumfreaks und Silikonschönheiten, die die zweite Filmhälfte zunehmend zur Trash-Orgie verkommen lassen. Da passt es ins Bild, dass die visuellen Effekte qualitativ in der Liga von Scooters Music-Clip zu „Hyper, Hyper" spielen.

    Zu allem Überfluss kopiert Autor Philip Stark auch noch aus anderen Komödien: Den uralten Penis-unterm-Röckchen-Gag bemühte unter anderem „Die nackte Kanone 33 1/3", das Gedankenauslöschen per Knopfdruck kennt der Zuschauer bereits aus „Men in Black", in dem unerwünschte Augenzeugen fleißig „geblitzdingst" werden. „Ey Mann, wo is' mein Auto?" unterhält dank sympathischer Hauptfiguren eine ganze Weile prima. Der Kampf gegen den eigenen Trashfaktor geht am Ende vor allem deswegen verloren, weil die Sci-Fi-Handlung um die Rettung des Universums, die ausgerechnet in den Händen der zwei Paradechaoten liegen soll, schlichtweg nicht halb so witzig wie die Aufarbeitung der nächtlichen Schandtaten ist.

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