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    Catwoman
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    1,5
    enttäuschend
    Catwoman
    Von Melize Colucci

    Manch einer mag sich vielleicht fragen, wer denn diese ominöse Catwoman ist. Die wahrscheinlichste Antwort: Batmans Freundin und geheime Liebe. Oder auch: ein hinterlistiger Comic-Charakter aus Gotham City, erstmals 1940 erschienen. Wer aber ist Catwoman 2004? Catwoman 2004 zerstört alle Vorstellungen, die Comic-Fans bisher von der geheimnisvollen, sich als Katze verkleidenden und Superhelden aus der Fassung bringenden Frau hatten.

    Der Vorspann zeigt Pyramidenwände voller Hieroglyphen über die Anbetung der Göttin Bastet, eine Frau mit dem Kopf einer Katze. Darauf folgt die Auswanderung der ägyptischen Mau-Katze nach Europa, Afrika und den Amerika. Dabei erfahren wir, dass es bereits mehrere Frauen wie Catwomen gab. Dass schon der Anfang kitschig ist, lässt sich ja noch halbwegs ertragen. Auch als, wie schon im Trailer zu sehen, eine Leiche im Wasser treibt und dies wie ein klassischer Noir-Film wirken soll, versuchen wir uns dem Film weiterhin vorurteilsfrei anzunähern. Dann sagt plötzlich Halle Berry: „Alles begann an dem Tag, als ich starb.“ Oder vielleicht sollte man es umformulieren: „Alles ging den Bach runter, als ich den Academy Award bekommen habe.“ Halle Berry ist Patience Phillips, eine Produktdesignerin in Diensten des erfolgreichen Kosmetikkonzern „Herade Beauty“. Sie ist ein altmodisches, unscheinbares Mauerblümchen ohne Sinn für Mode. Durch Zufall findet sie heraus, dass Herades neuestes Produkt "Beau-line" giftig ist. Die beiden Inhaber der riesigen Firma, George Hedare (Lambert Wilson aus „Matrix“) und das eiskalte Ex-Topmodel Laurel (Sharon Stone), haben keine andere Wahl, als die ohnehin langweilige Patience umzubringen. Das Firmenmotto lautet schließlich „Jugend und Schönheit um jeden Preis“. Nach ihrer Ermordung wird Patience am Ufer des Kanals von Katzen gefunden und der mysteriöse Vierbeiner, der schon ein paar Szenen vorher zu sehen war, holt sie mit einer Art „göttlichem Lebenshauch“ zu den Lebenden zurück. Der grünliche Atem der CGI-Katze schenkt der neuen Catwoman auch ihre besonderen Superkräfte. Nach ihrer Verwandlung muss sich Patience ihrer neuen Situation anpassen, und das heißt: sexy Lederoutfit anziehen, die Haare färben und kurz schneiden, sich mit dem Cop Tom Lone (Benjamim Bratt) einen Freund besorgen und viel Thunfisch konsumieren. Nebenbei versucht sie, die Verantwortlichen für ihren „Tod“ zu finden und sich zu rächen.

    Es stimmt sicherlich, dass Sharon Stone die beste Wahl für die Rolle Laurels gewesen ist, keine andere Schauspielerin hätte sowohl Schönheitsideal als auch Macht in der Chefetage repräsentieren können. Wenn die Dialoge bloß nicht so lau wären, wäre Stone vielleicht auch nicht so blass rüber gekommen. Gut, dass sie sich für „Basic Instinct 2“ entscheiden hat, bis dahin vergessen wir Laurel Herade. Halle Berrys Karriere allerdings wird wohl bald im Katzenklo landen, wenn sie nicht ein besseres Händchen bei der Auswahl ihrer Filmrollen entwickelt. Schon „Gothika“ war eine eher ernüchternde Erfahrung für die erste afro-amerikanische Frau, die mit dem Oscar als beste Hauptdarstellerin ausgezeichnet wurde (2002 für „Monster's Ball“). Positiv ist, dass sie nun in „Catwoman“ wenigstens wieder eine gute Figur abgibt - zumindest im zerrissenen Lederkostüm. Über „Catwoman“ sagt sie: „Der Film konzentriert alle Fantasy-Visionen auf ihre Person. Alle Frauen träumen davon, so zu sein wie sie - und die Männer wünschen sich, mit ihr zusammen zu sein. In mancher Hinsicht verkörpern Katzen die wahre weibliche Psyche: Sie lassen sich nicht durchschauen, und man muss sich große Mühe geben, um sich ihr Vertrauen und ihren Respekt zu verdienen. Da sind sie sehr zurückhaltend. Ich habe mal den Spruch gehört: ,Hunde haben Herren, Katzen haben Diener’. Und das stimmt!“ Können wir aber „Catwoman“ respektieren? Die Frage bleibt offen. Berry liefert keine weltbewegende Darstellung ab und nimmt obendrein ihre Rolle viel zu ernst. Dadurch wirken manche Szenen unabsichtlich komisch und übrig bleibt nur Hohn und Spott. Wie zum Beispiel als sie das Wort „perfekt“ nicht ausspricht, sondern schnurrt. Und dies mit todernster Miene! Auch als sie gemeinsam mit Catwomans Verfolgern und Patiences Flirt Benjamim Bratt auf der Leinwand zu sehen ist, strahlt sie keinerlei Charisma aus. Nur ein einziges Mal empfindet man so etwas wie Sympathie für das Pärchen: als sie im HipHop-Rhythmus eines Rapvideos ein Basketball-Duell ausfechten.

    Bratt hatte in der Erfolgsserie „Law And Order“ vier Jahre lang die Rolle des Detektivs Reynaldo Curtis verkörpert, die ihm sogar eine Emmy-Nominierung einbrachte. Der gutaussehende Kalifornier lässt allerdings an der geistigen Gesundheit seines Detektiv Tom Lanes arge Zweifel aufkommen. So bemerkt er beispielsweise nicht, dass Catwoman nicht nur die gleiche Stimme wie Patience hat, sondern auch noch denselben Körperbau wie seine Flamme. Doch obwohl Tom Lanes Suche nach Catwoman kein richtiges Katz- und Maus-Spiel ist, bleibt Bratt durchgehend sympathisch, auch wenn das inkompetent geschriebene Drehbuch (von John Rogers, John D. Brancato und Michael Ferris) keinen Raum für ernsthafte Schauspielkunst bietet.

    Wer jedoch einen Beweiß seiner künstlerischen Fähigkeiten abliefern möchte, ist Pitof, der No-Name-Regisseur dieser 85 Millionen Dollar teuren Superproduktion. Der Franzose begann in den 80er Jahren seine Karriere und arbeitete zunächst hauptsächlich als Graphikdesigner, Softwareentwickler und als Regisseur für Musikvideos und Werbespots. Mit dem Film „Vidocq“ wurde ihm 2001 erstmals internationale Anerkennung zuteil. In „Catwoman“ wagt er den Schritt zurück zu seinen Wurzeln und macht aus dem Film einen überlangen Videoclip mit derartig vielen unnötigen Schnitten, dass sich Epileptiker vor Ende der Vorstellung von Krämpfen geplagt auf dem Boden wälzen werden. Pitof behält diesen erschöpfenden Stil konsequent bei und zerstört dadurch sogar die verheißungsvolle Kampfszene zwischen der halbnackten Heldin und der Frau mit dem Marmorgesicht. Der Kampf ist langweilig. Sogar Frauenwrestling ist spannender und macht mehr Spaß! Das Set-Design lässt ebenfalls zu wünschen übrig. Der Ort des großen Showdowns der beiden Schönheiten sieht es so aus, als hätten die Produzenten lediglich das Studio ausgeräumt, mit ein paar Fotos von Sharon Stone dekoriert und das war's.

    Desweiter stören mehrere Kleinigkeiten und Absurditäten den „Filmgenuss“. Die bekannte Theater - und Kinoschauspielerin Frances Conroy verkörpert Catwomans Mentorin Ophelia Powers. Dabei sieht sie aus wie eine alte Hippiefrau ohne Emotionen. Was sie Patience über den Katzenmythos erzählt, kann jeder auf der Whiskas-Homepage nachlesen. Auch als sie Catwoman ein Bündel Katzenminze vor die Füße wirft und diese das Bällchen schnappt, wirkt sie dabei wie eine Drogenanhängige auf Entzug. Die meisten werden über diese eher tragische Szene aber nur laut lachen können. Schlimmer wird es, als sie Patience Fotos anderer Katzenfrauen zeigt und dabei ein Bild von „Batmans Rückkehr“-Catwoman Michelle Pfeifer aus dem Jahr 1992 zu sehen ist. Das hätten sich die Produzenten lieber verkniffen, denn jetzt vergleichen wir Catwoman 2004 doch wieder mit der latextragenen und wirklich sexy daher kommenden Selina Kyle. Ach die alten Zeiten...

    „Catwoman“ versucht durch viele CGI-Effekte zu punkten. Das lebensrettende Kätzchen Midnight sieht schon süß aus, aber Berrys Digitalversion wirkt wie ein Sumpffrosch aus der „Matrix“, der versucht, wie Spider-Man durch die Stadt zu springen. Dass Katzen im Dunkeln sehen können, scheinen die Filmemacher auch vergessen zu haben. Warum sonst ist im Film komischer Weise immer Vollmond? Die CGI-Passagen sind nicht ganz so übertrieben lächerlich wie bei „Van Helsing“ oder „Die Liga der außergewöhnlichen Gentlemen“, aber das macht den Film auch nicht besser. Warner wollte aus „Catwoman“ eigentlich ein Franchise nach dem Modell der letzten Superhelden-Hits machen, aber dies hat sich wohl von selbst erledigt. In den USA erhielt „Catwoman“ miserable Kritiken und auch an der Kinokasse floppte der Film gar heftig. Da kann Halle Berry miauen, fauchen und kratzen wie sie will. Tatsache ist, dass ein tolles Budget und ein (oder zwei) Sexsymbol(e) noch kein Garant für einen Erfolg sind. Und ein Drehbuch, das einfallslos ist und die Intelligenz des Zuschauers beleidigt, trägt den Rest zum Untergang bei. Wer knalliges, hirnfreies Popcornkino sucht, mag seinen Spaß haben, aber „Catwoman“ als Film zu bezeichnen ist fast schon ein Witz. Die beste Szene ist sicherlich der Abspann, wenn die Mitwirkenden dieses Sommerflops aufgelistet werden und der Kinosaal wieder erleuchtet wird. So sind die Verantwortlichen jetzt wenigstens alle namentlich bekannt...

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