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    Swimfan
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    0,5
    katastrophal
    Swimfan
    Von Jürgen Armbruster

    Man mag von Adrian Lyne halten was man möchte, doch es ist zweifelsohne ihm zu verdanken, dass das Genre des erotischen Thrillers salonfähig wurde. Auch wenn die qualitativen Inhalte seiner Werke durchaus angezweifelt werden dürfen, so sind sie doch fest in die Erinnerung eines jeden eingebrannt. Wer wird je die beinahe legendäre Kühlschrankszene mit Kim Basinger in „9 ½ Wochen“ oder Robert Redfords „Unmoralisches Angebot“ an Demi Moore vergessen? Obwohl er im letzten Jahr mit „Untreu" Diane Lane zu einer Oscarnominierung verhalf, ist sein größter Film zweifelsohne „Eine verhängnisvolle Affäre“ mit Michael Douglas und Glenn Close in den Hauptrollen. Adrian Lyne und „Swimfan“ – wie passt das zusammen? Nun, was John Polson hier abliefert, ist nichts anderes als Lynes „Eine verhängnisvolle Affäre“, in der die Geschichte von New York ins vorstädtische Highschoolmilieu verlegt und sämtliche Spannungspunkte entfernt wurden.

    Ben Cronin (Jesse Bradford) ist der Star seiner Schule. Er ist nicht nur der Kapitän und Leistungsträgers der Schwimm-Mannschaft, sondern auch mit dem hübschesten Mädchen der Stadt, der zauberhaften Amy (Shiri Appleby), zusammen. Als sich dann noch die Talentscouts eines Colleges ankündigen und ihm ein Stipendium in Aussicht stellen, scheint das Glück perfekt. Doch es ist Unheil in Form einer neuen Schülerin in Verzug. Madison (Erika Christensen) hat es von der ersten Minute an auf Ben abgesehen und verfolgt ihr Ziel mit allen nur erdenklichen Tricks. Ihr gelingt es tatsächlich, Ben zu verführen, doch was für ihn nicht mehr als ein Seitensprung ist, ist für sie die große Liebe. Es kommt, was kommen muss: Die ohnehin schon durchgeknallte Madison dreht vollkommen durch und versucht alles, um ihren Ben zurück zu gewinnen. Selbstverständlich schreckt sie dabei vor nichts zurück.

    Das größte Problem, an dem „Swimfan“ krankt ist, dass der Zuschauer immer genau weiß, was in der nächsten Szene geschehen wird. Es existiert keinerlei überraschende Handlungswendung, was dadurch den ohnehin kaum vorhandenen Spannungsbogen gegen Null tendieren lässt. Was der Zuschauer hier über sich ergehen lassen muss, sind die wahrscheinlich längsten 85 Minuten der letzten Jahre. Im Vergleich zu „Swimfan“ wirkt eine Kochstunde mit Alfred Biolek wie eine Inszenierung von Alfred Hitchcock. Doch neben der kaum vorhandenen Storyline sind die Produzenten noch in ein weiteres, kapitales Fettnäpfchen getreten. Erika Christensen ist eine totale Fehlbesetzung. Wusste sie im oscarprämierten Meisterwerk „Traffic" an der Seite von Michael Douglas als drogensüchtige Senatorentochter noch zu überzeugen, ist ihre Performance in „Swimfan“ ein mimischer Offenbarungseid. Der Rolle als eiskalte Verführerin wird sie zu keiner Zeit gerecht. Wenn sie ihre schauspielerischen Mängel wenigstens noch durch ihr Aussehen kompensieren könnte, aber – Hand aufs Herz – Shiri Appleby (bekannt aus der TV-Serie „Roswell“) ist die wesentlich attraktive der beiden Damen. Die Beweggründe für Bens Seitensprung bleiben unerklärlich. Warum auswärts Lambrusco schlürfen, wenn zuhause im Kühlschrank eine Flasche Chianti auf einen wartet?

    John Polson versucht zu retten, was zu retten ist, aber einzig von interessanten Kameraeinstellungen und ausgeklügelter Beleuchtung - hiermit sind vor allem die Szenen im Schwimmbad gemeint - kann heutzutage kein Film mehr leben. Oder etwa doch? Die amerikanischen Einspielergebnisse von knapp 30 Mio. Dollar sprechen eigentlich dafür, in Wirklichkeit ist dies allerdings nur ein Beleg für die Naivität der heutigen Jugend. Es wird von der Marketingabteilung geschickt ein Film der Machtart „Eiskalte Engel“ propagiert und es strömen Massen von 14- bis 17-Jährigen ins Kino. Ein letzter Appell an die Zielgruppe von „Swimfan“: Bitte denkt zwei Mal nach, was ihr da vorhabt, denn „Swimfan“ ist definitiv einer der schlechtesten Filme dieses Jahres.

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