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    Voll verheiratet
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    1,0
    schlecht
    Voll verheiratet
    Von Ulrich Behrens

    Brittany Murphy ist eine Schauspielerin, die selbst in schlechten Filmen mit miesen Drehbüchern noch etwas retten zu können scheint. Nach ihrer exzellenten Leistung in „8 Mile" (2003) kann man sie jetzt in einer Mixtur aus Sitcom, Slapstick, romantic comedy und Drama sehen, und sie ist die einzige in diesem Film, von der man sagen könnte: noch ganz passabel. Shawn Levy und sein Drehbuchautor Sam Harper konnten sich offensichtlich nicht entscheiden, was sie wollten. „Voll verheiratet“ ist weder eine „seriöse“ Komödie, noch ein „komisches“ Drama, noch durchgehend Slapstick, noch klassische romantische Komödie. That’s the problem with this.

    Tochter reicher Eltern – Sarah (Brittany Murphy) – lernt chaotischen und nur „streckenweise“ beschäftigten Radio-Reporter – Tom (Ashton Kutcher) – kennen. Liebe auf den ersten Blick, so scheint es, und selbst die Einwände des millionenreichen Papas (David Rasche) gegen das arme Würstchen polnischer Abstammung können nicht verhindern, dass die beiden zusammenziehen und heiraten. Wer heiratet, lässt die Hochzeitsreise folgen. Und wie es sich für anständige Amerikaner gehört, geht’s nach good old Europe. Diese Reise ist allerdings von Hindernissen am laufenden Band geprägt. Zuerst setzt Tom ein Schlosshotel in den Alpen durch einen Kurzschluss fast in Brand, als er versucht, einen Vibrator mit amerikanischem Stecker in eine dazu nicht passende Steckdose zu zwängen, dann bleiben beide bei einem Verkehrsunfall mit ihrem Auto im Schnee stecken. In Venedig geht es gerade so weiter. In einem baufälligen Hotel, das diesen Namen kaum verdient hat, durchbrechen beide die Wand zum Zimmer eines anderen Paares, als sie versuchen, endlich ihre Hochzeitsnacht nachzuholen. Zu allem Überfluss erscheint im selben Hotel in Venedig auch noch Peter Prentiss (Christian Kane), ein reicher Schnösel, der schon lange hinter Sarah her ist und nur darauf wartet, dass sie von Tom die Nase voll hat. Prentiss scheint gute Chancen zu haben, als sich angesichts der Missgeschicke und einiger anderer Probleme zwischen Tom und Sarah der Bruch zwischen beiden ankündigt. Zurück in der Heimat wollen beide offenbar nichts mehr voneinander wissen ...

    An diesem Film stimmt so gut wie nichts. Vom Vibrator auf der Hochzeitsreise über Sex auf der Flugzeugtoilette, bei der Tom seinen Fuß in der Kloschüssel einklemmt und der Stewardess mit der Tür die Nase demoliert, bis zum Unfall im Schnee – Tom wirft einem vorbeifahrenden Auto einen Schneeball hinterher, um es zum Anhalten zu bewegen; die Fahrerin fährt zurück und schiebt das Auto von Tom und Sarah den Abhang hinunter (Hohoho!) – und den dämlichen Verhaltensweisen im Schlosshotel, als Tom einen Kurzschluss auslöst und der Hotelmanager und Tom sich verhalten, als wenn sie nicht von dieser Welt wären – all diese gequälten und gar nicht komischen „Einlagen“ machen „Just married“ zu einem Leidensweg – nicht für das Paar, sondern für das Publikum.

    Nicht nur das: Die Charaktere in dieser Klamotte sind keine. Sarahs Eltern etwa. Vater und Mutter sind nicht einmal ein Hauch von glaubwürdig. David Rasche und Veronica Cartwright spielen nicht einmal Abziehbilder, nicht einmal Klischees reicher Amerikaner, sondern setzen uns Figuren vor, die schlicht blöde sind. Den Rest der Crew kann man sowieso vergessen: Statisten in einem Drehbuch, das sich selbst weder als Komödie, noch als Drama ernst nimmt. Dazu gehört auch Christian Kane als Möchtegern-Partner von Sarah. Dann montiert Levy „ernste“ Szenen in den Film, etwa ein Gespräch zwischen Tom und seinem Vater, das vor Banalität und simpel gestrickter Psychologie über die Frage: Wie kommen Mann und Frau zusammen und bleiben beieinander, nur so strotzt. Marke: Auf den Familienfotos sind immer nur die schönen Seiten zu sehen. Dazwischen muss man an der Liebe arbeiten, um die nächsten schönen Fotos zu garantieren. Hilfe! Ähnliches gilt für „Gespräche“ zwischen Tom und seinem Freund.

    Brittany Murphy („Sag' kein Wort") ist sympathisch, die einzige Figur in diesem Spielchen, mit der man sich punktuell zumindest identifizieren kann. Ashton Kutcher hingegen ist eine schauspielerische Katastrophe. Er hampelt durch den Streifen, als wenn man ihn zwischen zwei anderen Filmen mal eben in diesen hineingezwängt hätte. Kutcher spielt in bezug auf seine Rolle „Anwesenheit“, ist aber letztlich permanent abwesend. Das führt vor allem dazu, dass die Chemie zwischen Kutcher und Murphy nur sporadisch funktioniert. Insgesamt ist die Beziehung zwischen Tom und Sarah wenig überzeugend. Man kann es auch so formulieren: Das Drehbuch will auf Teufel kaum raus eine gelungene Liebesbeziehung mit allem Drum und Dran, kann dies aber nicht umsetzen. Das macht den Film in einem negativen Sinn: albern und kindisch. Beide sind nicht mit sich beschäftigt, sondern mit gewollten Peinlichkeiten, Unfällen, Missgeschicken und einem gescheiterten Drehbuch. Die Verliebten haben sich nichts zu sagen. Das saure Sahnehäubchen auf diese emotionale Leere ist dann der Vibrator auf der Hochzeitsreise. What the hell!

    Der Hammer folgt nach der katastrophalen Europa-Reise (es bleibt übrigens ein Geheimnis des Drehbuchs, warum diese Hochzeitsreise in Europa stattfinden musste): Tom „entdeckt“, dass er ohne Sarah nicht leben kann. Wieso eigentlich, die beiden kennen sich – so wie die Rollen dargeboten werden – überhaupt nicht wirklich? Schnaps ist Schnaps und Schein ist Schein. Hier werden weder der Himmel, noch die Hölle auf Erden oder gar beides produziert, sondern schlichtweg billiger Nonsens.

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