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    The Italian Job - Jagd auf Millionen
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    3,5
    gut
    The Italian Job - Jagd auf Millionen
    Von Carsten Baumgardt

    Remakes stehen in Hollywood weiter hoch im Kurs. Warum soll ein erfolgreiches Konzept Jahrzehnte später nicht noch einmal funktionieren? Genau das trifft auch auf F. Gary Grays Neuauflage des klassischen Heist-Movies „Charlie staubt Millionen ab“ (1969, mit Michael Caine) zu. Der Action-Thriller „The Italian Job“ präsentiert sich in modernem Gewand und überzeugt ähnlich wie Steven Soderberghs raffiniert-ironisches Gaunerstück „Ocean's Eleven" mit exakt getimter Action, spritzigen Dialogen und unterhält trotz fehlendem Anspruch hervorragend.

    Der Coup ihres Lebens ist von Superhirn Charlie Croker (Mark Wahlberg) bis ins kleinste Detail perfekt ausgetüftelt. In Venedig raubt seine Gang Goldbarren im Wert von 35 Millionen Dollar. Alle Crewmitglieder sind nach ihren außergewöhnlichen Fähigkeiten eingeteilt. Als da wären: Safeknacker-Veteran John Bridges (Donald Sutherland), Computergenie Lyle (Seth Green), der virtuose Fahrer Rob (Jason Stratham), Explosionsexperte Left Earl (Mos Def) und das undurchsichtige Allroundtalent Steve (Edward Norton). Nachdem der Beutezug reibungslos über die Bühne geht und die italienische Polizei spektakulär ausgetrickst wurde, folgt die große Überraschung.

    Steve hat ganz anders geplant und bestiehlt die Bande mit einem zweiten Team. Er erschießt John, die anderen versinken samt leerem Geldtranssporter in eiskaltem Flusswasser. Ohne dass Steve es mitbekommt, können sie sich retten. Ein Jahr später nehmen sie in Los Angeles Steves Spur wieder auf - sie wollen sich das Gold zurückholen. Charlie motoviert Johns Tochter Stella (Charlize Theron), die sonst als Sicherheitsexpertin ihre Safeknackerkünste anbietet, am Rachefeldzug mitzuwirken...

    F. Gary Gray fiel zunächst durch sein Bankräuber-Ghettodrama „Set It Off“ positiv auf, bevor er Kevin Spacey und Samuel L. Jackson in dem Thriller-Drama „Verhandlungssache" zu Höchstleistungen animierte. Nur mit dem lauen Vin-Diesel-Reißer „Extreme Rage" verschwendete er zuletzt sein Talent. Nun zeigt er mit „The Italian Job“ wieder, welch ausgezeichneter Regisseur er ist. Er verpasst der Vorlage aus dem Jahr 1969 ein angemessenes Faceliftung und verlegt die Haupthandlung (ähnlich wie beim artverwandten „Die Bourne Identität“) von Europa nach Amerika. Diesmal ersetzt Los Angeles Turin als Schauplatz. Die einführende Einbruchssequenz in Venedig ist spektakulär und strotzt nur so voller Esprit – atmosphärisch passend eingefangen von „Memento"-Kameramann Wally Pfister.

    Jedes Crewmitglied bekommt dankenswerterweise einen Background verordnet, sodass die Identifikation des Publikums einfach ist. Locker und leicht geht Gray zu Werke – alles geschieht mit einem kleinen Augenzwinkern und Raffinesse. Der oft unterschätzte Mark Wahlberg (großartig in>„Boogie Nights", farblos in „Planet der Affen") überzeugt tatsächlich als geniales Hirn der Bande, während seine Co-Stars sich nahtlos in die gute Ensembleleistung einfügen. Donald Sutherland glänzt bei seinem leider zu kurzen Auftritt mit knorriger Präsenz. Auch Charlize Theron („Gottes Werk und Teufels Beitrag“, „Im Auftrag des Teufels“) ist die toughe Safeexpertin durchaus abzunehmen, abgesehen davon ist die Südafrikanerin - wie eh und je - eine absolute Augenweide. Lediglich Edward Norton („25 Stunden", „Fight Club"), der in einer Nebenrolle als eiskalter Gangster-Mörder agiert, spielt unter seinen Möglichkeiten und wirkt ein wenig lustlos. Vielleicht liegt es daran, dass er den ganzen Film mit einer absurden Rotzbremse im Gesicht bestreiten muss. Sein Spiel ist natürlich immer noch sehr solide (Ähnliches passierte ihm auch bei „Roter Drache"), aber der Ausnahmeschauspieler kann mehr.

    So ist „The Italian Job“ ein actionlastiges, aber launiges und raffiniertes Heist-Movie, das von Anfang bis Ende auf hohem Niveau unterhält. Motorboot-Jagden durch Venedigs Kanäle, Verfolgungsjagden im Minicooper und nicht zuletzt das größte Verkehrschaos, das L.A. wohl je gesehen hat, bieten dem Zuschauer packende Schauwerte - neben den kurzweiligen Dialogen, die mit Onelinern und Runnings Gags (Computergenie Seth Green rühmt sich als Napster-Erfinder) gespickt sind. Unterhaltung pur, charmant inszeniert. Das sah das US-Publikum genauso und machte „The Italian Job“ mit einem Einspiel von knapp 100 Millionen Dollar zu einem Überraschungshit.

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