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    Bad Boys II
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    3,0
    solide
    Bad Boys II
    Von Jürgen Armbruster

    "Bad Boys" war für Will Smith und Martin Lawrence 1995 ein entscheidender Schritt von ambitionerten Jungstars zu gefragten Hollywood-Mimen. Dass bei einem weltweiten Einspiel von über 140 Millionen Dollar irgendwann ein zweiter Teil folgen musste, lag auf der Hand. Dem verantwortlichem Produzenten Jerry Bruckheimer gelang es nicht nur, die beiden Hauptdarsteller des ersten Teils vom Projekt „Bad Boys II“ zu überzeugen, sondern er brachte auch Action-Veteran Michael Bay dazu, ein weiteres Mal auf dem Regiestuhl Platz zu nehmen. Die wesentlichen Positionen wurden also identisch wie im Vorgänger besetzt. Ein durchaus positiv zu bewertender Umstand, der die Hoffnungen auf ein gelungenes Sequel schürte.

    Im Mittelpunkt stehen auch diesmal selbstverständlich Mike Lowrey (Will Smith) und Marcus Burnett (Martin Lawrence), ihres Zeichens Beamte des Miami Police Department. Zwei Freunde und Kollegen, wie sie gegensätzlicher eigentlich nicht sein könnten. Auf der einen Seite der coole, immer einen flotten Spruch auf den Lippen habende Frauenheld Mike, auf der anderen der bodenständige, permanent am Rande des Nervenkollaps stehende Familienvater Marcus. Als sich Mike jedoch mit Marcus’ bildschöner Schwester Sydney (Gabrielle Union) einlässt, droht der Freundschaft plötzlich ein abruptes Ende. Für Marcus ist Mike nicht gut genug für Sydney, was er diesem auch unmissverständlich deutlich macht.

    Doch dies ist an sich nur ein Nebenschauplatz. Ihr eigentliches Problem ist der kubanische Drogenbaron Hector Juan Carlos Tapia (Jordi Mollá), genannt Johnny, der der Polizei bei den Ermittlungen immer wieder durch die Finger rutscht. Sein Aufenthaltsort ist zwar bekannt, wie er die Drogen ins Land schmuggelt jedoch nicht. Daher versucht das DEA (Drug Enforcement Agency = amerikanische Anti-Dorgen-Einheit) einen verdeckten Informanten bei Johnny einzuschleusen, um dessen Hauptquartier zu infiltrieren. Das Los fällt auf niemanden geringeres als die ehrgeizige Nachwuchsagentin Sydney! Mike und Marcus sind davon verständlicher Weise alles andere als begeistert und versuchen alles, um ihr bei ihrem gefährlichen Auftrag zu helfen.

    Welch alles andere als überraschende Wendung die Geschichte zum Ende hin nimmt, liegt auf der Hand, soll aber trotzdem an dieser Stelle nicht explizit erwähnt werden. Allerdings muss deutlich darauf hingewiesen werden, dass die erzählte Geschichte der große Schwachpunkt von „Bad Boys II“ ist, was wohl darauf zurückgeführt werden kann, dass mit dem Ehepaar Marianne und Cormac Wibberley sowie Ron Shelton drei Drehbuchautoren gemeinsam an einem Projekt arbeiten mussten, die so ganz und gar nicht zusammen passen. Die Wibberleys haben sich durch größtenteils anspruchslose Bombastorgien wie „The 6th Day", „I Spy" oder „Drei Engel für Charlie - Volle Power" einen Namen gemacht. Im Gegensatz dazu steht Ron Shelton, der zwar kein Mann für das ganz große Kino ist, jedoch großen Wert auf glaubwürdige Charaktere und eine zumindest halbwegs vernünftige Story legt („Weiße Jungs bringen’s nicht“, „Dark Blue“, „Tin Cup“, „Hollywood Cops"). Diese Widersätze spiegeln sich auch im Endprodukt „Bad Boys II“ wieder. Der Mix aus seichter Action-Komödie und ernstzunehmendem Thriller wirkt unrund und lässt zu wünschen übrig. Zu viele Köche verderben eben den Brei.

    In Punkto Comedy hinterlässt „Bad Boys II“ zumeist einen überzeugenden Eindruck und wird die Lachmuskeln des Publikums auf eine harte Probe stellen. Die aus dem Trailer bekannte Anfangssequenz gehört zum lustigsten, was das Kinojahr bisher zu Stande brachte. Die Idee, zwei schwarze Undercover-Agenten in weißen Roben inkognito in den Ku-Klux-Klan einzuschleusen und bei ihrer Enttarnung den Klassiker von „Inner Circle“ „Bad Boys“ – im Übrigen der Titelsong der amerikanischen Reality-Show „Cops“ – singen zu lassen, ist einfach herrlich. Als Mike und Marcus gemeinsam den Verehrer von Marcus' Tochter dermaßen einschüchtern, dass es dem gerade mal Fünfzehnjährigen richtiggehend die Sprache verschlägt, sind ebenfalls Zwerchfellkrämpfe vorprogrammiert. Neben all den guten Ideen und Gangs hat sich hin und wieder allerdings auch ein derber Ausrutscher nach unten eingeschlichen. So fallen beispielsweise während einer Drogen-Razzia rein zufällig zwei Tabletten Extasy in ein leeres Glas. Natürlich nimmt sich Martin Lawrence – wiederum rein zufällig – eben dieses Glas, um einen Schluck Wasser zu sich zu nehmen. Was folgt, ist eher beschämend peinlich als lustig.

    Im Vergleich zum Vorgänger wurde bei „Bad Boys II“ das Budget mehr als verfünffachte (Budget Teil 1: 23 Millionen US Dollar, Teil 2: 130 Millionen US Dollar), was sich in jeder einzelnen Einstellung mehr als deutlich erkennen lässt. Michael Bay durfte seinen destruktiven Trieben nach Herzenslust frönen. So wurde eigens für diesen Film eine komplette Villa im Südstaatenstil errichtet, nur um diese beim großen Finale in ihre Einzelteile zerlegen zu können. Einen besonders nachhaltigen Eindruck hinterließen die rasanten Verfolgungsjagden, die sich keineswegs hinter denen von „Matrix Reloaded" oder „Terminator 3" verstecken müssen. Erwähnenswert ist in diesem Zusammenhang noch ein besonders morbider Einfall: In einer dieser High-Speed-Verfolgungen wird ein Leichentransporter gejagt, der nach und nach seine „Ladung“ verliert. Einem Leichnam wird gar von einem vorbeifahrenden Auto der Kopf abgetrennt. Man darf gespannt sein, ob diese Szenen ihren Weg in die deutsche Kinofassung finden oder der Zensurschere zum Opfer fallen werden.

    „Bad Boys II“ ist Hochglanz-Action aller erster Güte, die voll und ganz auf die beiden Hauptdarsteller zugeschnitten ist. Wer hier beginnt mit der Lupe nach Fehlern zu suchen, ist vollkommen fehl am Platz und sollte den Film meiden wie der Teufel das Weihwasser. Natürlich wirkt es konstuiert, dass die Autoren Mike kurzerhand einen Treuhandfond spendierten, nur damit dieser lässig mit einem Ferrari vorfahern kann. Doch wen stören derartige Kleinigkeiten, wenn der Film unterhält? Viel schlimmer wiegt da die Tatsache, dass sich während der mit 146 Minuten lobenswert lang bemessenen Spielzeit hin und wieder so was wie Langweile einstellt. Wenn die Story keinen Menschen vom Hocker reißt, muss die Inszenierung dermaßen flott sein, dass dem Publikum schlicht und einfach die Zeit zum nachdenken fehlt, was Michael Bay zumeist auch gelang, aber eben nicht immer. Doch auch über dies lässt sich hinwegsehen, denn schließlich ist der leidgeprüfte Gerne-Fan einiges gewohnt und den filmischen Bodensatz wie „Born 2 Die" oder „Halb tot" macht „Bad Boys II“ allemal locker nass. Fans des Vorgängers werden sich sofort wohl fühlen, alle anderen, die in der Lage sind einer typischen Bruckheimer-Produktion etwas abzugewinnen, können jedoch ebenfalls ruhigen Gewissens ein Blick auf "Bad Boys II" riskieren. Auch wenn der Film kein Pflichbesuch ist, so macht er über weite Strecken trotzdem jede Menge Spaß.

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