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    Fame - Der Weg zum Ruhm
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    4,0
    stark
    Fame - Der Weg zum Ruhm
    Von Daniela Leistikow

    Der High-School-Film ist besonders in Amerika dermaßen beliebt, dass durchaus von einem eigenen Genre gesprochen werden kann. Ob American Pie, Girls Club, „Clueless – Was sonst?“ oder Klassiker aus den 80ern wie The Breakfast Club und „Pretty in Pink“ – Filme über das Leben und Lieben von Schülern im Teenageralter lassen die Kinokassen klingeln. Der neueste Abräumer in dieser Kategorie ist die High School Musical-Reihe, deren dritter Film den Sprung vom Disney Channel ins Kino schaffte, während die Songs die US-Charts stürmten. Doch „High School Musical“ ist trotz des programmatischen Titels keineswegs die erste erfolgreiche Kombination von Musical und High-School-Film. Schon Ende der 70er gab es mit Grease einen nostalgischen und bonbonbunten Hit, in dem mit diesen Elementen gespielt wurde, ehe mit dem etwas weniger bekannten „Fame“ von Alan Parker 1980 ein ernsthafterer Ansatz für die Verbindung von Schul- und Musikfilm folgte. Christopher Gore erhielt für sein episodisches Drehbuch zu dem Musical über eine Gruppe von Teenagern, die die Ausbildung an einer Schule für darstellende Künste durchlaufen, eine Oscar-Nominierung, und sein Bruder Michael Gore gewann für die Musik und den Titelsong „Fame“ sogar gleich zwei der begehrten Auszeichnungen.

    Nach einem nervenaufreibenden Casting steht der neue Jahrgang an der High School of Performing Arts fest: Die schüchterne Schauspielaspirantin Doris (Maureen Teefy, Supergirl) ist von der überbordenden Energie anderer Schüler wie dem Tänzer Leroy (Gene Anthony Ray) überfordert. Nur mit Montgomery (Paul McCrane, RoboCop), der ständig von Komiker Ralph (Barry Miller, „Makellos“, „Peggy Sue hat geheiratet“) gehänselt wird, versteht sie sich blendend. Während Doris gegen ihre Unsicherheit kämpft, eckt Leroy bei der Englischlehrerin Mrs. Sherwood (Anne Meara, „Alf“, „Sex and the City“) an, die darauf achtet, dass die künstlerisch talentierten Schüler auch akademische Anforderungen erfüllen, da sonst ein Schulverweis droht. Sängerin Coco (Irene Cara, City Heat) versucht derweil, den Musiker und Songwriter Bruno (Lee Curreri) zu gemeinsamen Gigs zu überreden, um etwas Geld zu verdienen...

    „Fame“ glänzt nicht nur mit Gesang, Tanz und Talent, die Darbietungen sind vielmehr organischer Bestandteil einer Reihe glänzender Charakter-Porträts. Während die Macher von High School Musical in erster Linie auf perfekte Performances setzen, gehen Parker, die Gore-Brüder und ihre Mitstreiter entschieden in eine andere Richtung. Die mit den üblichen Teenager-Problemen wie Unsicherheit, Einsamkeit und Identitätssuche konfrontierten Figuren strahlen in „Fame“ eine Authentizität aus, nach der in heutigen Hollywoodfilmen lange gesucht werden muss. Wo die Figuren in anderen Musicals aus dem Nichts heraus anfangen zu singen, haben die Performances in Fame jedes Mal einen nachvollziehbaren Anlass. Die Gesangs- und Tanznummern scheinen spontan in emotionalen Momenten zu entstehen und wirken weder konstruiert noch übermäßig choreographiert.

    Regisseur Alan Parker findet mit „Fame“ die Mitte zwischen seinen beiden vorangegangenen Filmen, dem etwas albernen Kinder-Musical „Bugsy Malone“ und dem Gefängnis-Thriller „Midnight Express – 12 Uhr Nachts“, der genau wie „Fame“ den Oscar für die beste Filmmusik gewann. Parkers bewies sein Händchen für die Musik-Inszenierung auch beim Dreh des legendären „Pink Floyd The Wall“ zum gleichnamigem Konzeptalbum von Roger Waters und Co. Durch Parkers Gespür für den richtigen Inszenierungsrhythmus und Michael Gores mitreißende Songs funktioniert die episodenhafte Erzählweise von „Fame“ erst. Der Film ist in fünf Akte aufgeteilt, die nach der Bewerbung den vier Jahrgangsstufen auf der Schule entsprechen. In diesem Rahmen werden lediglich die prägendsten Momente im Leben der jungen Künstler beleuchtet. Die Musik hält den Film zusammen und versüßt den mit Problemen gespickten Plot. Zugleich verhindert die fragmentierte Erzählweise, dass es den Anschein hat, die Narration würde für die Performances unterbrochen.

    Für Michael Gore war „Fame“ der erste große Erfolg. Er komponierte später auch Songs für „Pretty in Pink“ und steuerte für den Soundtrack von „Footloose“ das Lied „Never“ bei. Seine Hits aus „Fame“ - neben dem Titelsong, der in den USA und in Großbritannien an die Spitze der Hitparaden schoss, zählen „Out here on my own“ und „I sing the body Electric“ zu den bekanntesten - wurden auch durch die schillernde Persönlichkeit Irene Caras zu Erfolgen. Die Sängerin konnte nach „Fame“ als Schauspielerin zwar keine nennenswerten Erfolge mehr verbuchen, sie hat sich jedoch mit dem ebenfalls von ihr interpretierten Titelsong „What a feeling“ auf dem Soundtrack des Tanzfilm-Klassikers „Flashdance“ ein weiteres Mal musikalisch verewigt.

    Im Gegensatz zu „Flashdance“, in dem Jennifer Beals lediglich ihr hübsches Gesicht in die Kamera hält, während Tänzerin Marine Jahan beeindruckende Pirouetten dreht, sind die Akteure in „Fame“ echte Tänzer, Sänger und Songschreiber. Bei der Besetzung wurde auf eine große Nähe zwischen der Rolle und der Persönlichkeit ihres Darstellers geachtet. Alle machen einen guten Job, aber keine Performance ragt so heraus wie die eines John Travolta in Grease. „Fame“ ist ein Ensemble-Stück: Den diversen Charakteren wird ausreichend Raum gewährt und keine Figur drängt sich wirklich in den Vordergrund.

    Dem Filmtitel „Fame“ wohnt eine gewisse Ironie inne, weil die porträtierten Teenager natürlich noch weit von dem Ruhm entfernt sind, den sie einmal erreichen wollen. Dass es nicht alle schaffen werden und wie unterschiedlich mit Erfolg und Misserfolg umgegangen wird, auch das zeigt Alan Parkers Film. Das Werk selbst war so beliebt, dass es eine TV-Serie mit sechs Staffeln nach sich zog. Und das Musical zum Film lief im Londoner West End für zehn Jahre. 2009 soll auch filmisch an diese Erfolge angeknüpft werden: Unter der Regie von Kevin Tancharoen entsteht ein Remake von „Fame“.

    Fazit: Herausragende Performances, mitreißende Songs und die interessante Erzählweise faszinieren von Minute eins bis 134. Gleichzeitig glänzt „Fame“ durch eine Authentizität und Ernsthaftigkeit, die in Musicalfilmen selten zu finden ist. Bleibt zu hoffen, dass der Ruhm von Alan Parkers Original durch das geplante Remake noch vermehrt wird und eine neue Generation von Zuschauern dazu inspiriert wird, auf einem Taxi Pirouetten zu drehen.

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