Mein Konto
    Sasori 2: Jailhouse 41
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    3,5
    gut
    Sasori 2: Jailhouse 41
    Von Björn Becher

    Gleich zu Beginn erklingen wieder die Töne von „Urami Bushi“, dem Rachelied. Von Quentin Tarantino in Kill Bill. Vol. 2 verwendet worden, diente es schon lange davor als Titelsong der „Female Convict Scorpion“- oder auch „Sasori“-Reihe. Gesungen wird es von der wundervollen Meiko Kaji, die in den ersten vier Teilen der Filmreihe auch die Hauptrolle übernommen hat. Das ins Ohr gehende Lied baut sogleich wieder die Atmosphäre für einen erneut kunstvollen, aber auch mit narrativen Schwächen behafteten zweiten Teil auf, der sich auf der Storyebene fast als Umkehrung des ersten Teils entpuppt: Begann Sasori 1 - Scorpion noch mit der Verhaftung der eiskalten Heldin und handelte anschließendend vom Aufenthalt im Gefängnis, drangsaliert von Wärtern und Mitgefangenen, findet der Zuschauer Nami Matsushima zu Beginn des zweiten Teils nun in einer Einzelzelle wieder, von wo ihr jedoch schon bald die Flucht gelingt. An ihrer Seite: Sechs, ihr nicht immer freundlich gesonnene Mitgefangene. Ihr auf den Fersen: Erzfeind Goda (Fumio Watanabe) - Peiniger, Gefängnisaufseher und dank Matsu nur noch auf einem Auge sehend. Auf ihrem Weg: Grandiose Landschaftspanoramen aller Art und eine Gruppe männlicher brutaler Sexisten.

    Wie schon der Vorgänger, ist auch „Sasori 2 – Jailhouse 41“ eine Kombination aus den Schauwerten, welche das (S)Exploitationgenre so mit sich bringt, und einer beeindruckenden, bis ins kleinste Detail durchdachten Bildästhetik. So spart der Film nicht mit Blut, nackten Brüsten und Sex, liefert aber immer wieder Bilder, die für sich gesehen kleine, wundervolle Gemälde sind. Zusätzlich zu der schon im ersten Teil sehr wichtigen Ausleuchtung der Szenerien, schraubt Regisseur Shunya Ito zudem die Anzahl von surrealen Szenen deutlich nach oben, flechtet phasenweise auf der visuellen Ebene gar Elemente des klassischen J-Horrors (der ja in jüngerer Zeit, ausgelöst durch den Ringu-Boom eine Renaissance erfuhr) mit ein. Auch eine Traumsequenz, in welcher kurz die Lebens- (bzw. Verbrechens-) Geschichten von Matsus Mitflüchtlingen zusammengefasst werden, ist in dieser Hinsicht zu erwähnen, liefert Ito hier doch einmal mehr einen außergewöhnlichen, aber auch befremdlichen Bilderreigen.

    Der Fluchtweg der sieben Frauen (die Anzahl dürfte nicht zufällig gewählt sein, funktioniert die Gruppe doch auch als Kontrastprogramm zu Kurosawas Die sieben Samurai) ist ein weiterer Beweis für die visuelle Ästhetik, auf die Ito jederzeit bedacht ist. Egal, ob er die Gruppe durch menschenleere Städte, über Berglandschaften oder durch Herbstwälder ziehen lässt, immer wirken die Hintergrundlandschaften wie aus einem Gemälde übernommen. Immerzu sind sie leer, was für Ito eine Symbolik ist. Es sind die entrechteten Frauen, die er zeigt, einsam, ohne dass sie Unterstützung erwarten können, brutale Männer, die sie vergewaltigen werden, auf ihren Fersen und auf ihrem Weg.

    Trotz aller Schauwerte und Bilderreigen, das Prunkstück der Reihe ist und bleibt Meiko Kaji, welche ihre Paraderolle als eiskalte Rächerin hier einmal mehr glanzvoll darbietet. Im ganzen Film fließen gerade einmal zwei Sätze aus ihrem Mund, nur am Ende sieht man sie einmal (was auch wie eine Befreiung wirkt) richtig fröhlich lachen, ansonsten schaut man in ein keine Regung zeigendes, angespannt-schweigendes Gesicht. Kaji hat ihr mienenloses Spiel so perfektioniert, dass es großartiger Schauspielkunst gleich kommt.

    Allerdings hat „Sasori 2 – Jailhouse 41“ etwas unter den gleichen Problematiken wie sein Vorgänger zu leiden. Dem Zuschauer wird es auch hier nicht einfach gemacht. Szenen wie die angesprochene Traumsequenz brechen immer wieder die eigentliche Narration. Kann man sich mit dieser noch sehr gut arrangieren, vor allem da sie sich in das Konzept des Films perfekt einfügt, stören einige zu lang geratene oder auch schlicht überflüssige Szenen bisweilen doch den Filmgenuss. Eine eher deplatzierte, den Schauwerten des Genres Rechnung tragende Lesbensexszene darf da wie beim Vorgänger auch nicht fehlen. Insgesamt ist der Anteil der überflüssigen Szenen gegenüber dem Vorgänger aber zurückgegangen. Das sorgt dafür, dass der zweite Teil der „Sasori“-Filmreihe Genrefreunde erneut exzellent unterhalten wird.

    Diese Kritik ist Teil der Retrospektive FILMSTARTS.de goes Grindhouse.

    Möchtest Du weitere Kritiken ansehen?
    Das könnte dich auch interessieren
    Back to Top