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    New Jack City
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    3,5
    gut
    New Jack City
    Von Ulrich Behrens

    Irgendwie mag ich die Atmosphäre, die Mario van Peebles in seinem Anti-Drogen-Film von 1981 erzeugt, die Charaktere, die Stimmung, den trotz des heiklen Themas ab und an unterschwelligen Humor, die Verve, mit der die Schauspieler agieren, und auch die Tragik, die mit der Geschichte verbunden ist, die andererseits allerdings doch einem gängigen Klischee folgt, dem, dass ein Drogenboss, der zum Schluss eine ganze Stadt beherrscht, aufgrund von selbstzerstörerischen Tendenzen und dem eisernem Willen seiner Gegner fallen muss. Dass der Wunsch hier einmal mehr Vater des Gedankens ist, wird in „New Jack City“ nur allzu deutlich.

    Nino Brown (Wesley Snipes) ist auf den Geschmack gekommen. Sein Freund und Partner Gee Money (Allen Payne) hat ihm verklickert, dass mit Rauschgift Geld zu machen ist. Zusammen mit Selina (Michael Michele), Duh Duh Duh Man (Bill Nunn) und einigen anderen wird Brown in kürzester Zeit zum Gangsterboss, kauft einen Gebäudekomplex, in dem das gewinnbringende Crack verpackt wird, legt sich mit seinem Rivalen Don Armeteo (John Aprea) an und scheint irgendwann unberührbar geworden zu sein.

    Der Rauschgiftfahnder Stone (Mario van Peebles) rekrutiert den ex-süchtigen Polizisten Peretti (Judd Nelson) und Scotty (Ice-T), dessen Mutter von einem Drogensüchtigen ermordet worden war, um den Kampf gegen Brown aufzunehmen. Beide kennen sich in der Szene aus. Der heruntergekommene Drogensüchtige Pookie (Chris Rock) soll bei Brown eingeschleust werden, um Beweismittel gegen den Gangster zu sammeln. Scotty sorgt dafür, dass Pookie clean wird. Mit einer Kamera in der Gürtelschnalle wird Pookie von Money eingestellt und sendet Bilder an die Cops im TÜ-Wagen.

    Brown selbst hat sich inzwischen zu einem skrupellosen, hasserfüllten und machtbesessenen Gangster entwickelt, dem die Freundschaft mit Gee Money kaum noch etwas bedeutet. Seine Freundin Selina verstößt er ebenso, wie er andere innerhalb seiner Organisation vor den Kopf stößt.

    Als die Aktion mit Pookie scheitert, sehen Scotty und Nick keine andere Möglichkeit, als selbst undercover gegen Brown zu kämpfen, der inzwischen einen Krieg mit dem Rivalen Armeteo begonnen hat ...

    Die Grundlinie des Films folgt – rein äußerlich betrachtet – dem Paten-Thema so vieler Mafiafilme sowie der Idee, dass gegen außergewöhnliche Kriminelle nur außergewöhnliche Cops kämpfen können. Van Peebles schafft eine Atmosphäre, in der die Gegensätze von Allmachtsphantasien des Drogenbarons hier, der Verlorenheit der Drogenabhängigen dort plastisch werden. Während in den Kellern seines Hauses in steriler Atmosphäre das Rauschgift verpackt wird, vegetieren im Vorhof des Hauses diejenigen hin, die Brown zum reichen Mann gemacht haben. Wesley Snipes spielt überzeugend einen besessenen und bedrohlichen Gangster, der sich immer deutlicher in seine enge Welt verstrickt; irgendwann geht ihm der Sinn für Realität verloren. Je einsamer er wird, je deutlicher er sich von allen anderen selbst in seiner Organisation distanziert, desto anfälliger wird er für diejenigen, die ihm das Handwerk legen wollen.

    Chris Rock ist endlich einmal in einer Rolle zu sehen, in der er nicht den Clown spielen muss (wie zuvor in „Saturday Night Live“ oder später in anderen Filmen), sondern seine schauspielerischen Fähigkeiten beweisen kann. Ice-T und Judd Nelson spielen ein Cop-Paar, das ständig im Clinch liegt. Man merkt beiden Schauspielern, wie auch den meisten anderen, an, dass sie sich emotional und mit sehr viel Engagement ihren Rollen gewidmet haben.

    Van Peebles beweist sein Können vor allem damit, dass er Konflikte – die zwischen Scotty und Nick sowie zwischen Brown und Gee Money zum Beispiel – aufzubauen und in ihrer Entwicklung darzustellen weiß.

    Allerdings hat die Geschichte eben auch jenen Geruch von Aufklärungsmentalität, der mit den realen Verhältnissen im Bereich Drogenkriminalität nur wenig zu tun hat, in dem die Verquickung von Drogenindustrie, Politik und Wirtschaft eine beträchtliche Rolle spielt. Gerade dieser Umstand verhinderte und verhindert oft eine wirkliche Bekämpfung der Strukturen, in denen sich solche Figuren wie Nino Brown breit machen können. Der Film handelt eher nach dem Leitsatz: Wer das Schwert erhebt, wird durch das Schwert umkommen. Alles in allem ist „New Jack City“ trotzdem ein sehenswerter Film.

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