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    Die Frauen von Stepford
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    2,5
    durchschnittlich
    Die Frauen von Stepford
    Von Ulf Lepelmeier

    Im Jahre 1975 erschien in den USA die Verfilmung „The Stepford Wives“ nach dem gleichnamigen Roman von Ira Levin. Der Horror/Science-Fiction-Thriller, in welchem die Männer einer kleinen Gemeinde ihre Ehefrauen gegen willenlose Androiden austauschen, erschütterte das Land und ließ eine Roboterparanoia ausbrechen. Fast 30 Jahre später nahm sich Regisseur Frank Oz dem Thema an und produzierte ein Remake mit Starbesetzung, das nur noch den Titel und die Grundidee des eindringlichen und schockierenden Originals übernehmen sollte. Bei „Die Frauen von Stepford“ handelt es sich im Jahr 2004 um eine harmlose Komödie mit Science-Fiction- und Thriller-Versatzstücken, doch der ungewöhnliche Genremix vermag leider nicht zu überzeugen, geschweige denn zu fesseln oder zu überraschen.

    Die ehrgeizige, äußerst erfolgreiche TV-Produzentin Joanna Eberhard (Nicole Kidman) ist dabei, das neu konzipierte Abendprogramm ihres Senders der Öffentlichkeit vorzustellen, als ein Kandidat einer ihrer Reality-Pilotfolgen in den Saal stürmt und versucht, sie zu erschießen. Obwohl Joanna unverletzt davonkommt, hat der Vorfall für sie schwerwiegende Konsequenzen. Der Sender will sich nun von all den geplanten Reality-Formaten distanzieren und setzt sie, deren Konzept einzig und allein auf dieses Showformat setzte, vor die Tür. Für die Karrierefrau bricht eine Welt zusammen, sie erleidet einen totalen Nervenzusammenbruch. Ihr Mann Walter (Matthew Broderick) gibt seinen Job auf und zieht mit seiner depressiven Frau und den Kindern in das Städtchen Stepford im Herzen Connecticuts. Eine scheinbar makellose Gemeinde ohne Arbeitslosigkeit, Lärm und Schmutz. Die Familie wird sogleich herzlich aufgenommen und von Mike und Claire Wellington (Christopher Walken und Glenn Close), dem Vorzeige-Ehepaar Stepfords, in die Gemeinde eingeführt. Doch hinter den repräsentativen Vorgärten lauert ein Mysterium. Die bildhübschen Frauen sind alle ihren Männern hörig und scheinen mit einem Lächeln auf ihrem Gesicht geboren zu sein. Während Walter immer stärker im städtischen Männerclub eingebunden wird, versucht Joanna zusammen mit der ebenfalls neu zugezogenen, resoluten Schriftstellerin Bobby (Bette Midler) und dem homosexuellen Dave (Roger Bart) hinter das Geheimnis des Städtchens zu kommen.

    Der Film beginnt vielversprechend mit einer Persiflage auf den Reality-Boom und das ewige Kopieren der TV-Sender von erfolgreichen Formaten. Wenn eine Rateshow erfolgsträchtig ist, springen die anderen Sender mit auf den fahrenden Zug auf und produzieren Shows mit vier Antwortmöglichkeiten am laufenden Band. Hat es sich ausgeraten, kommt das nächste Trendformat und wiederum muss man mitverfolgen wie ein erfolgreiches Konzept bis zum Kollaps in die Haushalte gesendet wird, nur um möglichst schnell Profit daraus zu schlagen. Doch Joannas Beruf im TV-Business und die schmerzhafte Kündigung sollen ja nur die Begründung dafür geben, warum die Familie sich in das ruhige Örtchen begibt. Das farbenfrohe Idyll ist ebenfalls zu Beginn noch amüsant. Doch all zu schnell ist dem Zuschauer klar, dass die ewig strahlenden, meist in geblümten Kleidern herumstolzierenden, ihren Ehemännern jeden Wunsch von den Augen ablesenden Frauen von Stepford keine menschlichen Wesen seien können. Ihr Auftreten, ihr Verhalten und vor allem ihr synchrones Lächeln machen die Damen aber zu Wesen über die man einfach immer wieder schmunzeln muss.

    Leider weist der Mittelteil des ohnehin schon nach einer Probevorführung gekürzten Films einige Längen auf und auch sonst hat das überdrehte, schrille Remake Mängel. So können sich die eigentlich hochkarätigen Schauspieler nicht in ihren stereotypischen Rollen entfalten. Bette Midler ist die rigorose Feministin, die sich nichts sagen lässt, Roger Bart der Quotenschwule, der alle Klischees bedient, Matthew Broderick, der schüchterne, zurückhaltende Ehemann, Christopher Walken, der Kavalier und Gastgeber, und Glenn Close darf eine neue Cruella-de-Vil-Variante zum Besten geben. Natürlich sind die Rollen der Stepford-Schönheiten stupide, was aber auch Sinn macht und so beabsichtigt ist. Nicole Kidman kann sich glücklich schätzen, mit dem Part der Joanna, die einzig ausgearbeitete Figur in dieser Komödie bekommen zu haben. Bereits in „To Die For“ hatte sie die karrieresüchtige Frau äußerst überzeugend und mit viel Selbstironie herübergebracht, Joanna Eberhard scheint zu Beginn förmlich eine Suzanne Stone zu sein, die ihr Ziel, im Fernsehen groß herauszukommen, erreicht hat. Aber auch die Oscargewinnerin kann hier nur einen Teil ihres Könnens unter Beweis stellen.

    Der Film schafft es außerdem nicht Spannung aufzubauen. Zu bunt, zu skurril ist die 70er Jahre angehauchte Welt, um in ein Thriller-Szenario zu münden. Auch die Ernsthaftigkeit, die erforderlich ist, um auf Grund des heiklen Themas zum Nachdenken anzuregen, erreicht die Verfilmung nie. Das interessante Thema des ewigen Strebens der Menschheit nach Perfektion wird in keiner Weise ausgereizt. Die Frage, ob es ein Vertreter des männliche Geschlechts ertragen kann, mit einer Frau verheiratet zu sein, die erfolgreicher und intelligenter ist als man selbst, wird nur in den Raum geworfen. Was hätte eine Parabel auf Beziehungsprobleme und den menschlichen Perfektionsdrang werden können, ist zu lange eine platte Komödie, um sich plötzlich um 180 Grad drehen zu können und ein etwas tiefsinnigerer Science-Fiction-Thriller zu sein.

    An der Musik ist nichts zu bemängeln. Sie erinnert stark an die gelungenen Scores der Tim-Burton-Filme, und passt in die Welt, die Oz inszeniert. Die Ausstattung ist positiv hervorzuheben und ebenso gibt es an der Kameraführung nichts zu auszusetzen. Wenn der Film auch an einigen Stellen zu amüsieren weiß, erreicht er doch nie das Original, das es, anders als das Remake, verstand, gekonnt Aspekte der schwarzen Komödie mit Horror und Science-Fiction-Elementen zu verweben. Das einzige, was einem wirklich von diesem Film im Gedächtnis bleibt, ist das penetrante Lächeln der titelgebenden Damen. Auch wenn man sagt, dass ein Lächeln einem Geschenk gleich kommt, hier kann man sicher sein, dass es sich um ein einprogrammiertes, falsches Lächeln handelt, welches nichts wert ist. „Die Frauen von Stepford“ ist ein interessantes Filmprojekt, das schlecht umgesetzt wurde und nun als durchschnittliche Komödie in die Kinos gelangt. So wie die Damen ist auch der Film zu beschreiben, äußerlich ansprechend aber bei genauerer Betrachtung seelenlos.

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