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    Riddick - Chroniken eines Kriegers
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    3,0
    solide
    Riddick - Chroniken eines Kriegers
    Von Jürgen Armbruster

    Anno 2000 sorgte der ehemalige Drehbuchautor David Twohy („Auf der Flucht“, „Waterworld“, „Die Akte Jane“) mit seinem Regiedebüt „Pitch Black“ für frischen Wind im Sci-Fi-Genre. Das mit dem moderaten Budget von gerade einmal 23 Millionen Dollar ausgestattete B-Movie versuchte erst gar nicht, das Rad neu zu erfinden. Die einfach gehaltene Story ist schnell erzählt: Eine Hand voll Raumfahrer erlitten auf einem verlassenen, von drei Sonnen erhellten Wüstenplaneten Schiffbruch. Durch eine seltene Planetenkonstellation ist dieser Planet alle 22 Jahre in totale Finsternis gehüllt und die im Inneren lebenden Kreaturen kommen für eine Nacht an die Oberfläche. Aus dieser simplen Grundidee holte Twohy das Maximale heraus. Dank der straffen Inszenierung und des düsteren Grundtons sorgte „Pitch Black“ für volle Kassen bei den Produzenten (Einnahmen weltweit: über 50 Millionen Dollar).

    Eindeutiges Highlight des Films war jedoch der Charakter des Richard B. Riddick. Dieser wurde als gefangen genommener Schwerverbrecher und Mörder eingeführt und mauserte sich im Verlauf des Films zum Anführer der stark dezimierten Gruppe und wahren Helden von „Pitch Black“. Verkörpert wurde dieser Riddick von dem bis dato noch relativ unbekannten Vin Diesel. Was folgte ist hingegen bekannt. Der charismatische Diesel konnte mit „The Fast And The Furious“ und „xXx - Triple X“ zwei echte Blockbuster landen und ist mittlerweile einer der gefragtesten Action-Mimen Hollywoods. David Twohy erging es in den letzten Jahren hingegen weniger gut. Sein allenfalls drittklassiger, paranormaler U-Boot-Horrorthriller „Below“ entwickelte sich zu einem kapitalen Totalflop. Grund genug, mit seinem nächsten Regieprojekt auf eine sichere Karte zu setzen, wenn ihm die Geldtöpfe der großen Hollywoodstudios nicht für immer verwährt bleiben sollen. Und was könnte sicherer sein, als Kassenmagnat Vin Diesel erneut in die Rolle des futuristischen Killers mit Kultpotenzial schlüpfen zu lassen? Richtig, nichts. Also Vorhang auf für „Pitch Black Vol. 2“ aka „Riddick – Chroniken eines Kriegers“.

    Der Film knüpft lose an den Vorgänger an. Seit den Geschehnissen von „Pitch Black“ sind fünf Jahre vergangen. Riddick versteckt sich auf einem Eisplaneten vor den Gesetzeshütern, die ihn lieber heute als morgen hinter Schwedischen Gardinen sehen würden. Erschwert wird seine Flucht durch die Tatsache, dass nun auch noch irgendwer eine Prämie auf seinen Kopf ausgesetzt hat. Insbesondere der Kopfgeldjäger Toombs (Nick Chinlund) erweist sich als ziemlich hartnäckiger Verfolger. Um endlich wieder ungestört sein Dasein fristen zu können, muss Riddick herausfinden, wer das Kopfgeld auf ihn ausgesetzt hat und dafür sorgen, dass dieses wieder zurückgezogen wird. Seine Suche führt ihn dabei nach Helios, denn ausgerechnet Imam (Keith David), einer der Überlebenden von „Pitch Black“, ist für das Kopfgeld verantwortlich.

    Auf Helios findet Riddick heraus, dass Imam überhaupt nicht nach seinem Leben trachtet. Er wollte ihn lediglich nach Helios locken und er wusste, dass Riddick auf den Köder anspringen würde. Bei Imam angekommen wartet bereits Aereon (Judi Dench) von der Rasse der Elementals auf ihn. Sie berichtet ihm, von einer dunklen Bedrohung. Die Necromonger, eine brutale Sekte unter der Anführung des finsteren Lord Marshall (Colm Feore), zieht von Planetensystem zu Planetensystem. Dabei unterwerfen sie deren ganze Bevölkerung und lassen von den Planeten nichts als verkohlte Asche zurück. Eine uralte Prophezeiung besagt, dass nur ein Furianer in der Lage ist, dieser grausamen Armee entgegen zu treten und den Lord Marshall im Kampf zu vernichten. Und – Achtung, Überraschung! – Riddick ist der letzte bekannte lebende Furianer…

    Dass hier alles auf den großen Endkampf zwischen Lord Marshall und Riddick hinaus läuft, dürfte jedem klar sein, der die letzten 50 Jahre Filmgeschichte nicht im Tiefschlaf hinter dem Mond verbrachte. Die Frage, die bei „Riddick“ gestellt werden muss, ist also nicht, wie alles endet, sondern wie der Weg dorthin ausschaut. Und genau hier ist das Problem. Während „Pitch Black“ noch durch eine geradlinige, stringente Handlung punkten konnte, schlägt diese hier Haken wie ein Karnickel auf der Flucht mit einer Ladung Schrot im Arsch. Und gelegentlich fragt sich der geneigte Zuschauer, was das Ganze eigentlich soll. Nehmen wir als Beispiel den Zwischenstopp auf dem Gefängnisplaneten Crematoria. Dort darf unser Held einige akrobatische Lufteinlagen hinlegen, ein paar außerirdische Riesenhunde fallen über die Inhaftierten her und schlussendlich folgt eine wahnwitzige Flucht. Die Handlung voran bringt das nicht. Sicherlich, auf Crematoria stößt Riddick mit Kyra (Alexa Davalos) auf eine alte Bekannte aus dem ersten Teil (die sich in den vergangenen fünf Jahren offensichtlich von nichts anderem als Wachstumshormonen ernährt hat), doch dies hätte auch anders gelöst werden können.

    Was zumindest für geteilte Meinungen beim Publikum sorgen wird, ist die recht eigenwillige Mischung aus Science-Fiction und Fantasy-Elementen. Die Necromonger befinden sich auf einer heiligen Suche nach dem mystischen Underverse. Ihr Anführer, der Lord Marshall, ist ein Wesen, weder lebendig, noch Tod. Die Elemental Aereon vermag orakelgleich Prophezeiungen auszusprechen, kann sich unsichtbar machen und gleitet schwerelos über Abgründe. Während sich „Pitch Black“ noch auf ein vermeidlich „realistisches“ Szenario beschränkte, driftet „Riddick“ richtiggehend ins Fantastische ab. Ob einem dies nun mehr oder weniger gefällt, ist letztlich eine Frage der persönlichen Präferenz.

    Erstaunlicherweise erweist sich der ehemalige Drehbuchautor Twohy als nur mäßiger Geschichtenerzähler, doch am Handwerker Twohy lässt sich nur wenig aussetzen. Aus optischer Sicht ist „Riddick“ über weite Strecken ein Leckerbissen. Die Gestaltung der Raumschiffe und Bauwerke wirkt wie ein ähnlich wildes Potpourri von Klassik über Romantik bis Gotik wie schon David Lynch’ „Dune“. Gerade als Riddick erstmals auf Helios ankommt, läuft der Film zu ganz großer Form auf und das Auge kann sich überhaupt nicht satt sehen. Dass Twohy ein 100-Millionen-Dollar Budget zur Verfügung stand, sieht man dem Film an. Zur technischen Perfektion fehlt „Riddick“ dann allerdings doch einiges. Wer auf die Details abseits des Hauptgeschehens achtet, wird auf den einen oder anderen Makel stoßen. Doch diese sind zu verkraften.

    Dass „Riddick“ überhaupt funktioniert ist vor allem der Verdienst eines Mannes: Vin Diesel. Man mag von dem Schauspieler Diesel halten, was man möchte, aber um eines müssen selbst seine größten Kritiker anerkennen: Ist er auf den Leinwand, sprühen die Funken. Trotz Diesels minimalistischen Spiels ist seine Leinwandpräsenz kaum zu toppen. Der Film ist ganz auf den charismatischen New Yorker zugeschnitten und dieser macht das Beste aus seiner Rolle. Physisch ist ihm ohnehin kaum jemand gewachsen und auch die zahlreichen trockenen Oneliner sitzen. Neben ihm verkommt die übrige Darstellerriege zu Statisten. Colm Feores („Paycheck“, „Chicago“) Bösewicht Lord Marshall ist nicht mehr als eine Karikatur diverser andere Filmschurken. Alexa Davalos darf sich hingegen als Eye Candy und Love Interest sogar in einigen kurzweiligen Action-Szenen auszeichnen. Karl Urban (der Eomer aus „Der Herr der Ringe“) ist als Marshalls rechte Hand Vaako gnadenlos unterfordert und dessen Filmfrau Thandie Newton („Mission Impossible: 2“) darf ohnehin nicht mehr machen, also gut auszusehen und intrigante Pläne zu schmieden. Warum sich die fantastische Judi Dench auf einen Film wie „Riddick“ eingelassen hat, ist so schleierhaft wie ihr Charakter Aereon.

    „Riddick“ ist einer jener „Hirn-Tot“-Filme, bei denen besser nicht in Kategorien wie logisch und unlogisch gedacht werden sollte. Aber „Riddick“ ist definitiv einer der besseren Filme dieser Kategorie. Wer von einem Film nicht mehr erwartet, als einen ungemein coolen Helden, nonstop Action und flotte Sprüche ist hier genau richtig. Zwar hat „Riddick“ nicht mehr all zu viel mit seinem Vorgänger gemeinsam, doch der Unterhaltungswert stimmt über weite Strecken. In Anbetracht des schelmischen und sympathischen Endes, der Tatsache, dass der Film bereits jetzt über 80 Millionen Dollar eingespielt hat und er zusätzlich über ein enormes DVD-Absatz-Potenzial verfügt, ist ein dritter Teil bereits jetzt ziemlich sicher. Und warum nicht? Wenn’s doch Spaß macht…

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