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    Blueberry und der Fluch der Dämonen
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    3,0
    solide
    Blueberry und der Fluch der Dämonen
    Von Susanne Picard

    Ein französischer Comic der klassischen Schule, ein französischer Film und eine französische Produktion. Das Thema: Uramerikanisch – der Wilde Westen. Schon dabei stellt sich „Blueberry und der Fluch der Dämonen“ als ein interessantes Experiment heraus. Können die Franzosen das überhaupt? Eine von den in Amerika gerade so beliebten Comicverfilmungen? Und dann auch noch glaubwürdig? Antwort: Eine gute Comicverfilmung ist „Blueberry“ allemal. In Belgien und Frankreich hat Jean Giraud einen guten Namen als Künstler und Comiczeichner– und auch an diversen Filmen wie „Alien“ oder „Das Fünfte Element“ hat er schon mitgearbeitet.

    Sein etwas mystisch angehauchter Western-Abenteuer-Comic „Blueberry und der Fluch der Dämonen“ bedient anscheinend die Klischees: Da ist der knochenharte Marshall, der etwas tolpatschige Hilfssheriff, der Saloon mit den hübschen Mädchen, die Goldsucher und Revolverhelden. Auch die Indianer fehlen nicht: böse Indianer und gute Medizinmänner gibt es. Die Handlung selbst spielt im Film eigentlich nur eine Nebenrolle. Eigentlich geht es nicht um die Heiligen Berge, in denen ein riesiger Goldschatz versteckt sein soll und es geht auch nicht darum, den gesetzlosen Revolverhelden (Michael Madsen) zur Strecke zu bringen, sondern es geht eigentlich nur um die Selbstfindung von Marshal Mike Blueberry (Vincent Cassel).

    Die atmosphärischen und sehr monochromatischen Bilder des Comics, die immer versuchen, auch die besondere Romantik einzufangen, die der Wilde Westen vielleicht nur für Europäer hat, gibt „Blueberry und der Fluch der Dämonen“ hervorragend wieder. Man glaubt sich in der Tat in den französischen Comics, in denen selbst die Helden oft nur Nebenfiguren zu sein scheinen. Sowohl die Monochromatik der Bilder als auch der Aufbau der Panels finden auf der Leinwand ihre Entsprechung – eine Freude, das zu sehen und ein Beweis mehr, dass gerade die französische Comic-Tradition viel mit dem Medium Film gemeinsam hat. Da gibt es weite Landschaften, kilometertiefe Canyons, atemberaubende Wasserfälle, in düsterem Rot gehaltene Saloons und kleine, in der Hitze verstaubte Westernstädte. Der Film bedient sich der gängigen Klischees, lässt kaum eines aus und spielt mitunter ironisch mit ihnen: Da kann es passieren, dass nach dem Schusswechsel auf der High Street der Totengräber mit einem Sarg vorbeifährt und der backenbärtige Barkeeper Whiskeyglas und –flasche den direkt vor ihm stehenden Blueberry lässig zuschubst.

    Den Schauspielern ist die Freude an der Geschichte anzumerken. Sie nehmen ihre Rollen ernst und verkörpern sie allesamt glaubwürdig, und der niederländische Regisseur Jan Kounen hat auch in den Nebenrollen für illustre Namen gesorgt: Temuera Morrison als Medizinmann der Navajos, Juliette Lewis als toughes Ranchertöchterchen, Ernest Borgnine als Hilfssheriff oder Djimon Hounsou als Woodhead. Der Film lässt sich Zeit mit seinen Szenen und erzählt seine Bilder (denn eigentlich erzählt er keine Geschichte) in aller Ruhe und zeigt, dass man auch ohne Special Effects (die nur in den Szenen vorkommen, in denen sich Blueberry mit Hilfe der Tränke und Kräuter seines indianischen Freundes Runi in Trance versetzt, vorkommen) auskommen kann. Gegen Ende werden diese interessanten Bildeffekte, die ein bisschen nach einer gewagten Mischung von „Matrix Revolutions“ und „2001 – Odyssee im Weltraum “aussehen, ein wenig ermüdend, weil langatmig. Ja, man hat es gesehen, gewürdigt und verstanden, worum es geht. Weitermachen bitte. Auch wenn der Gedanke, dass der obligatorische Showdown nur auf der geistigen Ebene stattfindet, interessant ist. Dafür gibt es leider Punktabzug. Ansonsten kann man sagen: Dieses französische Experiment einer Comicverfilmung kann man getrost als gelungen betrachten!

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