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    Mr. and Mrs. Smith
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    2,5
    durchschnittlich
    Mr. and Mrs. Smith
    Von Carsten Baumgardt

    Unterhaltung lautet das Zauberwort Hollywoods. Das Gros der Filmemacher will sein Publikum einfach nur unterhalten. Manchmal ist Unterhaltung aber auch nur ein schäbiger Deckmantel. Zum Beispiel im Fall von Doug Limans romantischer Action-Komödie „Mr. And Mrs. Smith“. Die Story ist derart hanebüchen, dass es bitter aufstößt, für wie dämlich die Traumfabrik ihr Klientel hält. Aber hey: We just want to entertain you. Und das Publikum beschwert sich nicht. Das Duo Brad Pitt und Angelina Jolie schafft es wenigstens, gegen das sinnfreie Drehbuch anzuspielen und durch Starappeal den Film ins Mittelmaß zu retten.

    John und Jane Smith (Brad Pitt, Angelina Jolie) haben reichlich Geld, aber davon abgesehen sind sie in jeder Hinsicht durchschnittlich. Sie leben in einem Vorort, gehen ihren langweiligen Jobs nach und öden sich nach sechs Ehejahren mittlerweile an. Doch hinter dieser Fassade sieht es ganz anders aus. Die zwei sind hochbezahlte Auftragskiller, die beide für konkurrierende Organisationen arbeiten. Allerdings weiß keiner von dem Geheimnis des anderen. Durch Zufall werden die Eheleute auf den gleichen Fall angesetzt und kommen sich dabei in die Quere. Nun soll der eine den anderen umlegen. Dabei finden John und Jane langsam heraus, was der Partner nebenberuflich treibt...

    Starkino ist das Stichwort. Brad Pitt („Troja“, „Fight Club“, „Ocean´s Twelve“) und Angelina Jolie („Alexander“, „Lara Croft Tomb Raider 1+2“, „Sky Captain And The World Of Tomorrow“) in einem Film: Das garantiert eine Menge Spaß. Und so ist „Mr. And Mrs. Smith” auch ganz und gar auf die beiden Superstars ausgerichtet. Eigentlich war die Rolle der Jane Smith für Nicole Kidman geschrieben, die aber ausstieg, weil sie sich wahrscheinlich zu schade für das sinnfreie Drehbuch von Simon Kinberg („xXx2: The Next Level“, „X-Men 3“) war. Auch Brad Pitt stieg nach Kidmans Absage aus. Catherine Zeta-Jones, Johnny Depp und Will Smith wurden anschließend gehandelt, aber nachdem Angelina Jolie den Zuschlag bekam, war Pitt wieder mit an Bord. Erst zum zweiten Mal in seiner Karriere hat der Beau einen vom Status gleichwertigen weiblichen Partner an seiner Seite. Mit Julia Roberts ging dies in „The Mexican“ noch nach hinten los, weil es zwischen den beiden nicht so recht funken wollte, aber bei „Mr. And Mrs. Smith“ klappt es diesmal besser. Mit Jolie bildet Pitt ein starkes Star-Gespann, das so manche Schwäche der Story ausbügeln kann, wenn auch bei weitem nicht alle.

    Regisseur Doug Liman ist ein guter Mann. Er absolvierte die renommierte USC School Of Cinema-Television in Los Angeles und verschaffte sich mit den Indie-Hits „Swingers“ und „Go“ Gehör in Hollywood. Doch Liman hat nicht nur ein Gespür für kleine Stoffe, der Durchbruch gelang dem Wahl-New-Yorker mit dem spannenden Action-Reißer „Die Bourne Identität“, der weltweit 215 Millionen Dollar einspielte. Dort bewies Liman, dass er auch furiose Action perfekt inszenieren kann, was ihn für die Regie zu „Mr. And Mrs. Smith“ qualifizierte. Losgelöst von der ultradünnen, blödsinnigen Geschichte sind die Produktionswerte des Films, wie es sich für ein 110-Millionen-Dollar-Werk gehört, makellos. Mit Gadgets wie im Agentenfilm kann Liman für Kurzweil sorgen und auch die Actionszenen, die sich im Verlauf der Handlung mehren, überzeugen durchgehend. Schießereien am laufenden Band, Destruktionsorgien mit Raketenwerfern und die obligatorischen Verfolgungsjagden sind Programm. Dazwischen streut Autor Kinberg, der ein Cameoauftritt als Investment-Banker hat, immer wieder ironische Kommentare der Protagonisten ein. Allerdings ist der Weg zum Zynismus nicht sonderlich weit, wenn das Publikum darüber lacht, dass Jane Smith mit einem süffisanten Lächeln im Gesicht stolz von ihren 312 Morden berichtet. Aber hey: Dies ist kein Doku-Drama, sondern ein Unterhaltungsfilm.

    Neben Pitt und Jolie ist nicht viel Platz für Nebendarsteller, aber Vince Vaughn („Voll auf die Nüsse“, „Be Cool“) nutzt ihn trotzdem und „stiehlt“ Pitt einige Szenen als dessen Kumpel Eddie. Adam Brody („The Ring“, „O.C. California“) kann sich als menschlicher Köder für die Smith’ nicht ins Langzeitgedächtnis des Betrachters spielen, erfüllt aber seinen Zweck.

    Der größte Spaß an „Mr. And Mrs. Smith“ ist das augenzwinkernde Zusammenspiel von Pitt und Jolie. Allein durch deren schon unverschämte Attraktivität ist es für das jeweilig andere Zuschauer-Geschlecht (in den meisten Fällen) eine Augenweide, ihnen zu folgen. Dass sich die beiden am Ende ernsthaft ineinander verlieben, dürfte kein Geheimnis sein, zu offensichtlich legt die Story diese Entwicklung voraus. Aber auch wenn die Chemie zwischen Pitt und Jolie stimmt, bleibt der Film doch weit hinter vergleichbaren Klassikern zurück. Die Ehekrieger Michael Douglas und Kathleen Turner waren in „Der Rosen-Krieg“ weit fanatischer, giftiger, galliger, gemeiner und grausamer. Und die verliebten Killer Jack Nicholson und (wieder) Kathleen Turner versprühten in „Die Ehre der Prizzis“ wesentlich mehr Raffinesse und Hinterhältigkeit. Dafür verantwortlich ist aber hauptsächlich Autor Kinberg, dem außer einer hanebüchenen Story mit ein paar guten Gags wenig einfiel.

    Doug Limans Mischung aus Actionfilm, Romanze, Komödie und modernem ironischen Märchen will nicht so recht zünden. Gelegentlich sprüht der Film voller Witz, wenn klar wird, dass auch Auftragskiller Alltagsprobleme haben. Aber meist ist es nur ein Strohfeuer, das bis zur nächsten Actionszene erloschen ist. Wirklich langweilig ist „Mr. And Mrs. Smith“ aber auch nicht. Weder Fisch noch Fleisch, aber alles in allem durchschnittliche Hausmannskost aus der Fast-Food-Küche Hollywoods. Bei der hochglanzverpackten Star-Power reicht dies allemal für einen Blockbuster. Denn hey: It’s only entertainment!

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