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    Die drei ??? - Das Geheimnis der Geisterinsel
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    3,0
    solide
    Die drei ??? - Das Geheimnis der Geisterinsel
    Von Christoph Petersen

    Erster Detektiv: Justus Jonas. Zweiter Detektiv: Peter Shaw. Recherchen und Archiv: Bob Andrews. Obwohl absoluter Kult, sind die „???“-Fans von der Filmindustrie bisher sträflichst vernachlässigt worden. Während die „TKKG“-Anhänger mit der zwölfteiligen TV-Serie „Ein Fall für TKKG“ (1985), dem ersten Kinoanlauf „Ein Fall für TKKG: Drachenauge“ (1992) und dem letztjährigen Leinwandausflug TKKG - Das Geheimnis um die rätselhafte Mind-Machine reichlich gefüttert wurden, blieb eine filmische Umsetzung der Romanserie von Robert Arthur unverständlicherweise aus. Dabei bringt es die Hörspielreihe mittlerweile schon auf beeindruckende 142 Folgen (wobei die letzten sieben aus rechtlichen Gründen unter dem Titel „Die Dr3i“ veröffentlicht wurden), und ein Abebben des Fan-Wahns ist nicht in Sicht. Doch das Warten hat endlich ein Ende. Angesichts des nicht enden wollenden Erfolgs der „???“ kamen die Produzenten nun endgültig nicht mehr darum herum, nun auch eine Version der von Suspense-Altmeister Alfred Hitchcock mitinitiierten Kassetten-Serie auf die große Leinwand zu bringen. Aufgrund der hohen Erwartungen ein sicherlich schwieriges Unterfangen, dessen Umsetzung in Form von Florian Baxmeyers „Die Drei ??? - Das Geheimnis der Geisterinsel“ zwar als gelungener Kinderkrimi überzeugt, aber zugleich auch einen Großteil der Fan-Träume enttäuscht.

    Nachdem sie gerade erst durch ihren waghalsigen Einsatz einen raffinierten Gemälderaub verhindern konnten, wollen die drei Fragezeichen nun zunächst einmal eine kleine Pause einlegen. Da kommt das Angebot von Peters Vater (Nigel Whitmey) gerade recht, der einen Job in Südafrika angenommen hat und die Detektive dorthin mitnehmen will. Doch Justus (Chancellor Miller), Peter (Nick Price) und Bob (Cameron Monaghan) wären nicht die von der Verbrecherwelt gefürchteten drei Fragezeichen, wenn sie in ihren Ferien einfach nur faul in der Sonne herumliegen würden. Und so steht den Nachwuchs-Schnüfflern, die bisher jeden einzelnen ihrer Fälle lösen konnten, auch schnell ein neues Rätsel ins Haus. Peters Vater ist Architekt und soll auf der geheimnisvollen Geisterinsel für seine wohlhabende Auftraggeberin Miss Wilbur (Fiona Ramsey) einen Freizeitpark errichten. Doch schon bei der ersten Besichtigung wird Miss Wilbur in einer dunklen Höhle von einem kreischenden Monster angefallen. Der Verdacht fällt sofort auf den Eingeborenen Gamba (Akin Omotoso), der auf der Insel merkwürdige Rituale abhält. Als Gamba dann sogar verhaftet wird, beauftragt dessen Tochter Chris (Naima Sebe) die drei Fragezeichen damit, die Unschuld ihres Vaters zu beweisen...

    Die größten Schwierigkeiten werden Fans der Serie wohl mit der Besetzung der drei Detektive haben. Zwar machen die Darsteller ihre Sache insgesamt gut, nur dürften sie den meisten „???“-Anhängern letztlich doch eine ganze Ecke zu jung sein. Da spätestens in der letzten Szene, die auf das Gewinnspiel rund um die goldene Limousine anspielt, deutlich wird, dass es sich beim ersten „???“-Film um ein Prequel zu den Kassetten und Büchern handeln soll, passt das Alter von der Abfolge her zwar, aber es ergibt sich so doch ein erhebliches Zielgruppenproblem. Gerade wenn man bedenkt, dass ein Großteil der Fans schon lange im Erwachsenenalter angekommen ist, ist die Entscheidung, einen reinen Kinderfilm aus der Serie zu machen, nicht immer verständlich. Ein Kinobesuch könnte man so in etwa mit folgender, leicht überspitzt dargestellter Situation vergleichen: Ein Vater schleppt seinen Sohn in ein „Bee Gees“-Konzert, um seinem Sprössling die Idole seiner Jugend vorzuführen. Und dann singen sie statt „To Love Somebody“ plötzlich „Schnappi das kleine Krokodil“. Die Macher scheint diese Problematik übrigens nicht sonderlich zu beunruhigen, die Dreharbeiten zum zweiten Teil beginnen im September, also noch vor dem deutschen Kinostart der „Geisterinsel“.

    Schon die erste Szene des Films, in der ein außer Kontrolle geratener Fahrstuhl auf unsere drei gefesselten Helden herunterrast, ist bestens dazu geeignet, jeden wahren Fan aus dem Kino zu treiben. Präsentieren sich die drei Fragezeichen hier doch als allmächtige Dummschwätzer (Bob rattert irgendeinen Mist über Fahrtstuhl-Antriebe runter und Justus rechnet auf die Sekunde genau aus, wie lange es noch dauert, bis sie zerquetscht werden), deren Auftritt eher an eine Vorschul-Version von James Bond denn ein anständiges „???“-Abenteuer erinnert. Doch keine Angst, einen solchen krassen Ausrutscher leistet sich der Film kein zweites Mal. Allerdings kommt er den uns wohlbekannten Jugenddetektiven auf der anderen Seite aber auch später nicht bedeutend näher. Zwar werden alle möglichen Zitate – vom Ortsschild von „Rocky Beach“ über den Schrottplatz der Familie Jonas bis hin zum Wohnwagen, dem Geheimversteck der „???“ - aufgefahren, doch bleibt dies alles eben auch auf der Ebene von Zitaten hängen. So hat man mit Ausnahme einiger kürzerer Passagen stets das Gefühl, dass man hier in einem Film sitzt, der zwar auf die „???“-Reihe anspielt, ohne aber selbst ein Teil eben dieser zu sein.

    Doch trotz dieser Enttäuschungen ist „Die drei ???“ beileibe kein schlechter Film, dafür macht er schlussendlich einfach doch zu viel Spaß. Das erste große Plus ist, dass der Krimi im Gegensatz zur „Mind-Machine“ nicht versucht, auf der momentan tosenden Fantasy-Welle mitzuschwimmen, sondern stattdessen einen im Großen und Ganzen bodenständigen Fall präsentiert. Bis auf die Fahrstuhl-Szene zu Beginn und den Paragliding-Showdown macht alles Sinn, und es ist so durchaus spannend, die drei Detektive bei ihren Ermittlungen zu begleiten. Abseits der Krimigeschichte gibt es auch noch ein paar gelungene Abenteuer-Einschübe, vor allem die Rätsel in einem fallengespickten Höhlengrab seien hier ausdrücklich genannt, die den Zuschauer zusätzlich bei Laune halten. Auch wenn man sich über die unnötige Verjüngungskur ärgern mag, langweilig wird der Film dank dieser Qualitäten dennoch nie. Nur bleibt so auch festzuhalten, dass „Das Geheimnis der Geisterinsel“ wohl ohne die „Drei ???“ im Titel und ohne Bezug zur kultigen Vorlage noch stärker hätte überzeugen können.

    Fazit: Als Leinwand-Adaption der erfolgreichen Roman- und Hörspielreihe kann „Die drei ??? - Das Geheimnis der Geisterinsel“ nur selten wirklich überzeugen. Im Gegensatz zu Genrekonkurrent TKKG - Das Geheimnis um die rätselhafte Mind-Machine funktioniert der Film aber zumindest als spannender Kinderkrimi und unterhaltsames Familienabenteuer.

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