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    Serenity - Flucht in neue Welten
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    3,5
    gut
    Serenity - Flucht in neue Welten
    Von Björn Helbig

    Mit „Serenity“ kommt nun die Leinwandadaption der TV-Kultserie „Firefly“ in die Kinos. Der Genre-Mix der Serie ist auch im Film weitestgehend beibehalten worden: ein bisschen Retro-SciFi, ein wenig Western, und im Kern eine Geschichte um eine Gruppe von Freunden, die mit einem schrottigen Raumfrachter durchs Universum düst und – ja, so einfach ist das – Abenteuer erlebt.

    500 Jahre in der Zukunft. Die Menschen einer überbevölkerten, ressourcenverbrauchten Erde zogen los ins All, besiedelten neue Planeten und machten diese durch Terraforming bewohnbar. Natürlich gab’s Streit: Die Randwelten wollten sich nicht unter die Führung der zentralen Welten – die Allianz – begeben, was einen blutigen Bürgerkrieg zur Folge hatte. Die Allianz siegte. Doch einige Widerstandskämpfer, die Browncoats, entschieden sich auch nach dem Krieg für ein Leben in Unabhängigkeit. In diesem Setting kreuzt der Raumfrachter „Serenity“ (deutsch: Gelassenheit) unter der Führung von Captain Malcolm "Mal" Reynolds (Nathan Fillion) samt seiner mehr oder weniger loyalen Crew durchs Universum, um sich mit Gelegenheitsaufträgen über Wasser zu halten. Mit von der Partie: Mals alte Kriegsgefährtin Zoe (Gina Torres), ihr Mann und Pilot Hoban 'Wash' Washburne (Alan Tudyk), der Söldner Jayne (Adam Baldwin) und Mechaniker-Ass Kaywinnit Lee "Kaylee" Frye (Jewel Staite). Zusätzlich mit an Bord sind zwei Passagiere, Dr. Simon Tam (Sean Maher) und seine Schwester River Tam (Summer Glau), die von der Allianz erbittert verfolgt werden. Denn River Tam, vordergründig ein schüchternes Mädchen mit telepathischen Fähigkeiten, ist hinter dem schönen Gesicht auch eine unberechenbare Kampfmaschine – und verfügt zudem über Informationen, die der Allianz gefährlich werden könnten…

    Vorweg: Joss Whedon ist mit „Serenity“ eine gute Leinwandadaption und Fortsetzung von „Firefly“ gelungen, welche die Freunde der Serie nicht vergrätzen dürfte, sondern eher noch Fans hinzugewinnen wird. Die Erzfeinde der Serenity-Crew (deren Darsteller glücklicherweise die gleichen geblieben sind) fehlen zwar (Saffron, Niska), doch sind die Elemente, die den Charme der Serie ausmachen – wenn auch in geringerem Maße – ebenfalls in der Kinoversion vorhanden. Optisch allen voran der wilde Genre-Mix mit seinen Westernelementen sowie die originelle Symbiose von „neu“ und „alt“. Aber auch inhaltlich überzeugt Whedon, der schon u.a. beim Drehbuch zu „Alien 4“ und seinen TV-Serien um die Vampirjägerin „Buffy – Im Bann der Dämon“ und dem zugehörigen Spin-Off „Angel – Jäger der Finsternis“ zeigen konnte, dass er ein Gespür für interessante Charaktere und Personenkonstellationen hat. Was “Serenity”, genau wie “Firefly” und andere Arbeiten Whedons, interessant macht, sind die handelnden Personen mit ihren Wünschen, Problemen und Konflikten. So hat Captain Mal sowohl im Film als auch in der Serie alle Mühe, seine dickköpfigen Crew zusammen zu halten: Kaylees steht auf Dr. Simon Tam, dessen größte Sorge allerdings das Wohlergehen seiner gefährlichen Schwester River Tam darstellt. Und vor der hat der sonst unerschrockene Söldner Jayne – zu Recht – ziemlichen Bammel. Schon in der Serie konnte man in der Folge 11 „War Stories“ Zeuge von Rivers Tödlichkeit werden (und dieser Aspekt wird auch im Kinofilm, soviel sei verraten, zu ungeahnten Dimensionen anwachsen). Darüber spielen Mals alte Liebe Inara (Morena Baccarin) sowie Prediger Shepherd Book (Ron Glass) eine, wenn auch im Vergleich zur Serie sehr geringe Rolle.

    Natürlich hat Whedon in seinem Spielfilm nicht die Zeit, wie in der 15-teiligen Serie „Firefly“, um die Personenkonstellationen richtig auszuformulieren. Dadurch geht ein kleines bisschen vom Charme der Serie verloren, was aber wiederum recht gut durch Tempo und Spannung kompensiert wird. Eigentlich geht es ja auch ums Gejagtwerden, so dass auch die richtige Menge Action nicht fehlen darf. Gejagt wird die „Serenity“ (bzw. die sich auf dem Schiff befindende River Tam) nämlich von einem Agenten der Allianz (Chiwetel Ejiofor), einem finsteren Gesellen, der keine Skrupel hat, ganze Dörfer auszulöschen und darüber hinaus recht gut mit dem Samuraischwert umgehen kann. Kenner der Serie werden es sicherlich auch begrüßen, dass der vielleicht wichtigste Erzählstrang – das Geheimnis um River Tam – derart unterhaltsam weitergeführt wird, ohne am Ende mit einer alles erklärenden Pointe aufzuwarten.

    Nachdem die Mannschaft der „Serenity“ während des Films so einiges einstecken muss, doch auf wundersame Weise stets verdammt schnell wieder auf die Beine kommt, ist man dann gegen Ende fast ein wenig verdutzt, dass zwei wichtige Charaktere der Serie recht unmotiviert sterben müssen. Aber auch das ist es, was den Film – auch im Hinblick auf die Serie – aus dem Mittelmaß heraustreten lässt. Hier passiert was, hier geht nicht alles gut aus, denn: Hey – die Raumfahrerei ist kein Kaffeekränzchen!

    Neben der guten Besetzung macht “Serenity” auch optisch einiges her. Das Raumschiff hat im Vergleich zur Serie einiges an Details gewonnen, die altertümlichen Elemente sowie der Wild-West-Anteil sind hingegen etwas geringer ausgefallen. Angenehm macht sich aber bemerkbar, dass die Effekte im Film lediglich Mittel zum Zweck sind und die Geschichte nicht zu stark überlagern. D.h. sie wirken wohl dosiert, sind aber in ihrem Auftreten wuchtig und schaffen es, Atmosphäre aufkommen zu lassen. Sympathisch wirkt das mitunter etwas trashige Design, das sich aber gut in die Effekte und die CGI einfügt.

    Whedons „Serenity“ hat das gewisse Etwas und erinnert vielleicht ein wenig an Filme wie Stewart Raffills „Krieg der Eispiraten“ von 1984. Dass "Serenity" überhaupt als abendfüllender Spielfilm realisiert werden konnte, ist aber auch ein Verdienst der Fans von „Firefly“. Denn ohne die äußerst lukrative DVD-Auswertung wäre Universal vermutlich nicht das Risiko eingegangen, den Stoff auf die große Leinwand zu bringen. Man kann mit dem Film natürlich auch viel Spaß haben, ohne die Serie zu kennen, obwohl einem so das tiefere Verständnis der Figuren und ihrer Konstellation verwehrt bleiben dürfte. Mit „Serenity“ wird zwar das Rad nicht neu erfunden und man glaubt, das eine oder andere schon mal irgendwo gesehen zu haben. Doch in seiner Mixtur verschiedener Genre-Einflüsse wirkt der Film schon wieder originell. Wenn auch die Story des Films an sich nicht viel Außergewöhnliches bereithält und nur das Mindestmaß an Überraschungen bietet, kann „Serenity“ doch insgesamt durch seine liebevolle Machart, den Charme seiner Hauptdarsteller sowie solide Action unterhalten.

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