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    Die schwarze Natter
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    4,0
    stark
    Die schwarze Natter
    Von René Malgo

    Der dritte gemeinsame Film von Humphrey Bogart und Lauren Bacall erweist sich als einer der unüblicheren Werke des Film Noir - experimentell beginnend, von einer eher konventionellen, allerdings interessanten Krimihandlung folgend.

    Vincent Parry (Humphrey Bogart), ein verurteilter Mörder, entkommt aus dem Gefängnis und flieht nach San Fransisco. Er ist unschuldig und möchte den wahren Mörder finden. Ein Chirurg verpasst ihm ein neues Gesicht. Er taucht bei einer Frau namens Irene Jansen (Lauren Bacall) unter, sie ist die einzige, die ihm glaubt. Zusammen versuchen sie zu ergründen, wer Parrys Frau tatsächlich umgebracht hat und für die Verurteilung von Parry verantwortlich ist.

    „Die schwarze Natter“ ist nicht der beste Film mit Bogart und auch kein Vergleich zu „Tote schlafen fest“ oder „Die Spur des Falken“, jedoch ein äußerst gut gemachter, stets unterhaltsamer und spannender Noir Thriller mit bemerkenswerten Protagonisten. Dank einiger ansprechender Einfälle und markanter Figuren zählt „Die schwarze Natter“ zu den stärkeren Vertretern des Film Noir. Es sind die verschiedenen Nebencharaktere, die den Film sehenswert machen. Sie bleiben in Erinnerung und fungieren eindrücklich als Beweis dafür, wie wichtig für kriminalistische Thriller starke Nebenfiguren tatsächlich sind. Die ausgezeichneten Nebendarsteller können neben Humphrey Bogart bestehen, ohne ihm allerdings die Show zu stehlen.

    Bei näherer Betrachtung des Films und seiner ausgeprägten Charaktere steigt der Verdacht auf, wissen zu können, woher Steven Spielberg die Inspiration für seinen Science-Fiction-Thriller „Minority Report“ genommen hat. So kann dem in einigen Ansätzen innovativen Noir-Thriller aus dem Jahre 1947 doch stilbildendes Potenzial zugestanden werden. Die extravaganten Nebenpersonen, die Augenoperation des Herrn Cruise und der Stil zumindest im Mittelteil von „Minority Report“ scheinen tatsächlich einiges von „Die schwarze Natter“ kopiert zu haben.

    Künstlerisch interessant ist Anfang des Films, wo nahezu jede Szene aus der Egoperspektive gedreht wurde - und dies auf einem technisch erstaunlich hohen Niveau. Der Zuschauer erlebt fast das gesamte erste Drittel durch die Augen von Vincent Parry (Bogart). Erst nach Parrys Gesichtsoperation wechselt die Perspektive. Es ist eine nicht hoch genug einzuschätzende Leistung, dass während dieser gesamten Anfangszeit der Thriller interessant bleibt und der vermeintliche Hauptdarsteller Bogart nicht vermisst werden muss. Allein dieser innovative Einschub hebt „Die schwarze Natter“ über normales Niveau, macht das Werk zu einem Novum seiner Zeit und einem filmhistorisch ansprechenden Zeitdokument.

    Eine interessante Einlage bietet auch der beklemmende Albtraum von Bogart während seiner Operation, die auch heute noch seine Wirkung kaum verfehlt. Inszenatorisch und insbesondere darstellerisch, wie bereits erwähnt, gehört „Die schwarze Natter“ zum gehoben Niveau und kann als sehenswerter und spannender Vertreter des Film Noir mit zwei gut aufgelegten Hauptdarstellern zählen. Gerade zwischen dem Paar Bogart und Bacall stimmt die Chemie. Ihre sich entwickelnde Liebesbeziehung, die einen recht eigenartigen Anfang nimmt, lässt sich vom Zuschauer doch abkaufen.

    Aber nicht nur spannend, sondern auch schön ist „Die schwarze Natter“. Er handelt vom Neuanfang mit der Person, die man liebt, allen Widrigkeiten und Ungerechtigkeiten zum Trotz. Das ist ein nettes Motiv und vor allem das Ende dürfte den einen oder anderen berühren. Ein sehenswerter Film für Fans von düsteren Thrillern und ein Muss für Cineasten, die stets darauf bedacht sind, ihr filmisches Allgemeinwissen zu bereichern.

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