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    Highlander - Es kann nur einen geben
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    5,0
    Meisterwerk
    Highlander - Es kann nur einen geben
    Von Carsten Baumgardt

    „Es kann nur einen geben!“ Das ist das Gesetz der Unsterblichen in Russell Mulcahys Fantasy-Abenteuer „Highlander“. Hätten doch die Produzenten diese Maxime ernster genommen, wäre der Welt eine Menge Zelluloidmüll erspart geblieben. Einer wenigstens noch passablen Fortsetzung folgten ein katastrophaler dritter und ein schlechter vierter Teil, die allesamt den Mythos des phantastischen Originals schwer ankratzten, aber nicht zerstören konnten. „Highlander“ zählt zu den meistunterschätzten Meisterwerken des 80-Jahre-Kinos. Von manchem wegen der im Kern simplen Story belächelt, setzte Regisseur Mulcahy jedoch neue Maßstäbe im Actionkino. Selten war die Kombination aus Musik und hochstilisierter Bilder besser auf der Leinwand zu bewundern. „Highlander“ verbreitet eine einzigartige Atmosphäre, die den Film trägt und zu einem packenden Erlebnis macht.

    Mein Name ist Connor McLeod vom Clan der McLeods. Ich wurde vor 400 Jahren in den schottischen Highlands geboren... und ich kann nicht sterben!

    Doch bevor Connor (Christopher Lambert) zu dieser Erkenntnis kommt, muss er eine schmerzvolle Erfahrung machen: Sterben! Im Jahr 1536 stirbt der schottische Clanführer auf dem Schlachtfeld in den Highlands ehrenvoll im Kampf gegen den gefürchteten Kurgan (Clancy Brown). Doch der vermeintlich tödlich Verwundete steht am nächsten Morgen quicklebendig vor seinen Gefolgsleuten. Er ist den Dorfbewohnern unheimlich. Sie vermuten, dass er mit dem Teufel im Bunde ist und verjagen ihn. Auf seiner Flucht trifft er auf die junge Heather (Beatie Edney) und will mit ihr eine Familie gründen. Fünf Jahre später wird das Idyll durch den ägyptisch-spanischen Edelmann Ramirez (Sean Connery) gestört. Er weiht Connor in die Geheimnisse der Unsterblichen ein. Sie alle streben nach dem Preis, den der letzte Überlebende der Art gewinnt. Dieser soll der Menschheit ewiges Glück oder den totalen Untergang bescheren – je nachdem, welcher Charakter sich durchsetzt. Ramirez trainiert Connor für die Zusammenkunft.

    New York, 350 Jahre später: Connor McLeod lebt jetzt als Antiquitätenhändler Russell Nash unbemerkt unter den Normalsterblichen. Nur noch vier Unsterbliche sind übrig geblieben, darunter der dämonische, moderne Barbar Kurgan, der sich daran macht, die Art zu dezimieren, was lediglich mit dem Abschlagen des Kopfes möglich ist. Connor verliebt sich in die Archäologin Brenda (Roxanne Hart), die mit in die Auseinandersetzung hineingezogen wird...

    „Highlander“ ist ein furioser Genremix, der bahnbrechende Neuheiten hervorbrachte und wohl gerade deshalb Kultstatus erlangte. Obwohl die Musikvideos noch in den Kinderschuhen steckten, gelang dem australischen Regisseur Russell Mulcahy („Highlander II“, „Shadow und der Fluch des Khan“, „Karen McCoy – Die Katze“) der erste Film im später oft zitierten MTV-Stil: atemberaubende Kamerafahrten, geniale Schnitte, Montagen und Übergänge gepaart mit einem bombastischen Soundtrack der Rockgruppe Queen. Diese optische Brillanz übertüncht einige Klischees und Banalitäten, die sich in die Handlung einschleichen. „Highlander“ mixt Versatzstücke des französischen Kostümfilms mit klassischem Fantasykino und erscheint letztendlich im Gewand einer amerikanischen Mainstream-Actionproduktion, bewahrt sich aber dabei den Einfluss des europäischen Films, ohne sich den Konventionen der US-Massenware zu beugen.

    Der uninformierte Betrachter wird anfangs etwas verwirrt sein, was ihm denn da auf der Leinwand entgegenkommt. In einer atmosphärisch phantastischen Sequenz wechselt die Szenerie elegant von einem blutigen Wrestling-Kampf im New Yorker Madison Square Garden in die schottischen Highlands des 16. Jahrhunderts. Der einzige Fixpunkt, der die Ebenen verbindet, ist Connor McLeod, der im Laufe der Zeit verschiedene Identitäten (Adrien Montagu, Jacques Lefebert, Alfred Nicholson, Rupert Wallingford, Russell Nash) annimmt. Für die damalige Zeit holte Mulcahy alles aus dem 16-Millionen-Dollar-Budget raus, was möglich war.

    Diplomatensohn Christopher Lambert ist zwar in Long Island, New York, geboren, verließ das Land aber bereits im Alter von zwei Jahren und wuchs in der Schweiz und Frankreich auf. Deshalb sprach er vor dem Dreh auch kaum Englisch. In seinem ersten US-Film „Greystoke“ (1984) hatte er nur wenige Textzeilen, aber ein Dialogcoach bog dieses Manko wieder hin. Lambert ist kein begnadeter Schauspieler, aber in der Rolle seines Lebens ist er genau der richtige Mann mit der perfekten Ausstrahlung. In Deutschland hatte er mit dem packenden Thriller Knight Moves (1991) noch einen echten Hit, aber danach verschwand Lambert wieder in der Welt der B- und C-Movies. Sean Connery glänzt vor allem mit seiner Präsenz und harmoniert gut im Zusammenspiel mit Lambert. Clancy Brown gibt seinen Erzbösewicht („It’s better to burn out than to fade away“) am Rande der Selbstkarikatur, spielt ihn aber nie über das Limit und sorgt somit für einen starken Gegenpart.

    Es ist eine Schande, dass diesem begeisternden Original unwürdige Sequels (1990, 1994, 2000), eine durchschnittliche Action-Serie (1992) und eine Zeichentrickserie (1994) folgen mussten. „Highlander“ ist ein Mythos, alles was folgte, uninspirierte Resteverwertung. Wer die Welt der Unsterblichen neu entdecken will, ist gut beraten, sich lediglich dem ersten Teil zuzuwenden. Denn wir alle wissen: Es kann nur einen geben!

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