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    Mona Lisas Lächeln
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    2,5
    durchschnittlich
    Mona Lisas Lächeln
    Von Carsten Baumgardt

    1990 schuf der Australier Peter Weir mit seinem Drama „Der Club der toten Dichter" einen modernen Klassiker. Der feministischen Version dieser Geschichte nahm sich der Brite Mike Newell an. Leider fehlt „Mona Lisas Lächeln“ der rechte Biss, den das Vorbild auszeichnete. Trotz exzellenter Ausstattung und zumeist guten Darstellern schafft es der Film nicht, sein Publikum mitzureißen. Zu dröge ist Newells Inszenierung, Überraschungsmomente sind rar gesät...

    Alle hatten sie gewarnt, aber sie ließ sich nicht abschrecken. Die junge, progressive Kunstgeschichtslehrerin Katherine Watson (Julia Roberts) verlässt das fortschrittliche Kalifornien, um an dem Mädchen-Elite-College Wellesley an der Ostküste zu unterrichten. Emanzipation ist 1953 in den USA ein Fremdwort. Der Weg für die Mädchen ist klar vorherbestimmt. Nachdem sie einen Mann gefunden haben, heiraten sie. Danach kommen die Kinder und die Frau ist glücklich, wenn sie ihrem Ehemann dienen kann. Und genau dieses Frauenbild wird auch in Wellesley gefördert. Wer davon abweicht, bekommt Probleme. Die Freidenkerin Katherine will sich nicht anpassen, muss aber schnell lernen, dass sie die erzkonservativen Kräfte am College unterschätzt hat. Während sie die Schülerin Joan (Julia Stiles) dazu animiert, sich in Yale als Juristin zu bewerben und sie von der sexuell experimentierenden Giselle (Maggie Gyllenhaal) bewundert wird, bietet ihr die einflussreiche Betty (Kirsten Dunst) die Stirn. Sie sei nicht verheiratet, lehre progressive Kunst, ihre Lehrmethoden seien zu modern und zudem habe sie ein Verhältnis mit ihrem Kollegen Bill (Dominic West). Als sie diese Anschuldigungen in einem Zeitungsartikel veröffentlicht, gerät Katherine in ernsthafte Schwierigkeiten...

    Wenn Hollywood in der heutigen Zeit ein echtes Problem hat, dann ist es die Formelhaftigkeit, mit der potenzielle Blockbuster aus Versatzstücken bereits erfolgreicher Filme zusammengesetzt werden. Genau hieran krankt es auch vordringlich bei Mike Newells „Mona Lisas Lächeln“. Das Drehbuch von Laurence Konner und Marc Rosenthal überträgt einen Großteil der Komponenten von Peter Weirs mitreißendem Freidenker-Drama „Der Club der toten Dichter" in die Frauenwelt. Doch dann muss sich der Film auch an seinem (über)großen Vorbild messen lassen. Dabei verliert „Mona Lisas Lächeln“ um Längen. Ist der Film deshalb schlecht? Natürlich nicht. Mike Newell („Vier Hochzeiten und ein Todesfall“) gelingt es, den Zuschauer elegant in die Hochzeit der McCarthy-Ära eintauchen zu lassen. Das Frauenbild der damaligen Zeit wird sehr exakt wiedergegeben. Die Ausstattung ist absolut perfekt, die Photographie von Anastas Michos makellos und auch die Riege der Jungschauspielerinnen ist gut gewählt. Kirsten Dunst („Spider-Man", „Spider-Man 2", „Interview mit einem Vampir“) hinterlässt als konservatives Biest Betty einen tadellosen Eindruck und vermittelt ihre Einstellung glaubhaft. Julia Stiles („10 Dinge, die ich an dir hasse“, „Save The Last Dance“) gibt ebenfalls eine souveräne Figur ab. Überragt werden beide jedoch von der wunderbaren Maggie Gyllenhaal („Secretary", „Adaption"), die als promiskuitive Giselle ihre ganze Ausstrahlung ausspielen kann. Doch damit nähert sich bereits ein großes Manko von „Mona Lisas Lächeln“. Gyllenhaal spielt Hauptdarstellerin Julia Roberts („Erin Brockovich“) mühelos an die Wand. Superstar Roberts, die wohl einflussreichste Schauspielerin in Hollywood, ist nicht optimal besetzt. Bei allem Bemühen ist ihr die freidenkende, unkonventionelle Kunstgeschichtslehrerin einfach nicht abzunehmen. Wie der gesamte Film kratzt sie mit ihren Emotionen immer nur an der Oberfläche.

    Normalerweise wird stets behauptet, es gebe keine bzw. zu wenig gute Frauenrollen. Diese gibt es in „Mona Lisas Lächeln“ ausreichend, doch diesmal müssen die Männer leiden. Sie dienen nur als Staffage. In der einzigen größeren Rolle bleibt Dominic West („Chicago", „28 Tage") als Julia Roberts’ späterer Geliebter blass. Dadurch wird aber wenigstens in der Handlung ein Konflikt geschürt. Diesen Schrittmacher hat der Film auch nötig. Denn so gefällig das Treiben auf der Leinwand auch ist, die innere Spannung der Figuren fehlt – alles wirkt ein wenig dröge. Der Funke will nicht zum Publikum überspringen. Dabei sind die Charaktere durchaus sauber und gut gezeichnet, doch für ein Drama fehlt es „Mona Lisas Lächeln“ an ausreichend Konfliktpotenzial. Sicher werden der Heldin einige Steine in den Weg gelegt, aber das rettet die Handlung nicht davor, vorhersehbar zu sein. Wirklich unschön wird es allerdings erst zum Ende. Die Auseinandersetzung zwischen Betty/Kirsten Dunst und Katherine/Julia Roberts trägt den Film fast über die ganze Spielzeit. Die Auflösung dieses Konflikts kommt dann so abrupt und unbegründet, sodass sich der Zuschauer fragt, was denn zu dem plötzlichen Sinneswandel geführt hat.

    Gemessen an den hohen Erwartungen - und besonders im Vergleich zum „Club der toten Dichter" - ist „Mona Lisas Lächeln“ eine Enttäuschung. Nur für sich betrachtet ist das Light-Drama solide, kommt aber im Endeffekt nicht über den Durchschnitt hinaus. Optisch perfektes Hochglanzkino ohne Tiefgang. „Mona Lisas Lächeln“ bewegt sich makellos an der Oberfläche, was sich darunter verbirgt, wird in einem anderen Film erzählt... Link-Tipp:„CD-Kritik: Soundtrack - Mona Lisa Smile"

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