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    Beowulf und Grendel
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    3,0
    solide
    Beowulf und Grendel
    Von Deike Stagge

    „Etwas ist faul im Staate Dänemark“, das wusste schon Prinz Hamlet. Im Fall von Sturla Gunnarssons Historien-Drama „Beowulf und Grendel“ handelt es sich dabei um das Treiben eines furchteinflößenden Trolls, der ganz Dänemark in Atem hält. Action-Mime Gerard Butler nimmt als edler Recke den Kampf gegen einen unbekannten Gegner auf. Beowulf ist die ursprüngliche Heldensaga der angelsächsischen Literatur: ein Heldengedicht in ausführlichen 3182 Versen. Eigentlich greift der Film nur einen kleinen Teil des Poems selbst auf.

    Weil er sich dem dänischen König Hrothgar (Stellan Skarsgard) verpflichtet fühlt, reist der Gaute Beowulf (Gerard Butler) mit 14 tapferen Kriegern nach Dänemark, wo ein berserkerähnlicher Troll die Bewohner in Angst und Schrecken versetzt. Nach einer ersten Begegnung stellt Beowulf fest, dass das Ungeheuer ein Wesen aus Fleisch und Blut ist und auf den Namen Grendel hört. Die Seherin Selma (Sarah Polley) scheint über eine merkwürdige Verbindung zu Grendel zu verfügen und übt auch auf den schmucken Helden eine gewisse Faszination aus.

    Was diese Interpretation des ursprünglichen Stoffes auszeichnet, ist der Aufbau der Konfliktstruktur. Weil Grendel sich weigert, Beowulf und seinen Kriegern im Kampf zu begegnen, wird auch der entschlossenste Held nachdenklich. Hat sein Freund König Hrothgar ihm wirklich alles über den Ursprung von Grendels Hass auf die Dänen erzählt? Beowulf begibt sich nicht nur in den Kampf, sondern auch auf die Suche nach der Wahrheit hinter dem Zwist zwischen Troll und Dänenkönig und muss erkennen, dass Grendel kein verdammungswürdiges Monster ist, sondern wie jeder Mensch aufgrund von Schmerz und Verletzung agiert. Der Held wird gezwungen, seine eigene Rolle in der Jagd auf Grendel in Frage zu stellen.

    Der Religionskonflikt nimmt in diesem Rahmen thematisch eine weitere wichtige Funktion ein. Ein christlicher Geistlicher versucht, die verängstigten Dänen zum Christentum zu bekehren, er sieht den starken Glauben als einzige Rettung vor dem Ungeheuer. Auch der gebrochene König Hrothgar überlegt, sich von Brendan taufen zu lassen, da er sich von seinen Göttern verlassen fühlt. Subtil aber eindeutig mischt der eher durch seine Fernseharbeit bekannte isländische Regisseur Sturla Gunnarsson moderne Themen und Botschaften in die altertümliche Saga und verleiht ihr den nachdenklichen Beigeschmack, den man nach dem Anschauen des Films nicht gleich wieder los wird. „Beowulf und Grendel“ ist keine schwarz-weiß gezeichnete 08/15-Geschichte über den Kampf Gut gegen Böse.

    Um der Stimmung des Films mehr Ausdruck zu verleihen, wählte Gunnarsson seine Heimat Island als Drehort. Tatsächlich prägt die atemberaubende Landschaft einen entscheidenden Teil der Handlung und sorgt für weit mehr als nur ein stimmiges Bild. Auch wenn bei den Dreharbeiten das Wetter für ein paar Zwischenfälle sorgte, hat sich dieser Aufwand gelohnt. Eine erstklassige Besetzung baut auf dieser eindrucksvollen Kulisse auf: Ein wie immer ausgezeichneter Stellan Skarsgard gibt einen so verzweifelten alten König, wie man ihn sich nur wünschen kann, und der Schotte Gerard Butler (Lara Croft Tomb Raider - Die Wiege des Lebens, Das Phantom der Oper, Timeline), dessen Heldenqualitäten man 2007 im mit Spannung erwarteten Spartaner-Kriegsfilm „300“ bewundern kann, überzeugt als Held mit Herz und Hobbydetektiv.

    „Beowulf und Grendel“ gefällt als Inszenierung einer zeitlosen Geschichte durch die geistreiche und unaufdringliche Art, in der die handlungsleitenden Fragen aufgeworfen werden. Trotzdem kommt auch die Action nicht zu kurz. Für einen Videoabend, bei dem es nicht nur um reinen Schauwert geht, ist dieser Film mit Sicherheit eine gute Wahl. Wer nicht genug von Beowulfs Abenteuern kriegen kann, dem sei auch noch gesagt, dass auch 2007 wieder eine neue Verfilmung ins Kino kommen: Robert Zemeckis dreht mit Ray Winstone, Anthony Hopkins und John Malkovich an seiner Version der Heldengeschichte. Mal sehen, auf welchem Aspekt dort der Fokus der Produktion liegen wird.

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