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    Blood Trails
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    0,5
    katastrophal
    Blood Trails
    Von Björn Helbig

    Da stellen sich einem die Nackenhärchen auf, wenn man die Fahrradkurierin Anne vor dem Psychocop Chris durch Berglandschaften fliehen sieht. Stalkerhorror statt Alpenidyll? Leider nein. Das Grauen, das viele Zuschauer bei Ansicht der Videoproduktion „Blood Trails“ ergreifen wird, dürfte mitnichten das von Regisseur Robert Krause beabsichtigte sein. Für den Schrecken verantwortlich ist die absolut inakzeptable Qualität, die selbst denen, die sich im Horror-Genre alles anschauen, viel zu gering sein dürfte.

    Die Beziehung der Fahrradkurierin Anne (Rebecca R. Palmer) und ihrem Freund Michael (Tom Frederic) hat schon einmal bessere Tage gesehen. Vielleicht ist auch das der Grund, warum Anne sich auf einen One-Night-Stand mit dem Polizisten Chris (Ben Price) einlässt. Dieser erweist sich in der Liebesnacht allerdings als gar nicht freundlich; und als Anne am nächsten Tag in ihrer Wohnung aufwacht, möchte sie gerne glauben, dass alles nur ein böser Traum war. Um sich abzulenken, stimmt sie Michaels Idee zu einer romantischen Bike-Tour in den Bergen zu, welche die marode Beziehung retten soll. Doch dazu wird es nicht kommen. Denn wie aus dem Nichts taucht Annes Bekanntschaft auf und illustriert an Michael, dass mit ihm nicht gut Kirschenessen ist…

    Bis hierhin klingt die Geschichte, die sich Robert Krause und sein Co-Autor Florian Puchert ausgedacht haben, ja noch einigermaßen passabel, nicht wirklich originell zwar, aber dennoch so, als könne sie die Grundlage für einen durchaus spannenden Horrorfilm abgeben. Doch spätestens wenn Chris mit seinem Mountainbike wie ein Springteufel aus dem Gebüsch hüpft, mit einem Deadly Move die Kehle von Annes Freund Michael zerfetzt und sich sodann alle ein Weilchen doof anschauen, ahnt man, dass das alles ganz böse enden wird. Einen Moment kann man sich vielleicht noch einreden, dass die Filmemacher den Schalk im Nacken gehabt hätten. Doch während der Film seinen Lauf nimmt, wird immer klarer, dass man hier eben keine Horrorfilmparodie zu sehen bekommt, sondern einen amateurhaft inszenierten, mit zahlreichen Filmfehlern gespickten, absolut spannungsfreien Film, der ohne Augenzwinkern ein dummes Klischee an das nächste reiht. Eine Art Hitcher mit Fahrrad, Trash². Fast die gesamte Filmlänge über flieht Anne mit scheinbar unabwaschbarem Blut im Gesicht durch die Wälder, mal hat sie es eilig, mal nicht, mal trägt sie ihr Fahrrad, mal schiebt sie es, mal taucht der Killer auf, und sie sieht aus als würde sie vor Erschrecken ohnmächtig werden, dann nimmt sie es wieder gelassen hin. Genauso seltsam agiert der Killer, der auch nie so richtig zu wissen scheint, was er eigentlich will. Natürlich taucht er trotzdem immer genau dort auf, wo er eigentlich gar nicht auftauchen kann. Mehr Eindruck schindet er auch nicht, als er zum Schluss seinen Masterplan zum Besten gibt. Unfreiwilliger Höhepunkt von „Blood Trails“ ist neben der Miracoli-Szene jedoch die Sequenz, in der Anne mit dem Auto der mittlerweile in Hälften gespaltenen Lumberjacks zu fliehen versucht, Killer-Chris überfährt, dann aber nach kurzer Zeit aufgrund von Benzinmangel liegen bleibt. „Verdammte Scheiße“, brüllt die geschundene Anne. Da möchte man lauthals zustimmen.

    Nun sind Horrorfilme aus dem unteren Segment eben nicht die Art von Filmen, die ihre Fans unbedingt durch raffinierte Stories für sich gewinnen. Oft reicht es dem genügsamen Genrefan, wenn es einigermaßen hart zur Sache geht. Leider enttäuscht „Blood Trails“ auch auf dieser Ebene. Die wenigen Gore-Szenen fallen bis auf die alberne Mountainbike-Attacke sehr unspektakulär aus. Der Pfui-Bäh-Faktor ist ebenfalls niedrig. Leider weiß der Film auch optisch/akustisch überhaupt nicht zu überzeugen, wobei der Sound und der DV-Look noch am ehesten Leute ansprechen werden. Die filmischen Mittel stehen allerdings in keinem Zusammenhang mit dem Inhalt. Der Technosoundtrack vernichtet die Spannung eher, als dass er sie erzeugt, und eine viel zu lange, schlecht geschnittene Mountainbike-Verfolgungsjagd wird auch nicht spannender, wenn man sie mit Elektrobeats unterlegt. Die Videoclip-Ästhetik tut ihr übriges, um die potenziell vorhandene Atmosphäre des bayrischen Alpenlandes zu zerstören. Genau wie alle übrigen Elemente des Films, können auch die Darsteller nicht punkten, schon der englischsprachige Cast an sich, für den sich im Hinblick auf eine internationale Auswertung entschieden wurde, mutet seltsam an. Ob nun von der Regie allein gelassen oder auf Anweisung hin – weder Rebecca R. Palmer (Killing Me Softly), welche die Spielzeit wie unter Drogen hinter sich bringt und dazu komische Gesichter macht, noch Ben Price („Flyfishing“), der absolut nichts Diabolisches an sich hat und so als Killer ziemlich ungeeignet ist, können überzeugen. Den besten Eindruck macht da noch Tom Frederic („The Oxford Murders“), der die paar Filmminuten bis zu seinem skurrilen Ableben solide spielt.

    Unterm Strich handelt es sich bei „Blood Trails“ um einen der langweiligsten, aber nicht nur aus diesem Grund schlechtesten Horrorfilme, die man für Geld kaufen kann. Die dümmliche und trotzdem völlig ironiefreie Geschichte um einen Killer-Mountainbiker und sein verpeiltes Opfer Anne sowie eine Reihe weiterer Idiotismen ist das eine Debakel. Null Spannung, ein einfältiges Drehbuch, schlechtes Schauspiel, haufenweise Filmfehler und ein für einen Heimathorrorfilm unpassender DV-Look mit Techno-Sound sind das andere. Wer es während „Blood Trails“ schafft, sich fahrradfahrend in eine Waldlandschaft zu imaginieren, sollte sich an diesen Fantasien festhalten, denn sie werden das einzige unterhaltsame Element während des Films sein. Für einen Amateurfilm, dessen Macher mit sehr wenig Budget ausgekommen sind, ist das Ergebnis zwar bemerkenswert. Für einen Film, für den man auch noch Geld zahlen soll, ist das Resultat allerdings absolut unbefriedigend.

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