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    Es war k'einmal im Märchenland
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    1,5
    enttäuschend
    Es war k'einmal im Märchenland
    Von Christoph Petersen

    Auch wenn Pixar – zumindest was die Qualität angeht – noch immer den Genreprimus gibt, ist es doch DreamWorks, denen mit ihrem Shrek-Franchise die Gelddruckmaschine des 3D-Geschäfts schlechthin in die Hände gefallen ist. Immerhin haben die ersten drei Teile der bissigen Märchen-Verarsche allein an den amerikanischen Kinokassen mehr als eine Milliarde Dollar eingespielt. Und die Verlockung, die ein solcher Megahit nun einmal ausstrahlt, war diesmal so groß, dass sogar ein deutsches Studio nicht widerstehen konnte und mit auf den Erfolgszug aufgesprungen ist. Die Firma Berlin Animation Film spickte für ihr Konzept zu Paul J. Bolgers 3D-Märchen-Parodie „Es war K’Einmal im Märchenland“ hemmungslos beim grünen Oger und seiner schlagfertigen Prinzessin Fiona. An die Qualität des Originals reicht die deutsche Kopie aber leider nie heran. Viel Leerlauf und oft schwache Animationen trüben das Kinovergnügen merklich.

    Eigentlich ist alles wie immer. Ella (Stimme: Sarah Michelle Gellar) würde gern auf den königlichen Ball, hat aber von ihrer bösen Stiefmutter Frieda (Sigourney Weaver) dummerweise einen Jahresvorrat an Hausarbeit aufgebrummt bekommen. Glücklicherweise kommt eine gute Fee vorbei und greift Ella beim Putzen mit Zauberstab und magischen Funken ein wenig unter die Arme. Eigentlich müsste sie auf der Party jetzt nur noch einen ihrer gläsernen Schuhe verlieren, und Prinz Humperdink würde im ganzen Land eine groß angelegte Suchaktion nach ihr starten lassen. Doch diesmal scheint das Märchenland ein wenig länger auf sein Happy End warten zu müssen. In einem Turm der königlichen Burg achtet ein Zauberer seit jeher darauf, das Gleichgewicht zwischen Gut und Böse zu bewahren. Nur ist dieser gerade zum Golfurlaub in Schottland. Deshalb haben seine beiden schusseligen Gehilfen Munk und Mambo die Verantwortung übernommen. So ist es für Frieda ein Einfaches, die Macht über die magische Waage an sich zu reißen und das Schicksalspendel endlich auch einmal zu Gunsten der Bösewichte ausschlagen zu lassen. In Windeseile wird das Königreich von Großmütter fressenden Wölfen und Babys stehlenden Rumpelstilzchen überrannt. Ella kann gerade noch fliehen und sich in der Hochsicherheitsfestung der Sieben Zwerge verschanzen...

    Dass das Genre der Märchen-Parodien schon ziemlich abgegrast ist, hat zuletzt auch das schwächelnde Sequel Shrek der Dritte bewiesen. Und auch „Es war K’Einmal im Märchenland“ wird einen nun kaum vom Gegenteil überzeugen. Sicherlich gibt es einige gelungene Passagen, die durchaus auch eine Brise bissigen Witz versprühen. Etwa wenn Munk vor der magischen Kugel wie vor einem TV-Apparat sitzt, durch die verschiedenen Märchen zappt und sich über die ewig gleichen Happy Ends echauffiert. Viel lieber würde er Rapunzel mit einer Glatze sehen, oder zumindest mit splissigen Spitzen. Wenn man dann aber bedenkt, dass Regisseur Bolger nur eine gute Stunde später selbst genau solch ein immer gleiches Happy End präsentieren wird, ist eigentlich schon alles klar. Trotz einiger treffenden Spitzen gegen die grimmsche Märchenwelt liefert der Film schlussendlich doch nur Dutzendware von der Stange, muss immer wieder minutenlang ohne zündende eigene Idee auskommen, so viel zu viel Leerlauf verkraften. Auch zu den beiden Abzieh-Helden Ella und Rick (Stimme: Freddie Prinze Jr.) baut man null Sympathien auf, lediglich die guten (Munk und Mambo) und bösen (Rumpelstilzchen) Sidekicks entwickeln so etwas wie Charme. Der Prinz Charming der Berliner Märchenstunde scheint schließlich sogar direkt – inklusive Garderobe und Frisur – aus Shrek übernommen.

    Ursprünglich war „Es war K’Einmal im Märchenwald“ als flache 2D-Animation konzipiert, doch im Laufe der Arbeiten änderte Produzent John H. Williams das Konzept hin zur angesagten 3D-Technik. (Die 1-Million-Euro-Frage: Welche Filme hat Williams neben diesem wohl noch produziert? Richtig! Er zeichnet auch für alle drei Shrek-Streifen verantwortlich.) Schade eigentlich, denn diese Verhippungskur hat dem Film ganz sicher nicht gut getan. Schaut man sich nur einzelne Bilder an, sehen diese eigentlich noch recht ordentlich aus. Aber auf Dauer erreichen die Animationen einfach zu selten heutiges Kinoniveau, State-of-the-Art sucht man hier vergebens. Die groben Figuren im Vordergrund beißen sich häufig mit den feiner gezeichneten Hintergründen, so wirken zahlreiche Szenen wie Zwischensequenzen aus einem Computerspiel. Am meisten fällt dies in den Actionszenen auf, die nicht nur ziemlich holprig inszeniert, sondern zum Teil auch unnötig gewalttätig daherkommen. Während sich das US-Publikum immerhin über die Stimmen von Hollywood-Traumpaar Sarah Michelle Gellar (Der Fluch, The Return) und Freddie Prinze Jr. (Scooby Doo, Eine wie keine) freuen konnte, müssen sich die deutschen Kinobesucher mit Martin Semmelrogge als namhaftesten Vertreter der Synchro-Cast begnügen.

    Fazit: Trotz einiger netten Ideen und ein paar gelungenen Dialogzeilen schafft es „Es war K’Einmal im Märchenland“ nie, an seine Shrekschen Vorbilder heranzureichen. So wird sich Deutschland wohl leider kaum dauerhaft als ernstzunehmender Konkurrent auf dem internationalen Animationsmarkt etablieren können.

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