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    Dirty Dancing
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    4,5
    hervorragend
    Dirty Dancing
    Von Deike Stagge

    Das ist der Stoff, aus dem Träume sind: Unerfahrene, gut behütete Landpomeranze trifft toughen aber süßen Tanzlehrer und gewinnt ihn trotz aller Widrigkeiten für sich. Nebenbei wächst sie auch noch über ihre sportlichen Grenzen hinaus und darf am Schluss einen heißen Tanzauftritt hinlegen. Mit diesem einfachen - aber extrem wirkungsvollen - und vor allem zeitlosen Konzept wurde „Dirty Dancing" im Jahr 1987 zum Sensationshit an den deutschen Kinokassen und schickte die Welt ins Mambofieber.

    Francis „Baby" Houseman (Jennifer Grey) verbringt mit ihrer Familie die Ferien des Sommers 1963 im Hotel von Max Kellerman (Jack Weston). Schon am ersten Abend begeistert sie sich für den schmucken Tanzlehrer Johnny Castle (Patrick Swayze), der eine atemberaubende Show abliefert. Der Mambogott hat nichts übrig für verwöhnte Mädels aus der Oberschicht bis seine Tanzpartnerin Penny (Cynthia Rhodes) wegen einer ungewollten Schwangerschaft ausfällt. Natürlich bietet Baby ihre Hilfe an und muss nun im Schnelldurchgang die komplizierten Figuren des Mambos lernen. Das Paar kommt sich nicht nur auf der Tanzfläche näher, aber eine Reihe von Diebstählen und die goldene Hotelregel, dass Personal und Gäste durch eine unsichtbare Linie voneinander getrennt bleiben sollen, stellen das junge Glück gehörig auf die Probe.

    Die Auswirkungen des Films auf die Tanzschulen sind legendär. Gesellschaftstanz wurde dank der Inszenierung des unbekannten Regisseurs Emile Ardolino von Jugendlichen wieder entdeckt, Patrick Swayze (Donnie Darko, „Fackeln im Sturm", „Ghost - Nachricht von Sam") mauserte sich über Nacht zur Stilikone und der Ausspruch „Ich habe ein Wassermelone getragen" erlangte unwiderlegbaren Kultstatus. Den Erfolg beim Publikum verdankt das Musical seinem spritzigen Konzept mit der bunten Mischung aus Drama, Humor und mitreißenden Tanzchoreografien. Hier darf einfach ordentlich geschmachtet, gelitten und gelacht werden, während man darauf wartet, dass die Hauptdarsteller in der nächsten Einstellung noch galanter über das Parkett fegen. Das Drehbuch traf einfach den Zeitgeist seiner Fans, indem es dem Unterhaltungswert der Tanzszenen im Verlauf der Handlung noch einen Beigeschmack von Rebellion, Verantwortung und Erwachsenwerden beimischte. Nicht, dass „Dirty Dancing" großartig ernsthafte Themen wälzt - eigentlich lebt der Tanzfilm von seinem urigen Trashfaktor, der beim Grossteil des Publikums super ankam.

    Auch wenn „Dirty Dancing" nicht die Mutter der Tanzfilme der 80er Jahre war, übertraf der Film den Erfolg von „Flashdance", „Footlose" oder „Staying Alive" durch seine clevere Inszenierung des Paartanzes und dank der großartigen Chemie zwischen den Schauspielern. Patrick Swayze, selbst ausgebildeter Balletttänzer, brilliert als kantiger Tanzprofi nicht nur in den choreografierten Sequenzen und Jennifer Grey („Bounce", „Ferris macht blau") überzeugt trotz der zehn Jahre Altersunterschied zu ihrer Rolle, der sie einen herrlich naiven Touch verleiht. Flankiert wird das Leinwandpaar von der versierten Tänzerin Cynthia Rhodes („Staying Alive", „Flashdance") und Jerry Orbach („Law And Order").

    Was „Dirty Dancing" auszeichnet, ist sicher auch die großartige Kombination der Tanzszenen mit hitverdächtigen Ohrwürmern. Sogar Patrick Swayze wurde gesanglich für den Film aktiv und hauchte „She's like the wind" ins Mikrofon. Das Duett „Time of my life" von Bill Medley und Jennifer Warnes geistert heute noch durch sämtliche populären Musiksender der Republik. Das sichere Händchen des Regisseurs Ardolino für die Verknüpfung von Musik und Bewegung überträgt sich auch in den Schnitt des Films, der durch längere Einstellungen und geschickte Perspektivwahl den Freiraum der Tänzer gut transportiert.

    Teile der nur zu Probenzwecken gefilmten Sequenzen schafften den Sprung in den Endschnitt und geben „Dirty Dancing" einen ungezwungen und spontanen Touch: Jennifer Grey musste tatsächlich immer loslachen, wenn ihr Arm zu Beginn des Tanzens gestreichelt wurde und Swayzes Reaktion darauf ist nicht gespielt. Auch die Einstellung, in der das Paar in der Tanzstunde auf dem Boden räkelt, entsprang einer überzeugenden Improvisation während der Proben. Diese Natürlichkeit des Tanzens und der Schauspieler fängt Ardolino gut ein, so dass der Funke auch beim Zuschauer überspringen kann.

    Dank des leichtfüßigen Drehbuchs und des wundervoll in Szene gesetzten Mambos kann man sich „Dirty Dancing" auch heute noch immer mal wieder anschauen. Die Evergreens des Soundtracks können immer noch ihr Suchtpotential entfalten, wenn man sich auf den Film einlässt. Schon allein deswegen gehört dieser Film auf jeden Fall in die Kategorie Kultfilme der 80er Jahre.

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