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    The Hitcher
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    2,5
    durchschnittlich
    The Hitcher
    Von Christoph Petersen

    Nachdem Hollywoods Ausstoß an US-Versionen von japanischen Gruselstreifen in letzter Zeit stark rückläufig war, hat sich die Traumfabrik anscheinend ein neues Exploitation-Feld zum Plündern gesucht – und gefunden! Marcus Nispels Texas Chainsaw Massacre, Alexandre Ajas The Hills Have Eyes, Andrew Douglas´ The Amityville Horror, Simon Wests Unbekannter Anrufer und Glen Morgans Black Christmas, demnächst folgt noch Rob Zombies Halloween – die Liste der Hollywood-Remakes von Filmen der einheimischen 70er/80er-Horrorwelle wird unaufhörlich länger. Dabei konnte nicht nur kein einziger dieser Streifen dem jeweiligen Original bisher das Wasser reichen, bis auf The Hills Have Eyes könnte man auf sie alle wohl am besten komplett verzichten. Auch Dave Meyers „The Hitcher“-Remake, das neueste Werk aus Michael Bays Horroschmiede Platinum Dunes, reicht nun nicht an Robert Harmons diabolisches Original aus dem Jahre 1984 heran. Aber trotzdem ist das Ergebnis besser als erwartet. Sean Bean liefert eine durchaus bedrohliche Hitcher-Performance, und auch der Rest kann mit der einen oder anderen wirklich spannenden Szene zumindest teilweise überzeugen.

    Endlich Ferien! Zum ersten Mal wollen Jim Halsey (Zachary Knighton) und seine Freundin Grace Andrews (Sophia Bush) die freie Zeit gemeinsam in ihrem Heimatort verbringen, Familie und Freundinnen kennen lernen ist angesagt. Als sie an einem Unfall vorbeifahren, lassen sie den um Hilfe bittenden Anhalter aus Angst noch links liegen. Doch schon kurze Zeit später, als sie ihm an einer Tankstelle ein zweites Mal begegnen, gehen Jim die Ausreden aus. Schnell entpuppt sich der Fremde, der sich als John Ryder (Sean Bean) vorstellt, als mordender Psychopath. Gerade bevor ihm die Kehle durchgeschnitten werden soll, schafft es Jim, den Killer aus dem Auto zu stoßen. Doch damit beginnt der Horror erst. Der Serienkiller haftet sich an die Fersen des Pärchens, bringt jeden um, dem sie begegnen. So ist es wenig verwunderlich, dass Lieutenant Esteridge (Neal McDonough, Flags Of Our Fathers) und seine Polizei-Kollegen die Teenies für die Mordwelle verantwortlich machen. Eine atemlose Flucht vor dem eiskalten Hitcher und schwer bewaffneten Polizeihubschraubern nimmt ihren waghalsigen Lauf…

    Genau wie die des Originals ist auch die dramaturgische Struktur des Remakes zweigeteilt. Zu Beginn wird im Auto eine klaustrophobische Atmosphäre aufgebaut, durch die merkwürdig anmutenden Bemerkungen des Anhalters die Spannungsschraube langsam aber unaufhörlich fester angezogen. Zwar sind diese Szenen auch im Jahr 2007 noch für eine leichte Gänsehaut gut, leider haben die Macher hier aber erheblich weniger Geduld als die der Version von 1984 bewiesen. So ist die erste Begegnung mit dem Hitcher schlicht zu kurz ausgefallen, um nachhaltig schocken zu können. Die zweite Hälfte präsentiert sich auch heute genau wie damals in erster Linie als Actionfilm – inklusive explodierendem Polizeihubschrauber. Da das Remake in diesem Abschnitt so richtig aufs Gas drückt, kommt es zumindest in Sachen Unterhaltung durchaus an das Original heran, auch wenn die dramaturgische Finesse, mit der Harmon seinen dreckigen Genrestreifen einst so geschickt würzte, meist fehlt.

    Auch wenn die Dramaturgien übereinstimmen, gibt es aber zahlreiche Änderungen, die zum größten Teil zwar den Regeln des modernen Horrorkinos geschuldet sind, aber nicht unbedingt immer zur Qualität des Films beisteuern. Weder positiv noch negativ wirkt es sich aus, dass die Gewaltszenen nun ein ganzes Stück expliziter ausgefallen sind – so bleibt die Kamera zum Beispiel bei der berühmten Lastwagen-Szene bis zum bitteren Ende auf das eingespannte Opfer gerichtet. Wo Jim Halsey im Original noch lange Zeit alleine unterwegs war, sitzt nun von Beginn an ein Pärchen gemeinsam in der Klemme. Da so immer eine dritte Person mit im Auto anwesend ist, raubt diese Änderung vor allem den ersten Szenen einen merklichen Teil ihrer klaustrophobischen Stimmung. Und wo Halsey im Original ohne jeden Plan durch die leicht surreal anmutende Szenerie hetzte, können sich die beiden Turteltäubchen nun über die Situation austauschen, was dem Spannungsniveau auch nicht unbedingt gut tut. Spoiler! Bleibt noch das leicht abgeänderte Ende, über das man durchaus geteilter Meinung sein kann. Wirkte Halseys bewusste Rache im Original auch etwas übertrieben, zeigte sie doch seine vollständige Wandlung vom hilflosen Opfer zum bösartigen Täter. Graces Rache wirkt nun im Remake zwar arg zufällig und konstruiert, aber zumindest was den Grad ihrer Entmenschlichung angeht, steht sie so der 84er-Version in nichts nach. Spoiler Ende!

    Sean Bean (Der Herr der Ringe - Trilogie), der nach The Dark und Silent Hill aufpassen muss, sich nicht zu sehr aufs Horrorgenre festzulegen, macht die Rolle des psychopathischen Bösewichts sichtlich Spaß. Dennoch kann er nicht ganz an die diabolische Kälte von Rutger Hauers Darstellung heranreichen, was zum großen Teil aber auch daran liegen mag, dass dem Hitcher im Remake erheblich weniger und kürzere Szenen als im Original zugestanden werden – die Bedrohlichkeit soll sich hier halt mehr aus der Brutalität denn aus psychologischer Intensität ergeben. Auch die beiden Jungdarsteller Sophia Bush und Zachary Knighton machen einen guten Job, erarbeiten sich genug Sympathien, um den Zuschauer in den richtigen Momenten mitfiebern zu lassen. Vor allem Sophia Bush (Rache ist sexy, Stay Alive) dürfte so noch eine größere Hollywood-Karriere ins Haus stehen.

    Dave Meyers „The Hitcher“-Remake ist nicht schlecht, sondern einfach nur dem Original in jeder Hinsicht – mit Ausnahme der expliziten Gewaltszenen – unterlegen. Für eine junge Horrorgeneration, die nicht mit Robert Harmons Kultstreifen aufgewachsen ist, ist hier aber dennoch ein unterhaltsam spannender Kinoabend drin, der auf jeden Fall Lust dazu macht, das 1984er-Original auf DVD nachzuholen.

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