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    Brücke nach Terabithia
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    3,5
    gut
    Brücke nach Terabithia
    Von Christoph Petersen

    Die im Jahr 2000 gegründete Walden Media, die sich zum Ziel gesetzt hat, in ihren Filmen stets erzieherische – und meist auch christliche – Werte zu transportieren, gehört, zumindest was ihre Ideologie angeht, wahrlich nicht zu den unproblematischsten Produktionsfirmen Hollywoods. In Die Chroniken von Narnia: Der König von Narnia, in dem die geopferten guten Krieger am Ende der blutfreien Kämpfe wiederauferstehen, nimmt die christliche Moral schon perverse Züge an. Und im Fall von Wilbur und seine Freunde waren die Macher scheinbar so sehr in ihre Wunder- und Himmelfahrts-Metaphern vernarrt, dass sie vergessen haben, nebenbei auch noch eine unterhaltsame Geschichte zu erzählen. Auch in Gabor Csupos Fantasy-Märchen „Brücke nach Terabithia“ wird mit Sprüchen wie Auch coole Mädchen gehen in die Kirche. wieder unverhohlene Werbung für das US-Christentum betrieben, was hier besonders deshalb nervt, weil diese Szenen aufgesetzt wirken und nicht im Geringsten zum übrigen Film passen. Aber ansonsten scheinen die Macher dazugelernt zu haben – die im Großen und Ganzen angenehme Moral nimmt nie verurteilenswerte „Narnia“-Züge an und auch sonst wird hier eine charmant unterhaltsame Geschichte mit ernstem Kern erzählt, die sich als absolut sehenswert herausstellt.

    Eigentlich wird der aus einer armen Bauernfamilie stammende Jess (Josh Hutcherson) in der Schule immer nur fertig gemacht, lediglich beim Wettlaufen kann er sich gegen seine Klassenkameraden durchsetzen. Als er dann auch noch auf der Laufbahn ausgerechnet von einem Mädchen, nämlich seiner neu zugezogenen Mitschülerin Leslie (AnnaSophia Robb), geschlagen wird, hat er endgültig keinen Bock mehr. Doch schnell entpuppt sich Leslie als wahrer Glücksfall für Jess. Beide haben mit ähnlichen Problemen zu kämpfen und könnten einen besten Freund gut gebrauchen. Von nun an flüchten die beiden jeden Nachmittag vor den Eltern, der Schule und gemeinen Achtklässlern in das geheimnisvolle Fantasiereich Terabithia, das hinter ihren Häusern im Wald verborgen liegt. Hier müssen sie es mit gefährlichen Rieseneichhörnchen und schwarzen Schatten aufnehmen. Als Jess eines Tages seine Lehrerin Miss Edmunds (Zooey Deschanel) ins Museum begleitet und Leslie sich deshalb allein nach Terabithia aufmacht, passiert ein schrecklicher Unfall…

    Wie oft war man beim Ansehen einer Komödie schon stinksauer, weil der Trailer aber auch wirklich jeden guten Gag vorweggenommen hat. Im Fall von „Brücke nach Terabithia“ liegt der Fall relativ ähnlich. Im zugehörigen Trailer wird nämlich jeder einzelne Special-Effects-Shot des Films verwendet, um ihn mit aller Macht auf der „Herr der Ringe“-Fantasy-Erfolgswelle mitschwimmen zu lassen. Dabei könnte Csupos Werk nicht weiter von einem SFX-Overkill entfernt sein, lediglich circa fünf bis zehn Minuten des gesamten Films nehmen die Computereffekte ein, ansonsten hat es erheblich mehr mit klassischen Jugendfilmen à la „Stand By Me“ denn mit „Narnia“ und Konsorten gemein. Der große Unterschied zu dem Komödien-Beispiel besteht allerdings darin, dass man sich beim Kinobesuch von „Brücke nach Terabithia“ nun keinesfalls über den irreführenden Trailer ärgern muss, bekommt man doch statt eines x-beliebigen Fantasy-Klones etwas viel Besseres geboten.

    Die preisgekrönte Jugend- und Fantasyautorin Katherine Paterson hat ihr Buch „Die Brücke in ein anderes Land“ als Reaktion auf den Tod eines guten Freundes ihres Sohnes verfasst. So ist es nicht weiter verwunderlich, dass neben allem Spaß und Spannung auch ernstere Töne angeschlagen, neben Freundschaft und Miteinander auch Themen wie Tod und Trauer behandelt werden. Bei der anspruchsvollen Geschichte kommt aber auch die emotionale Seite nie zu kurz, die ersten zwei Drittel freut man sich in wirklich jeder Szene gemeinsam mit den beiden Protagonisten über die neuentstandene Freundschaft, im dramatischen letzten Abschnitt wird es dann todtraurig, ohne dass der Film dabei die Hoffnung oder die Gefühlswelt seines jugendlichen Publikums aus den Augen verlieren würde. So ist mit „Brücke nach Terabithia“ eine überzeugende Mischung aus charmant unterhaltsamer Abenteuergeschichte, ernsten Themen und fein dosierter Fantasy gelungen, die zwar mit aufgemotzten Computeranimationen gewürzt ist, von diesen aber nie dominiert wird.

    Neben der ebenso sensiblen wie unterhaltsamen Geschichte ist der jugendliche Cast ganz eindeutig das zweite große Plus des Films. Trotz seiner gerade einmal 14 Jahre konnte Josh Hutcherson bereits zahlreiche Erfahrungen in Hollywood-Produktionen sammeln, so spielte er beispielsweise Hauptrollen in Fußballfieber, Zathura und zuletzt der Robin-Williams-Komödie Die Chaoscamper. Auch seine Darstellung des unsicheren Jess besticht durch eine ausgewogene Mischung aus Abgeklärtheit, Talent und Charme. Dennoch zieht er gegen seine Filmpartnerin im direkten Vergleich doch den Kürzeren. Eine solche Leinwandpräsenz wie die von AnnaSophia Robb hat man bei einem Kinderstar schon lange nicht mehr gesehen. Hier vereint sich das unendliche Talent einer Dakota Fanning mit der famosen Ausstrahlung einer jugendlichen Keira Knightley. Da noch von einer Endeckung zu sprechen, wäre eine unhaltbare Untertreibung. Mit ihrem nach Winn-Dixie - Mein zotteliger Freund und Charlie und die Schokoladenfabrik gerade einmal dritten Kinoauftritt macht AnnaSophia Robb vielmehr endgültig klar, dass wir es hier mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit mit einem kommenden Megastar zu tun haben.

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