Die Geschichte, die Grundlage dieses Films, und deren Ausgang kennt jeder. Dass Jesus schwer gelitten haben muss, weiß auch jeder. Dass man die Bibel nicht wortwörtlich nehmen sollte, sondern diese einer oder mehrerer Interpretationen bedarf, sollte nachdem die historisch-kritische Exegese als Herangehensweise an die Bibel etabliert wurde, eigentlich auch jeder schon einmal gehört haben. Nur an Mel Gibson scheint Letzteres irgendwie vorbeigegangen zu sein. Als hätte es sowas wie die historisch-kritische Exegese nie gegeben, setzt er die Geschichte des Leidensweges Jesu auf erzkonservative Art eins zu eins, wie sie in der Bibel zu finden ist, um und dichtet hier und da noch ein bisschen dabei (beispielweise die lächerliche schwarze Gestalt, die wohl den Teufel darstellen soll). Bezeichnenderweise sagte der Papst zu "Die Passion Christi" lobend: "So ist es gewesen". Mag sein, gut und schön, aber was bringt uns das? Entdeckt der Gläubige neue Fassetten seines Glaubens, wenn er in Nahaufnahme sieht, wie Jesus förmlich abgeschlachtet wird? Überdenkt der Atheist seine Weltanschauung oder verlässt über Jesu Worte und Taten grübelnd das Kino? Mal abgesehen von der Frage, ob ein Film so etwas überhaupt leisten kann: Sollte ein Film über Jesus nicht irgendeine Aussage haben oder zumindest eine Reaktion beim Publikum hervorrufen, außer Ekel und den Drang, das Kino zu verlassen?
Mel Gibsons Schlachtplatte bietet nichts von alledem, sein Film ist nichts weiter als eine Bibelstunde für Kunstblutfans, ohne Sinn und Verstand. Davon hat niemand was. Außer natürlich Gibson selbst, und alle anderen, die an dem werbewirksam kontrovers diskutierten Kassenknüller ihr Geld verdienen.
Zusätzlich zu der oben genannten Sinnlosigkeit besteht der Film ausschließlich aus Schwarz-Weiß-Malerei (es gibt nur "Gut" und Böse") und enthält unterschwellige antisemitische Tendenzen. Wen wundert es da, dass Gibson erst kürzlich im Vollrausch antisemitische Äußerungen von sich gab?
Mel Gibson scheint die Geschichte Jesu nur als Vehikel, bislang nicht gezeigte Gewalt -und Folterszenerien auf die Leinwand zu bringen, zu benutzen. Interpretationsbedarf bietet sein Film nicht, einen neuen Weg, die Bibel zu verstehen oder sie in das Gedächtnis der Menschen zurückzurufen, ebensowenig. Warum dieser Film gedreht wurde (vom Monetären mal abgesehen), ist mir ein Rätsel und verursacht selbst bei mir als nicht religiösen Menschen nur verständnisloses Kopfschütteln.