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    The Reaping - Die Boten der Apokalypse
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    2,5
    durchschnittlich
    The Reaping - Die Boten der Apokalypse
    Von René Schumacher

    Der Kampf zwischen Himmel und Hölle ist schon immer ein dankbares Themengebiet für den Horrorfilm gewesen. Jetzt beschäftigt sich Regisseur Stephen Hopkins in „The Reaping“ mit diesem religiösen Themengebiet. Das Ergebnis ist ein durchschnittlicher Horror-Thriller geworden, vielleicht spannend anzuschauen für Leute, die einen kleinen Ausflug in das Genre machen wollen, aber für Fans dieser Filmgattung eher mittelmäßig unterhaltend. Obwohl in „The Reaping“ im wahrsten Sinne des Wortes durch Blut gewatet wird, wirkt der Film oft irgendwie blutleer und nicht richtig packend.

    Die Universitätsprofessorin Katherine Winter (Hilary Swank) hat durch ein dunkles Ereignis in ihrer Vergangenheit nicht nur ihren Glauben verloren, sondern es sich sogar zur Aufgabe gemacht, den Glauben anderer zu erschüttern. Die jetzt überzeugte Atheistin reist durch die Welt, um religiöse Phänomene wissenschaftlich zu widerlegen. Ob es sich um weinende Statuen, Wandflecken in Form von Heiligen oder blutende Handflächen handelt, Katherine glaubt nicht an Wunder und hat bisher durch akribische wissenschaftliche Untersuchungen jedes dieser von ihr überprüften Phänomene als Humbug entlarven können. Als der aus einem Südstaatenkaff in den Sümpfen Louisianas kommende Lehrer Doug Blackwell (David Morrissey) sie bittet, einige bizarre Ereignisse in seinem Dorf zu untersuchen, für das die Dorfbevölkerung ein kleines Mädchen verantwortlicht macht, bricht Katherine unverzüglich zusammen mit ihrem Kollegen und Partner Ben (Idris Elba) auf. Das versteckt an einem Fluss liegende Dörfchen „Haven“ würde die perfekte Postkartenidylle bieten, wenn nicht das Wasser des ganzen Flusses blutrot gefärbt und voll mit toten Fischen wäre. Doug erzählt, dass vor kurzem ein Junge am Fluss tot aufgefunden wurde und sich seitdem das Wasser verändert habe. Die gläubige Dorfbevölkerung hat die Schuldige für beide Ereignisse in Person der kleinen Schwester des Jungen längst gefunden. Katherine sieht in der kleinen Loren Mc Connell (AnnaSophia Robb) jedoch eher ein einsames, verängstigtes Mädchen. Voller Elan wirft sie sich in die Arbeit und versucht, eine wissenschaftliche Erklärung für die Veränderung des Flusses zu finden. Aber während ihres Aufenthaltes in Haven mehren sich die Phänomene...

    Für die Produktion von „The Reaping“ zeichnet die Produktionsfirma Dark Castle verantwortlich (u.a. Ghost Ship, Gothika, House Of Wax), die von Produktionslegende Joel Silver (Matrix 1-3, „Lethal Weapon“ 1-3, Stirb langsam 1-4) zusammen mit Robert Zemeckis (Forrest Gump, Contact) gegründet wurde. Jede Menge Erfahrung ist daher in die Produktion mit eingeflossen. Das Ergebnis ist wie so oft bei Dark-Castle-Filmen: saubere handwerkliche Arbeit, aber um überdurchschnittlich zu sein, braucht es einfach mehr. Das Hauptproblem liegt wie so oft bei Filmen dieser Produktionsfirma in der Geschichte, diesmal geschrieben von Chad und Carey W. Hayes, die schon für das Drehbuch von „House Of Wax“ verantwortlich waren. Die Autoren haben sich zwar bemüht, unerwartete Wendungen in die Geschichte einzubauen und das Drehbuch ist besser als bei ihrem Erstling, aber das meiste was in „The Reaping“ passiert, hat der geübte Horror-Thriller-Fan trotzdem schon einige Male gesehen, z.B. nimmt der Film am Ende deutlich Anleihen bei Bill Paxtons Dämonisch und ein bisschen von Brian de Palmas „Carrie“. Die manchmal fehlende Spannung kann dann auch nicht mehr durch gute Bilder des Regisseurs ausgeglichen werden.

    Um Regisseur Stephen Hopkins war es seit seiner Nominierung für die Filmfestspiele in Cannes 2004 für The Life And Death Of Peter Sellers ruhiger geworden, jetzt meldet er sich mit „The Reaping“ wieder auf der Kinoleinwand zurück. Zwar hat er keine große Erfahrung im Horror-Genre, aber er hat mit Werken wie „Der Geist und die Dunkelheit“ oder „Predator 2“ durchaus schon einige Filme der härteren Gangart vorgelegt. Einige Bilder gefallen sehr gut, speziell die biblischen Plagen wie der blutrote Fluss oder die Heuschreckenschwärme sind stimmig umgesetzt. Auch atmosphärisch hat Hopkins die gedrückte und aufgeheizte Stimmung im fast tropischen Klima der Sümpfe Louisianas schwül-elegant eingefangen. Ein weiteres Plus an Hopkins Inszenierung ist die Tatsache, dass er gegen den allgemeinen Trend im Horrorfilm mehr auf subtiles Grauen setzt. Infolgedessen verzichtet Hopkins größtenteils auf explizite Gewaltdarstellungen, die mit der Holzhammermethode visualisiert werden. Freunde von Filmen wie Hostel werden nicht auf ihre Kosten kommen. Allerdings verschenkt er das nett angelegte Ende, weil auch der nicht geübte Zuschauer einige Zeit vorm Showdown schon merken kann, welch „überraschende“ Wendung die Geschichte nehmen wird. Gerade hier wäre weniger zu zeigen mehr wert gewesen.

    Von den Namen auf der Besetzungsliste von „The Reaping“ sticht natürlich Hilary Swank hervor. Es verwundert etwas, die zweifache Oscarpreisträgerin (Boys Don´t Cry, Million Dollar Baby) in der Hauptrolle eines solchen Films zu sehen, aber sie hat illustre Unterstützung; unter anderem in einer kleinen Nebenrolle Stephen Rea, der auch schon für The Crying Game für den Oscar nominiert wurde. Idris Elba (28 Days Later) als Ben gibt eine charismatische Darstellung als Hüne mit sanftem Wesen. Er und Hilary Swank funktionieren sehr gut als gegensätzliches Paar mit einem gemeinsamen Ziel, bei dem Katherine als Atheistin mit ihren Forschungen die Nichtexistenz Gottes beweisen will, während ihr gläubiger Partner Ben durch die Forschungen auf dem umgedrehten Weg gerade beweisen will, dass es Gott gibt. Keinen so guten Eindruck macht David Morrissey (grauenhaft in Basic Instinct 2) als Doug, im Vergleich mit Swank und Elba wirkt er etwas langweilig. Schließlich noch zu erwähnen ist AnnaSophia Robb (Charlie und die Schokoladenfabrik), die als Loren zwar nicht viel Text hat, deren unheimliche Auftritte aber in Erinnerung bleiben. Bei der 13-Jährigen scheint es gut möglich, dass man sie in einigen Jahren in großen Hauptrollen in Hollywood sehen wird.

    „The Reaping“ kann man sich durchaus im Kino ansehen, man muss sich nur im Klaren darüber sein, was man bekommt. Der Film ist Massenware, kein Highlight oder ein innovativer Genre-Film. Er hat gute Bilder, aber die Geschichte ist nur mäßig spannend. Wer das visuelle Konzept mag, der wird einen unterhaltsamen Kinoabend verbringen, wer ununterbrochen Hochspannung erwartet oder mehr auf Slasher-Filme steht, der wird sich langweilen.

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