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    50 erste Dates
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    2,5
    durchschnittlich
    50 erste Dates
    Von Jürgen Armbruster

    Nach „Eine Hochzeit zum Verlieben“, ihrem großen Blockbuster-Erfolg von 1998, stehen Adam Sandler und Drew Barrymore in „50 erste Dates“ ein zweites Mal gemeinsam vor der Kamera. Geändert hat sich in den vergangenen fünf Jahren nicht sehr viel. Das Konzept in beiden Filmen ist nahezu identisch: Viel Komik, viel Romantik, aber auch wieder eine all zu simpel konstruierte Handlung mit vielen Höhen und Tiefen.

    Der auf Hawaii lebenden Tierarzt Henry Roth (Adam Sandler) ist der Prototyp des frauenverschlingenden Aufreißers. Kein Rock ist vor ihm sicher, doch sich langfristig zu binden, kommt für ihn nicht in Frage. Um trotzdem zu seinem Ziel zu kommen, erfindet er mitunter die verrücktesten Geschichten. So gibt er sich beispielsweise als Geheimagent aus, nur um seine Abstinenz am Morgen nach dem nächtlichen Stelldichein für die Auserwählte verständlicher zu machen. Doch als er eines Tages auf die hübsche Lucy Whitmore (Drew Barrymore) stößt, wird sein ganzes Leben von einem Moment auf den nächsten vollkommen auf den Kopf gestellt. Vom ersten Augenblick ist für Henry klar, dass Lucy die Frau ist, mit der er alt werden möchte. Und auch Lucy ist bei ihrem ersten Rendezvous zumindest nicht abgeneigt. Es scheint sich um Liebe auf den ersten Blick zu handeln.

    Doch als Henry am Tag nach dem ersten Date wieder auf Lucy trifft, benimmt diese sich äußerst merkwürdig. Sie lässt ihn eiskalt abblitzen, fast so, als würde sie ihn überhaupt nicht kennen. Auf der Suche nach einer Antwort findet er heraus, dass Lucy seit einem schweren Verkehrsunfall (bei dem eine Kuh eine recht amüsante Rolle spielte) an dem Verlust des Kurzzeitgedächtnisses leidet. Jeden Morgen wacht sie in der Annahme auf, dass es sich um den Tag vor ihrem Unfall handelt. Lucys Vater Marlin (Blake Clark) und ihr Bruder Doug (Sean Astin) tun alles, um Lucy das Leben so einfach wie möglich zu machen, was in diesem Fall bedeutet, dass sie ihr dieses an sich tragische Schicksal verheimlichen. Eine aufopferungsvolle Aufgabe, wenn man in Betracht zieht, dass dies unter anderem bedeutet, dass sie Tag für Tag, Woche für Woche, Monat für Monat Lucys Lieblingsfilm „The Sixth Sense“ anschauen und ein ums andere mal am Ende des Films eine überraschte Mine aufsetzen müssen. Henry hat also jeden Tag zwei verschiedene Aufgaben: Er muss gegen die Widerstände von Marlin und Doug ankämpfen, die in ihm einen Störenfried ansehen, und Lucys Herz ein ums andere mal für sich zu gewinnen. Manchmal gelingt ihm dies, manchmal scheitert er dabei allerdings auch kläglich…

    Verlust des Kurzzeitgedächtnisses? Zeichnet sich da etwa ein neuer Trend im Staate Hollywood ab? Ausgelöst wurde diese Entwicklung wohl durch Christopher Nolans Geniestreich „Memento“, doch aktuell ist die Idee, einen der Protagonisten mit diesem Leiden auszustatten vor allem im Komödien-Genre der ganz große Renner. Nach Dorie, dem dussligen Fisch („Findet Nemo“), kommt nun Lucy, die schusselige Tante von nebenan. Das Rezept ist einfach. Was in „Findet Nemo“ geklappt hat, kann in „50 erste Dates“ nicht schlecht sein. Und in der Tat. Die Rechnung geht auf. In der Beziehung zwischen Doug und Lucy steckt reichlich komödiantisches Potential, mit dem der Film zu punkten vermag. Schon allein die auf der Hand liegenden Ideen, wie dass eine Frau nach einer heißen Liebesnacht aufwacht und den vermeintlich „Fremden“ neben ihr tätlich angeht, regen zum Schmunzeln an.

    Das Spiel mit Lucys Gedächtnisproblem ist auch dank des glänzenden Zusammenspiels zwischen den gut aufgelegten Hauptdarstellern Sandler und Barrymore ganz klar die starke Seite an „50 erste Dates“, doch wie so oft gilt auch hier: Wo Licht ist, ist auch Schatten. In Fall von „50 erste Dates“ wären diese allerdings zu vermeiden gewesen. Welchen Sinn erfüllt beispielsweise die von Sandler-Kompagnon Rob Schneider verkörperte Figur von Henrys nervraubenden Freund Ula? Zunächst ist es dem Zuschauer noch möglich, über dessen Anwesenheit hinweg zu sehen, doch nach und wirkt dessen Präsenz mehr als nur penetrant! Warum muss Ula während der ersten Liebesnacht zwischen Henry und Lucy im Hintergrund durchs Fischaquarium schwimmen? Lustig ist dies in dieser Situation nicht. Es ruiniert lediglich den romantischen Grundton der Szene. Die Handlung wird auch nicht in welcher Form auch immer voran gebracht. Bei aller Rücksicht für die Freundschaft zwischen Sandler und Schneider und deren Bedürfnis, so häufig wie irgend möglich gemeinsam vor der Kamera zu stehen, aber sobald dadurch die Qualität des Films wie im vorliegenden Fall verschlechtert wird, sollte dieses Anliegen zweitrangig sein.

    Ula ist allerdings nicht der einzige dümmliche Nebencharakter. Als Henrys Assistent fungiert im wahrsten Sinne des Wortes ein Mannsweib, die (oder der) mindestens ebenso überflüssig, dafür aber weniger aufdringlich da mit weniger Szenen versehen, wie Ula wirkt. Durchaus sympathisch ist hingegen Sean Astin als Lucys muskelbepackter, aber strohdoofer Bruder. Die Geister werden sich zwar vermutlich an dessen Auftritt scheiden, aber Astins Mut, sich nach seinem Part als Sam in der „Herr der Ringe“-Trilogie dermaßen selbst zu veräppeln, muss einfach anerkannt werden. Genial ist wiederum die Figur des „Zehn-Sekunden-Tom“. Der Name ist Programm und die Lacher garantiert.

    Unterm Strich ist „50 erste Dates“ ein durchaus unterhaltsamer Beitrag zur nicht enden wollenden Flut an romantischen Komödien und definitiv einer der besseren Sandler-Filme der letzten Jahre (Paul Thomas Andersons „Punch-Drunk Love“ sei an dieser Stelle ausdrücklich ausgeklammert). Es bleibt allerdings der schale Nachgeschmack, dass hier durchaus mehr möglich gewesen wäre. Doch die für Genreverhältnisse wunderbare Schlusspointe stimmt den Zuschauer am Ende der knapp 100 Minuten mild. Freunde der anspruchslosen Romantik-Kost dürfen ruhigen Gewissens einen Blick riskieren. Für alle anderen ist der Film jedoch mit Vorsicht zu genießen.

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