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    Mission: Possible
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    2,0
    lau
    Mission: Possible
    Von Carsten Baumgardt

    Dass Hollywood seit geraumer Zeit an akuter Ideenarmut krankt, ist keine neue Erkenntnis. Deswegen stehen Remakes erfolgreicher Produktionen bei den großen Studios seit jeher hoch im Kurs. Independent-Regisseur Bart Freundlich („World Traveler“) versucht sich nun an Hans Fabian Wullenwebers dänischem Kinderfilm-Hit „Kletter-Ida“, versteigt sich dabei aber in Hollywood-Konventionen, die jeglichen Charme des Originals konsequent vermissen lassen. Immerhin ist sein Action-Abenteuer „Mission: Possible“ handwerklich solide und für die jungen Besucher wenigstens mittelprächtig unterhaltsam.

    Für die 12-jährige Maddy (Kristen Stewart) ist Klettern die große Leidenschaft. Schließlich war ihr Vater, der Kart-Bahn-Besitzer Ferrell (James LeGros), bis zu seinem Kletterunfall ein passionierter Bergsteiger, der sogar den Mount Everest bezwungen hat. Für den Geschmack ihrer Mutter Molly (Jennifer Beals) ist Maddys Hobby viel zu gefährlich. Aber sie hat sowieso beruflich viel zu viel zu tun, als dass sie sich um ihre Tochter kümmern könnte. Unter immensem Zeitdruck rüstet die Spezialistin eine Groß-Bank mit einem ausgeklügelten Sicherheitssystem aus. Ihr garstiger Chef Brisbane (Michael Des Barres) setzt sie zusätzlich unter Druck, um das System bis zur geplanten Präsentation zum Laufen zu bringen. Als Maddys Vater plötzlich durch die Spätfolgen des Kletterunfalls gelähmt wird, ist die Lage fast aussichtslos. Nur eine 250.000 Dollar teure Operation im entfernten Dänemark könnte ihn wieder auf die Beine bringen. Maddy schmiedet einen kühnen Plan. Mit ihren besten Freunden Gus (Max Thieriot) und Austin (Corbin Bleu), die beide in sie verliebt sind, will sie in die hoch gesicherte Bank einbrechen und das Geld für die Operation ihres Vaters aus einem 35 Meter hoch gelegenen Tresor stehlen...

    Filme wie „Mission: Possible“ sind recht selten in Hollywood. Normalerweise werden dem kindlichen Kinoklientel leicht verdauliche Komödien-Häppchen und Trickfilme serviert, die das junge Publikum nicht überfordern. Mit dem „Klatretosen“-Remake will Regisseur Bart Freundlich einmal etwas anderes probieren. Sein Film ist eine Art Teenager-Version von Brian de Palmas Nervenzerrer „Mission: Impossible“. Demnach im Kern ein Thriller. Bei diesem Ansatz beginnen aber schon die Probleme. Ein Kinderfilm muss für die kleinen Besucher verständlich und einfach bleiben, sonst macht er überhaupt keinen Sinn. Doch diese Merkmale beißen sich mit dem Genre des Thrillers ganz gewaltig. Und so ist „Mission: Possible“ durch seine simple Struktur mehr ein Action-Abenteuer für Kids, denn ein hochspannender Thriller.

    Die Charaktere bekommen nur die allernötigsten Eigenschaften mit auf den Weg und dann kann es auch schon losgehen. Heldin Maddy ist die unerschrockene Anführerin; Austin das junge Technikgenie und Gus der Draufgänger, der durch Mut andere Defizite wettmacht. Mit der hoch talentierten Kristen Stewart („Panic Room“, „Cold Creek Manor“) haben die Produzenten die beste Besetzungsentscheidung getroffen. Die junge Aktrice, Jahrgang 1990, zählt zu den begabtesten Schauspielerinnen ihrer Altersklasse. Ihr ist die Rolle der furchtlosen und cleveren Maddy auch am ehesten abzunehmen, dazu ist ihr Charakter noch am ausgefeiltesten. Ihre Sidekicks Max Thieriot und Corbin Bleu („Galaxy Quest“) verblassen dagegen und agieren im Rahmen ihres Rollenkorsetts. Von den erwachsenen Darstellern kommt auch nicht viel Weltbewegendes, weil sie ebenfalls in ihren vorgefertigten 08/15-Rollenklischees eingezwängt sind. „Flashdance“-Hupfdohle Jennifer Beals („Das Urteil“, „Four Rooms“) fällt wie ihr Filmehemann James LeGros weder positiv noch negativ auf. Richtig unangenehm wird es dann aber doch noch, denn ein Großteil des Personals von „Mission: Possible“ wird unfreiwillig zu Knallchargen degradiert. Am härtesten trifft dies Michael Des Barres, der als mieser Banker ein komplettes Ärgernis darstellt. Schlimmer chargieren darf nur das Wachschutzdoppel Stark Sands und Lennie Loftin.

    Trotz aller Mängel bietet „Mission: Possible“ für die kleinen Besucher dennoch einen gewissen Unterhaltungswert. Die viel Leindwandzeit in Anspruch nehmende Einbruchssequenz ist grundsolide und die anschließende Verfolgungsjagd per Go-Kart rasant inszeniert. Dass die gesamte Geschichte um die Einbrecher-Kids inhaltlich bar jeder Logik ist, fällt nicht unbedingt ins Gewicht, da dieses Zugeständnis an die Zielgruppe bei einem Kinderfilm vertretbar ist.

    Ist das Remake von „Kletter-Ida“ wirklich nötig? Natürlich nicht. Das weit charmantere Original ist eh besser als der US-Abklatsch. Hat sich die Neuverfilmung wenigstens kommerziell gelohnt? Ein US-Einspielergebnis von 17 Millionen Dollar kann diese Frage klar verneinen. Welchen Nutzen hat „Mission: Possible“ dann? Für gut anderthalb Stunden Kinderunterhaltung im unteren Mittelmaß reicht es immerhin. Ob das einen Kinobesuch wert ist, muss jeder selbst entscheiden. Für die gelangweilten erwachsenen Begleiter ist der Film auf jeden Fall ein hartes Stück Arbeit, da der Unterhaltungswert für Besucher jenseits des Teenager-Alters gen Null tendiert. Und nach Verlassen des Kinosaals kommen mit Sicherheit einige Eltern in arge Erklärungsnotstände, wenn es gilt, dem Nachwuchs die Moral der „Gute-Menschen-tun-Böses-um-Gutes-zu-bewirken“-Geschichte zu verdeutlichen...

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