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    Dogtown Boys
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    2,5
    durchschnittlich
    Dogtown Boys
    Von Deike Stagge

    Skateboard fahren hat sich spätestens seit den 80er Jahren zu einer erfolgreichen Subkultur gemausert, die ihre eigenen Stilrichtungen, Redewendungen und Events durchgesetzt hat. Doch viele Amateure wissen nicht, wie es mit dem professionellen Skateboarden angefangen hat. Deshalb erzählen die ersten Helden der Szene nun selbst die Geschichte der armen Surfer-Jungs aus dem Viertel Dogtown. Das Drehbuch zu „Dogtown Boys“ stammt aus der Feder von Stacy Peralta, der auch ein Erstmitglied dieser illustren Skatergruppe war. Nachdem er sich von Wettkämpfen verabschiedete, gründete er eine sehr erfolgreiche Firma, um Boards und Zubehör zu verkaufen und drehte als Regisseur einige Filme – darunter auch eine Dokumentation über die Zeit der als Zephyr oder Z-Boys bekannten Trickskater. Zuletzt brachte Peralta mit „Riding Giants“ eine ansehnliche Dokumentation über die Professionalisierung des Surfens auf die Kinoleinwand.

    Obwohl „Dogtown Boys“ auf der Lebensgeschichte der drei Freunde Stacy (John Robinson), Toni Alva (Viktor Rasuk) und Jay Adams (Emile Hirsch) basiert, wurde die Handlung fiktiv für das Kinopublikum aufgepeppt: Die drei und Jays bester Freund Sid (Michael Angarano) leben nur fürs Skaten und die Party. Trainieren und Feiern ist ihr Alltag. Als der Surfladenbesitzer Skip (Heath Ledger) ein Skateteam zusammenstellt, wird der schüchterne Stacy zunächst nicht berücksichtigt. Auf einem nationalen Wettbewerb kann er dennoch sein Talent beweisen und wird von Skip nachträglich in das Zephyr-Team aufgenommen. Toni entdeckt darüber hinaus den perfekten Trainingsort – leere Swimming Pools, deren Besitzer im Urlaub sind. Dort können sie wendige, elegante Surfbewegungen auf engem Raum mit ihrem eigensinnigen, meist gehockten Fahrstil kombinieren. Während Toni und Stacy Karriere machen und Zaphyr für bessere Deals den Rücken kehren, besteht Jay auf seinen riskanten Manövern und weigert sich, für Sponsorengelder den Kick des illegalen Fahrens aufzugeben.

    Die Freunde entfremden sich zunehmend, vor allem, als Tonis hübsche Schwester Kathy (Nikki Reed) sowohl Stacy als auch Jay ordentlich den Kopf verdreht. Erst als Sid ernsthaft krank wird, versuchen die ehemaligen Partner, ihre Differenzen zu überwinden. Dabei wird die Story allerdings vor allem zum Ende hin um immer stereotypischer wirkendere Charaktere aufgebaut. Der junge Stacy kommt fast schon zu gut und schüchtern rüber, man merkt deutlich, dass der echte Peralta am Drehbuch beteiligt war. Die Emotionen werden in klischeemäßigen Figuren mit klaren Zuordnungen von „Gut“, „Böse“ und „kurzfristig vom Geld verführt“ verpackt. Nur der Surfboardhersteller Skip überzeugt mit einer vielschichtigen, wenn auch zumeist alkoholisierten Emotionspalette, die Heath Ledger („Ritter aus Leidenschaft“, „Die vier Federn“) eine gute Möglichkeit gibt, in einer für ihn untypischen Rolle eine gute Figur zu machen. Ebenso erwähnenswert ist der Auftritt von Rebecca de Mornay („Die Hand an der Wiege“, „Identität“, „Die Hochzeits-Crasher“) als Jays drogenabhängige Mutter, die ihr Leben nicht im Griff hat, aber ihren Sohn zu unterstützen versucht.

    Die drei jugendlichen Hauptdarsteller lernten in der Vorbereitungsphase für den Film, sich im Z-Boys-Style auf dem Skateboard zu bewegen. Dabei waren ihre Lehrer keine geringeren als die echten Peralta und Alva, die es sich nicht nehmen ließen, ihre Darsteller selbst einzuarbeiten. Robinson als Peralta stellte sich dabei als so talentiert heraus, dass er gut die Hälfte aller Stunts des Films selbst machen durfte. Eine sehr bewegliche Kamera begleitet die „Dogtown Boys“ auf allen Wegen und fängt in halb dokumentarischen Bildern, die sich mit Stuntaufnahmen mischen, sämtliche Tricks ein. Auf den Look des Films wurde besonderer Wert gelegt. Regisseurin Catherine Hardwicke („Dreizehn“) fand in San Pedro einen Ort, der das Venice Beach der 70er Jahre gut verkörpert. Richtige Nostalgiegefühle kommen dem Zuschauer beim Anblick damals so unheimlich in Mode gekommenen hochgezogenen Tennissocken mit den ulkigen Farbringen, die zu den Modeaccessoirs der damals „hippen“ Kids gehören. In kleine Details und den typischen Look wurde in der Produktion von „Dogtown Boys“ viel Zeit und Mühe investiert.

    Dennoch dürfte der Film eher interessierte Anfänger als ausgesprochene Szenekenner ansprechen. Das Aufbauschen der Geschichte als Stoff für eine Kinoproduktion ist wohl ein Grund dafür. Ein zweiter ist, dass die Skateboardszenen zwar sehr ansehnlich und ästhetisch aufgemacht sind, aber langjährige Sportler oder Fans nicht mehr hundertprozentig überzeugen werden. Die Mischung aus Sport, Lifestyle und Erwachsenwerden wird wohl eher von Laien akzeptiert werden als von Sportcracks, die die Schwierigkeitsgrade der gezeigten Tricks einschätzen können und die Hintergrundgeschichte um den legendären Dog Bowl im Swimmingpool bereits kennen. Wer sich in dieser Hinsicht nicht zuviel erwartet, kann sich „Dogtown Boys“ entspannt ansehen.

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