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    Walking Tall - Auf eigene Faust
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    1,0
    schlecht
    Walking Tall - Auf eigene Faust
    Von Jürgen Armbruster

    1973 gab es in Amerika einen kleinen Kinofilm, der große Wellen schlagen sollte. In „Walking Tall“ spielte Joe Don Baker den alternden Profi-Wrestler Buford Pusser, der sich auf Bitten seiner Frau in seinem verschlafenen Heimatstädtchen im ländlichen Teil von Tennessee niederließ, um fortan ein ruhiges Leben zu führen. Doch er erkennt seine alte Heimat kaum wieder. Korruption, Drogenmissbrauch und Erpressung stehen an der Tagesordnung. Pusser beschließt kurzerhand, für den Posten des Sheriffs zu kandidieren und den Dreck von den ehemals schönen Straßen zu kehren. „Walking Tall“ war einer jener Actioner, die trotz einer minimalistischen Handlung durchaus Anklang beim amerikanischen Publikum fand. Den Produktionskosten von knapp 500.000 US-Dollar standen allein am amerikanischen Box Office sensationelle 23 Millionen Dollar an Einnahmen gegenüber. Grund genug für die Fortsetzungen „Walking Tall Part II“ (1975) und „Final Chapter Walking Tall“ (1977). 1981 folgte gar der passende TV-Ableger. In sieben 6o-minütigen Folgen streiften Buford Pusser erneut die Sheriff-Uniform über und machte Jagd auf den Abschaum der Welt. Diesmal allerdings mit Bo Svenson (aktuell im Kino in „Kill Bill Vol. 2“ als Referent bei der Trauungszeremonie zu sehen) in der Hauptrolle. Ein ambitioniertes Vorhaben, allein der erhoffte Erfolg wollte sich nie wirklich einstellen. Nun folgt also die nächste Variation des 30 Jahre alten Themas. Diesmal ironischerweise mit dem Ex-Wrestler Dwayne „The Rock“ Johnson als edlem Recken…

    Da kehrt er nun also nach Hause zurück, der Held des Films. Im Original hieß er noch Buford Pusser, im Remake nun Chris Vaughn (Dwayne Johnson). Früher war er ein heimgekehrter Profiwestler, heute ein ehemaliger Soldat der U.S. Special Forces, der sein neues Leben beginnen möchte. Doch ansonsten hat sich nichts geändert. Das ehemals friedliche Heimatstädtchen hat sich von einem Ort der Idylle in einen wahren Sündenpfuhl gewandelt. Und Schuld daran ist einzig und allein das neue Kasino unter der Leitung seines früheren High-School-Rivalen Jay Hamilton Jr. (Neal McDonough). Glückspiele allein sind nicht das Problem unseres Saubermannes. Auch mit den leichten Mädchen kommt Chris noch zurecht. Schließlich sind sie alle alt genug. Doch als dann auch noch Drogen ins Spiel kommen und ihren Weg in die Hände von Kindern finden, ist die Zeit des Handelns gekommen. Die Zeit, in der er sich gezwungen sieht, das Recht – oder besser gesagt einen Holzschläger – in die eigene Hand zu nehmen. Gemeinsam mit seinem Jugendfreund Ray Templeton („Jackass“-Star Johnny Knoxville) macht er es sich zur Aufgabe, Verbrechen und Korruption Einhalt zu gebieten.

    „Walking Tall“ ist ein mehr als nur stupide zusammen gestrickter Actioner. Der Film ist ein Abklatschmosaik par excellence. Überraschungen? Ein stringenter Spannungsbogen? Fehlanzeige! Von der ersten Minute an ist klar, wo die Reise hinführen soll. Ein Musterbeispiel der Berechenbarkeit von „Walking Tall“ ist dabei die Gerichtsszene. Chris gerät über kurz oder lang logischerweise in Konflikt mit dem korrupten Sheriff des Städtchen und muss sich vor dem Richter verantworten. Der Held von heute benötigt selbstverständlich keinen Anwalt, der ihn verteidigt. Er übernimmt dies selbst. Schließlich weiß er die Gerechtigkeit auf seiner Seite. Der eigentliche Prozess ist auch vollkommen uninteressant. Wichtig ist nur das Schlussplädoyer. Chris stellt sich einfach vor die Jury, zieht sein Hemd aus, zeigt neben seinen stählernen Muskeln die Narben vom Kampf mit Hamiltons Schergen und stellt die Geschworenen vor eine Wahl: „Sprecht mich frei, und ich werde für den Posten des Sheriffs kandidieren und diese Stadt säubern!“ Jawohl, so etwas sitzt!

    Peinlicher geht’s nicht mehr? Eigentlich anzunehmen. Doch die vier Drehbuchautoren Channing Gibson, David Klass, David Levien und Brian Koppelman stellen hier eindrucksvoll das Gegenteil unter Beweis. Selbstverständlich wird Chris freigesprochen. Selbstverständlich wird er zum Sheriff gewählt. Und selbstverständlich ist er Hamilton in dieser Position mehr als nur ein Dorn im Auge. Er soll aus dem Weg geschafft werden. Ein für alle Mal. Also stehen die bösen Buben eines Morgens mit ihren vollautomatischen Gewehren im Anschlag vor dem Sheriffbüro und eröffnen das Feuer. Die erste Kugel trifft – oh Wunder, welch Wunder – den inhaftierten Kompagnon Hamiltons tödlich. Tausende Kugeln zischen (ohne dass die Häscher nachladen müssen!) durch das alte Gebäude. Doch Chris hat selbstverständlich genug Zeit, um sich und seine weibliche Begleitung in Sicherheit zu bringen…

    Fast Mitleid haben möchte man in Anbetracht des Gesehenen mit Hauptdarsteller Dwayne Johnson. Nicht wenige sehen in dem ehemaligen Profi-Wrestler den kommenden Action-Mimen Hollywoods, der die vakante Position der in die Jahre gekommenen Herren Schwarzenegger und Willis einnehmen könnte. Doch mit solchen Filmen wird das nichts. „Walking Tall“ erinnert in seiner gesamten Machart all zu sehr die Filme der Herren van Damme oder Seagal, die hierzulande ob ihrer unterirdischen Qualität oftmals nicht einmal den Weg in die Kinos finden, sondern direkt in den Videotheken veröffentlicht werden. Es ist ein schmaler Grad, auf dem sich Dwayne Johnson derzeit bewegt. Quo vadis? Trashikone oder Action-Star? Die nächsten Filme werden die Antwort geben. Um es auf den Punkt zu bringen: „Walking Tall" ist ein Actioner der ganz alten Schule. All diejenigen, die sich nicht an einer einfallslosen Geschichte ohne ein einziges echtes Highlight stören und eine Heidenspaß daran haben, wenn mit Testosteron voll gepumpte Männer ihre Muskeln spielen lassen, werden hier vielleicht glücklich. Doch alle anderen sollten diesen Film meiden, wie der Teufel das Weihwasser!

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