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    The Village - Das Dorf
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    2,5
    durchschnittlich
    The Village - Das Dorf
    Von Claudia Holz

    Die Bewohner von Covington leben am Rande eines großen, finsteren Waldes und werden von mysteriösen Monstern terrorisiert, die jenseits der Grenzen der isolierten Dorfgemeinschaft ihr Unwesen treiben. Die Menschen haben fürchterliche Angst vor den Monstern und befolgen so brav die eiserne Regel, niemals auch nur einen Fuß in den unbekannten Wald zu setzen, denn die Chancen stehen gut, dass sie nicht wieder lebend herauskommen werden. Doch als der junge Lucius Hunt (Joaquin Phoenix) darum bittet, das Dorf zu verlassen, hat er eine ganz bestimmte Grenze bereits überschritten.

    Der neueste Streich von M. Night Shyamalan beginnt wie ein geheimnisvolles, bitterböses Märchen der Gebrüder Grimm und liefert den, von Mr. Night gewohnten Nervenkitzel, aber leider auch einen triftigen Grund, sich vor Lachen auf dem Boden zu rollen. Diesmal sehen zwar weder kleine Jungen Geister („The Sixth Sense“), noch stehen sich Bruce Willis und Samuel L. Jackson als Superheld und Bösewicht gegenüber („Unbreakable“), noch werden Aliens mit Wasser bezwungen („Signs“). Doch der berühmtberüchtigte Twist am Ende eines jeden Shyamalan-Films darf auch in „The Village“ nicht fehlen. Und schon nimmt das Unheil seinen Lauf...

    Was von Disney als großer Sommer-Blockbuster schon vor mehr als zwei Jahren angekündigt wurde, lässt einen gleichermaßen erzittern und laut losprusten und die Unentschlossenheit, die beim Anschauen im Gemüt des Zuschauers entsteht, lässt sich vielleicht folgendermaßen begründen: Erst einmal ist es natürlich irritierend, dass DAS Sommerevent 2004, rein visuell, ein Sammelsurium aus Herbststimmungen mit im Gepäck hat. Gedämpfte Farben und tiefstehendes Sonnenlicht machen „The Village“ zu einem frierenden Kinoerlebnis, was sich auch in der positiv unbeweglichen Inszenierung widerspiegelt, die einem durchaus ab und zu, einen frostigen Schauer über den Rücken jagt. Vor allem aber die durchdachte Kameraführung von Roger Deakins (eigentlich auf diverse Coen-Filme abonniert) trägt hierzu bei. Allerdings scheint es, als wäre der Starttermin des Films um die Weihnachtszeit besser angesiedelt gewesen.

    Auch die Besetzung ist durchweg großartig, doch schon hier bröckelt an einigen Stellen die, wahrscheinlich viel zu gewollte, Perfektion großflächig ab. Dies beginnt bei dem Oscarpreisträger Adrien Brody, der einen überaus gekünstelten Eindruck hinterlässt und leider mehr als einmal, weit über die geforderte Verrücktheit seines zurückgebliebenen Charakters Noah Percy hinausschießt. Kurz nach seinem großen Triumph, tut das seiner Karriere bestimmt nicht weh, aber der schale Beigeschmack bleibt . Auch Sigourney Weaver kann sich sonst allemal sehen lassen, doch ihr Charakter dient nur als leere Hülle in der verkehrten Welt von Shyamalan und verheizt somit auch ihr Talent. William Hurt, als einer der Dorfältesten und Vater unserer Protagonistin Ivy Walker (Bryce Dallas Howard), liefert seine Sätze glaubwürdig ab, aber auch er dient im Grunde nur als Vehikel der Geschichte. Und seien wir mal ehrlich: „Die Unaussprechlichen“? Bitte wie? So nennt Shyamalan seine Monster und schafft es trotzdem nicht, seinen Charakteren den Mund über sie zu stopfen.

    Dies ist nur die Spitze des Eisberges an Widersprüchen, die sich hier auftun, doch das Frustrierendste ist, dass „The Village“ gleichzeitig so viel meisterhaftes Potential zu bieten hat. In der ersten Stunde gibt es bestimmt drei bis vier Szenen, die den Tanz mit dem Teufel wagen und auch inszenatorisch allen Erwartungen trotzen. Der erste Spaziergang im Wald und das schicksalhafte Aufeinandertreffen von Lucius und Noah sind solche Szenen. Brillant unterstützt durch ein außergewöhnliches und nervenaufreibendes Sound-Design, welches aus unmenschlichem Geheule und märchenhaften Windhauchen besteht, aber besonders dann besticht, wenn filmische „Stille“ herrscht. Der absolute Abschuss in Sachen Brillanz bietet allerdings Joaquin Phoenix, der sich wundervoll hypnotisierend in einem eindringlich introvertierten Spiel präsentiert. Ebenfalls erwähnt werden muss natürlich noch die Newcomerin Bryce Dallas Howard (Tochter von Regisseur Ron Howard). „The Village“ profitiert nicht zuletzt von ihrer geheimnisvollen Erscheinung und die Leistung der jungen Schauspielerin ist vielversprechend.

    Auch die konstante und geschickte Anlehnung an diverse Märchen, Geschichten aus der Bibel und bekannte Kinomuster machen aus „The Village“ mehr, als nur nackten Grusel und eigentlich ist es sicher, dass nur eine kontrollierte und geplante Regiearbeit dafür verantwortlich ist. Aber leider fehlt es dem Film an Konstanz, ein paar guten Dialogen, dem gewissen Händchen für die Darsteller im Allgemeinen, den Mut, einem durchaus ansprechenden Thema, ein paar dunklere Aspekte abzuringen und bitteschön einem Ende, dass nachvollziehbar ist und nicht wie Betrug daherkommt. Alles Dinge, die Shyamalan schon mindestens einmal weitaus besser abgeliefert hatte. Wenn der Zuschauer also in diesem Shyamalan-Film sitzt und natürlich auf den letzten großen, leider schon, obligatorischen Twist zum Schluss wartet, gerät er fast ein bisschen aus dem Konzept dabei. Oftmals sind die falschen Fährten, die hierfür ausgelegt werden, zu offensichtlich und lenken von der eigentlichen Handlung ab. Doch gerade die, wird man vergeblich suchen, denn sie ist nichts weiter, als ein stümperhaft gebastelter Plastikköder, der die Falle zum Showdown zuschnappen lassen soll.

    Ehrlich gesagt: Dieser Twist stinkt, ist vielleicht sogar der schlechteste Witz dieses Sommers und Shyamalan verrät damit sein komplettes filmisches Universum. Die Wasserallergie der Aliens aus „Signs“ könnte vergleichsweise als plausible Erklärung durchgehen. Wer schon einmal in einer Zaubershow war, der kennt vielleicht die Tricks des Magiers, der seine Zuschauer auf die Bühne holt, mit ihnen komische und peinliche Kunststücke veranstaltet, nur um ihnen unbemerkt ihre Armbanduhren zu klauen. So ähnlich funktioniert das bei Shyamalan auch, nur, dass er schon einmal zu oft den selben Trick vorgeführt hat und der Zuschauer schon längst weiß, was ihn erwartet. Aber Schwamm drüber, denn die Diskussion, ob das Ende nun funktioniert oder nicht, ist überflüssig. Die Erkenntnis verblasst nämlich aufgrund der Tatsache, dass „The Village“ durchweg ein wahrlich mitreißender, kluger und atmosphärischer Filmgenuss hätte sein können und nur dadurch zerstört wird, dass ein gewisser Autor und Regisseur, seine Zwangsneurotik nicht ablegen kann und dem Zuschauer stets eine lange Nase zeigen zu muss.

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