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    Ein Duke kommt selten allein
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    2,5
    durchschnittlich
    Ein Duke kommt selten allein
    Von Jürgen Armbruster

    Wer erinnert sich noch an die TV-Serie „Ein Duke kommt selten allein“? Es ist zwar schon eine ganze Weile her, aber versuchen wir doch einmal, die losen Erinnerungsfetzen zu ordnen. Im Mittelpunkt der Serie standen die beiden Cousins Bo und Luke Duke. Diese haben nicht nur ständig flotte Sprüche geklopft, sondern durften auch ein ungemein cooles Auto ihr eigen nennen. Dann gab es noch die Cousine Daisy Duke, die eigentlich immer in relativ knappen Hotpants durchs Bild hüpfte. Moment mal! Flotte Sprüche, heiße Mädels und schnelle Autos? Damit hatte diese 80er-Jahre-TV-Serie doch tatsächlich genau so viel zu bieten, wie 80 Prozent der heutigen Hollywood-Produktionen. Dass die Dukes nun zu ihrem ersten Leinwand-Abenteuer durchstarten dürfen, ist bei der momentanen Vorliebe der Traumfabrik für Serien-Adaptionen (zuletzt: „Honeymooners“, „Verliebt in eine Hexe“) nur konsequent.

    Die beiden Cousins Bo (Seann William Scott) und Luke Duke (Johnny Knoxville) stehen sich so nahe, dass sie eigentlich als Brüder durchgehen könnten. Luke ist der Frauenheld der beiden. Kein Rock in ganz Hazzard Country ist vor ihm sicher. Bos Vorliebe gilt da schon eher den Autos. Genauer gesagt seinem innig geliebten, orangefarbenen Dodge Charger 500 mit dem Spitznamen General Lee. Und genau mit diesem Gefährt möchte Bo zum fünften Mal in Folge die alljährliche Rallye rund um Hazzard Country gewinnen. Doch zunächst muss ein ganz anderes Problem gelöst werden: Der finstere Boss Hog (Burt Reynolds) und dessen rechte Hand Rosco P. Coltrane (M.C. Gainey) möchten sich unbedingt das Grundstück der Dukes unter den Nagel reißen. Das Warum ist eines der Rätsel, das Bo und Luke mit tatkräftiger Unterstützung ihrer Cousine Daisy Duke (Jessica Simpson) lösen müssen. Und Onkel Jesses (Willie Nelson) illegale Whiskey-Brennerei brennt den edlen Stoff auch nicht von alleine...

    147 Folgen, verteilt auf sechs Staffeln zwischen 1979 und 1985. Das sind die beachtlichen Eckdaten der „Dukes Of Hazzard“-TV-Serie. Was aber ist das Erfolgsgeheimnis dieser inhaltlich eher belanglosen Serie? Der Clou war wohl die recht kurzweilige Mischung aus zwar strunzdummer, aber sympathischer Non-Stop-Action und einer gehörigen Portion Südstaaten-Flair (ist wie das Bayrische für uns Deutsche). „Ein Duke kommt selten allein“ war eben eine Serie für das Kind im Manne. Hinzu kommt noch eine gehörige Portion Kult-Faktor. Hand aufs Herz: Wem beim Anblick eines orangenen Dodge Charger 500 kalt bleibt, gehört definitiv nicht zur Zielgruppe dieses Films. Und dann wären da noch die legendären Hotpants von Daisy Duke, die es sogar zu einer eigenen, handelsrechtlich eingetragenen Marke geschafft haben.

    Nun wird in der 2005er Kinofassung von Regisseur Jay Chandrasekhar („Club Mad“, „Super Troopers“) glücklicherweise nicht versucht, das Rad des General Lee neu zu erfinden. Auf gut Deutsch: Auch heute ist „Ein Duke kommt selten allein“ noch unheimlich dumm, aber der Spaßwert stimmt einfach. Wenn Luke Duke und Onkel Jesse aus der geklauten Luxus-Karosse von Boss Hogg mit selbstgebauten Molotow-Cocktails um sich werfen und sich gegenseitig Hinterwäldler-Witze erzählen, kommt man nicht darum herum, diesem Film einen zwar recht eigenen, aber durchaus amüsanten Charme zu attestieren. Natürlich sind die einzelnen Charaktere im Grunde ein einziges Klischee. Boss Hog ist der Schurke, der sich mit der Inkompetenz seiner Handlanger herumschlagen muss, Rosco der elendige Spielverderber und die beiden Dukes die zwar schusseligen, aber herzensguten Duke-Cousins. Das ist so eintönig, dass es phasenweise fast schon weh tut, aber im Grunde einfach nur Mittel zum Zweck.

    Einsames Highlight von „Ein Duke kommt selten allein“ sind eindeutig die rasanten und vor allem zahlreichen Verfolgungsjagden. Als Stunt Coordinator wurde Darrin Prescott („Die Bourne Verschwörung“, „Spider-Man 2“, „Mr. And Mrs. Smith“) verpflichtet – und somit ganz aufs sichere Pferd gesetzt. Der Zuschauer darf sich somit auf flott choreographierte Rasereien und die eine oder andere recht fetzige Schlägerei gefasst machen. Für die Produktion wurden beispielsweise 28 Dodge Chargers zu Kleinholz verarbeitet. Der Zusammenschnitt der diversen kleinen und großen Blechschäden im Abspann des Films tut einem fast schon in der Seele weh. Aber das Ergebnis kann sich sehen lassen. Grundsolide, wenn auch nicht weltbewegend.

    Schauspielerische Glanzleistungen sind bei einem solchen Film naturgemäß in etwa so leicht vorzufinden, wie Pinguine in den Savannen Afrikas. „American Pie“-Chaot Seann William Scott und „Jackass“-Ikone Johnny Knoxville klopfen munter einen flotten Spruch nach dem anderen. Burt Reynolds („Boogie Nights“, „Trouble ohne Paddel“) ist bei seinem stereotypen Charakter schlichtweg chronisch unterfordert. Der achtfache Grammy-Gewinner und Country-Legende Willie Nelson darf einige der großen Lacher des Films auf sein Konto verbuchen. Und dann wäre da noch Pop-Sternchen Jessica Simpson, die mit „Ein Duke kommt selten allein“ ihr Leinwand-Debüt gibt. Und für deren Auftritt gibt es einen (nicht ganz unchauvinistischen) Bonus-Punkt. Noch immer ist die Hotpants der Daisy Duke unheimlich knapp. Genauer gesagt schlappe 25 Zentimeter von der Taille bis zum Oberschenkel. Ein unverschämt heißer, aber auch lustiger Auftritt der texanischen Pfarrerstochter („You know what's gonna happen. They're gonna get caught and get thrown in jail. Then I'm gonna have to shake my ass at somebody to get them out.”). Sicher: Viele Szenen, in denen die Simpson in den scheinbar immer knapper werdenden Outfits auftritt, sind reichlich sinnfrei. Aber den Unterhaltungswert wird ihnen wohl niemand absprechen.

    An einem Film wie „Ein Duke kommt selten allein“ werden sich natürlich die Geister scheiden. Manch einem wird sicherlich nach wenigen Minuten das dringende Bedürfnis überkommen, mit beiden Händen über den Kopf zusammen geschlagen laut schreiend aus dem Kino zu rennen. Andere wiederum werden hier blendend unterhalten. Vielleicht hilft noch folgende Information, um den Film richtig einordnen zu können: Das Drehbuch stammt aus der Feder von John O'Brien. Und dieser hat schon zur „Starsky und Hutch“-Adaption ein recht kurzweiliges Script abgeliefert. „Ein Duke kommt selten allein“ steht für im Grunde belanglose, aber kurzweilige Unterhaltung. Vieles von dem, was Chandrasekhar (E-Mails bezüglich der korrekten Aussprache dieses Namens bitte an die Redaktion) dem Zuschauer hier vorsetzt, wird schon wenige Minuten nach Verlassen des Kinos wieder in Vergessenheit geraten sein. Aber solche Filme müssen eben auch manchmal sein...

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