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    Blutiger Valentinstag
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    3,0
    solide
    Blutiger Valentinstag
    Von Julian Unkel

    Bereits vor seiner Veröffentlichung 1981 erarbeitete sich „Blutiger Valentinstag“ einen Kultstatus, den er auch heute noch bei vielen Genrefans besitzt. Maßgeblich daran beteiligt war die Schnittgeschichte des Films, der gleich zwei Mal stark gekürzt werden musste, um von der MPAA, dem amerikanischen Pendant zur FSK, die gewünschte Altersfreigabe zu erhalten. Noch während der Produktion druckte das auf Horrorfilme spezialisierte Fangoria-Magazin Standbilder der blutigen Szenen, die es nicht aus dem Schneideraum herausschafften und in allen damals veröffentlichten Versionen fehlten. Nun, fast dreißig Jahre später, hat der US-Verleih Lionsgate es doch noch geschafft, die geschnittenen Szenen zu restaurieren und – wenn auch in deutlich schwächerer Bildqualität – nahtlos in den Film einzufügen. Slasherfans erhalten mit der neuen, passend zum Start des 3D-Remakes My Bloody Valentine veröffentlichten US-DVD somit erstmals die Möglichkeit, „Blutiger Valentinstag“ in der ursprünglich von Regisseur George Mihalka geplanten Fassung zu sehen. Trotz der Nachbearbeitung zeigt sich aber, dass der von Quentin Tarantino gar zum besten Slasher aller Zeiten ernannte Film inzwischen deutlich Staub angesetzt hat. Zu den gelungeneren Genre-Produktionen aus dem Goldenen Zeitalter der Slasher-Filme zählt „Blutiger Valentinstag“ dennoch allemal.

    Am Valentinstag werden im Bergarbeiterkaff Valentine Bluffs durch eine Gasexplosion fünf Männer in einem Stollen verschüttet, da das zuständige Aufsichtspersonal sich lieber auf dem traditionellen Valentinstags-Ball amüsiert. Im darauffolgenden Jahr rächt sich der einzige Überlebende des Unglücks, Harry Warden (Peter Cowper), auf grausame Weise an den Verantwortlichen. Außerdem hinterlässt er die Warnung, ein weiteres Massaker anzurichten, sollte der Ball jemals wieder veranstaltet werden. Nach zwanzig Jahren sind die Ereignisse weitestgehend in Vergessenheit geraten und unter dem Druck des feierwütigen Jungvolks um T.J. (Paul Kelman), dessen Ex-Freundin Sarah (Lori Hallier) und deren jetzigen Freund Axel (Neil Affleck) will man die einstige Ball-Tradition wieder aufleben lassen. Doch bereits im Vorfeld der Feierlichkeiten gibt es die ersten Toten – und schon bald herrscht für Sherriff Newby (Don Francks) Gewissheit: Harry Warden ist zurück…

    Entstanden ist „Blutiger Valentinstag“ schon 1981 und zählt somit zu den ersten Filmen jener Flut an Slasher-Produktionen, die die Erfolge von Halloween und Freitag der 13. in den 1980er Jahren nach sich zog. Dennoch sind bereits hier die schon damals festgefahrenen, von Halloween und „Black Christmas“, der sogar noch vor Carpenters Slasher-Prototyp entstand und diesem als Inspirationsquelle diente, diktierten Regeln des Subgenres deutlich zu erkennen: Erfahrene Zuschauer werden die zumeist gesichtslosen Charaktere schnell nach Opfern (promiskes Verhalten wird natürlich ebenso bestraft wie übermäßiger Alkoholkonsum), Überlebenden und Täter sortieren können, die Schockmomente sind ebenso bekannt wie vorhersehbar und die raren Abweichungen vom Plotstandard lassen sich an einer Hand abzählen. Ebenso sind auch die genretypischen Krankheiten wie platte Dialoge, uninteressante Figurenkonstellationen und größtenteils schwache Schauspielleistungen vorhanden. Rein auf der Storyebene betrachtet, gibt es daher auch kaum etwas, das das hohe Ansehen des Films rechtfertigen würde.

    Seine Stärken entfaltet „Blutiger Valentinstag“ aber an anderer Stelle. Zum einen gelingt es der kanadischen Produktion trotz der formelhaften Erzählweise, ihren ganz eigenen Charme zu entwickeln. Square-Dance-Musik, Flanellhemden und Frisuren jenseits aller Geschmacksgrenzen erzeugen einen schrulligen Charakter, der dem Film zumindest ein wenig Originalität beschert. Zum anderen sind da die vielen makaberen und kreativen Mordszenen, die in der neuen Fassung noch einmal deutlich rabiater ausfallen und für einige erinnerungswürdige Momente sorgen. Der maskierte Killer macht reichlich von seiner Spitzhacke Gebrauch, stopft seine Opfer wahlweise in den Wäschetrockner oder in einen Würstchenkocher und verschickt deren Herzen verpackt in Pralinenschachteln an Angehörige. Zwar sieht man diesen Szenen ihre billigen Effekte inzwischen deutlich an, die Partytauglichkeit des Films erhöht dieser Umstand aber nur noch. Atmosphärisch macht Mihalka zudem vieles richtig, etwa wenn er Attacken des Killers untermalt von lautem Schnauben aus dessen Perspektive zeigt oder im letzten Drittel das Geschehen in einen Minenstollen unter Tage verlagert, wodurch der Showdown noch einmal einen deutlich düstereren Anstrich erhält.

    Zugleich macht aber gerade das Finale überdeutlich, dass der Zahn der Zeit gehörig an dem Film genagt hat. So wird etwa die Auflösung der Identität des Täters nicht nur kaum jemanden wirklich überraschen, dramaturgisch wirkt sie auch seltsam deplatziert und unmotiviert. Dennoch unterhält „Blutiger Valentinstag“ auch mit abgesetzter Nostalgiebrille: Der verschrobene, leicht trashige 80er Charme, einige erinnerungswürdige Szenen, deren Kenntnis zum Genregrundwissen zählt, und nicht zuletzt der mit Spitzhacke und Gasmaske bewehrte Killer, der doch um einiges furchteinflößender als viele seiner Kollegen daherkommt, machen das Bergwerkgemetzel zumindest für Horrorfans auch heute noch sehenswert.

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