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    Per Anhalter durch die Galaxis
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    3,5
    gut
    Per Anhalter durch die Galaxis
    Von Deike Stagge

    Britischer Humor ist einzigartig komisch und Douglas Adams' Kultroman „Per Anhalter durch die Galaxis“ voll davon. Der Welterfolg der Science-Fiction-Literatur war der Auftakt zu einer vierbändigen Serie, welche die Abenteuer des harmlosen Erdenbürgers Arthur Dent in der großen Galaxis erzählt. Ein fast ausschließlich englisches Team um den Videoclip-Regisseur Garth Jennings hat sich mit viel Liebe an die Umsetzung der ersten Geschichte für die Leinwand gemacht.

    Arthur Dent (Martin Freeman) hat einen richtig schlechten Tag: Seine Traumfrau Trillian (Zooey Deschanel) meldet sich nicht, das Bulldozer-Kommando steht bereits vor seinem Haus, um es abzureißen und sein bester Freund Ford Prefect (Mos Def) behauptet plötzlich, von einem fremden Planeten zu stammen. Ein paar Minuten später wimmelt es im britischen Luftraum von Raumschiffen der vogonischen Bauflotte, welche die gute alte Erde in ihre Moleküle zerlegen wollen, damit eine Weltraumautobahn fertig gestellt werden kann. Bevor der blaue Planet gesprengt wird, kann Ford für sich und Arthur eine Mitfahrgelegenheit in einem der Vogonenschiffe organisieren.

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    Damit beginnt das eigentliche Abenteuer des ungleichen Paares, denn die beiden schliddern direkt in handfeste Probleme mit ihren unfreiwilligen Gastgebern, die sich als höchst unangenehme Zeitgenossen entpuppen. Auf ihrer Flucht vor den Vogonen treffen Arthur und Ford den Präsidenten der Galaxis Zaphod (Sam Rockwell), der im gekidnappten Super-Raumschiff mit der ehemaligen Erdenbewohnerin Trillian eine kleine Spritztour unternimmt. Ehe sich die Anhalter so recht versehen, stecken sie mitten in Zaphods Suche nach einem Planeten, auf dem er die Mutter aller Fragen zu finden hofft: die Frage nach dem Universum, dem Leben und allem. Mit dem überaus nützlichen Praxis-Ratgeber für Anhalter in der Galaxis in der Tasche nehmen Ford und Arthur die Herausforderung an.

    Dass eine mitreißende Verfilmung der Romanvorlage schwierig werden würde, war relativ offensichtlich, denn das Buch wurde vor allem wegen der weit ausholenden, detailreichen Beschreibungen, die der „Anhalter“ seinen Lesern vermittelt, und Adams grandiosem britischen Humor, der nicht einfach so von Text in Bewegtbild übertragen werden kann. Immerhin hatte es bei Alan J.W. Bells britischer Mini-TV-Reihe (1981) aber bereits recht ordentlich funktioniert. Für die Kinoversion hatte Adams selbst noch mit am Drehbuch gearbeitet, welches schließlich nach seinem Tod im Mai 2001 von Karey Kirkpatrick und Garth Jennings fertig gestellt wurde. Natürlich wurden Teile des Buches so verändert, gekürzt oder ausgebaut, dass eingefleischte Fans der Romanreihe an einigen Stellen frustriert mit den Zähnen knirschen werden. Trotzdem waren die meisten Änderungen sicher für eine Leinwandadaption notwendige Kompromisse und erscheinen bis auf einen deutlich merkbaren dramaturgischen Hänger im Mittelteil des Films, in dem der Spannungsbogen komplett abfällt, sinnvoll. Der deutsche Kinogänger wird sich eher damit abfinden müssen, dass er in der synchronisierten Fassung nicht in den Genuss des hervorragenden Stimmen-Castings kommt. Der „Anhalter“ spricht mit Stephen Frys („Gosford Park“, „Peter’s Friends“) beruhigender, tiefer Stimme, Alan Rickman („Robin Hood – König der Diebe“, „Harry Potter“) verleiht Roboter Marvin seine außergewöhnlichen Depressionen, und Supercomputer Deep Thought kann auf den aristokratischen Akzent von Dame Helen Mirren („Kalender Girls“) zurückgreifen.

    Aber auch die physisch auf der Leinwand präsente Besetzung entpuppt sich als eine große Stärke von „Per Anhalter durch die Galaxis“ und hält eine ebenso bunte Palette unterschiedlicher Charaktere wie die vorgegebenen Romanfiguren bereit. Der außerhalb Englands noch völlig unbekannte Newcomer Martin Freeman überzeugt in Arthur Dents Gefühlswelt und zeigt ungefähr zwanzig verschiedene Nuancen überraschter und erstaunter Gesichtsausdrücke. Die Idee, den Anhalter-Redakteur Ford Prefect mit einem afroamerikanischen Hip-Hopper zu besetzen, macht sich aufgrund von Mos Defs („The Italien Job“) lockerer Ausstrahlung ebenso bezahlt wie die Verpflichtung von Sam Rockwell („Drei Engel für Charlie“, „Confessions Of A Dangerous Mind“) als zweiköpfigem Rockstar-Präsidenten Zaphod. Auch für die Nebenrollen wurde auf Stars viel Wert gelegt: John Malkovich („Gefährliche Liebschaften“, „In The Line Of Fire“) und Bill Nighy („Underworld“, „Tatsächlich Liebe“) glänzen in Kurzauftritten. Für die vielen verschiedenen Außerirdischen entschied sich das Filmteam vorrangig für Puppen aus Jim Hensons Werkstatt, die wesentlich plastischer wirken als jegliche digitale Alternative. Durch den Verzicht auf überflüssige Computereffekte und die Konzentration auf die charmanten Figuren und ihre rasante Geschichte entsteht eine Atmosphäre, in die sich der Zuschauer für knappe zwei Stunden gern hineinziehen lässt.

    Zwar kann die Leinwandversion von „Per Anhalter durch die Galaxis“ kein zünftiges Gag-Feuerwerk entfachen und somit nicht mit dem grandiosen Roman mithalten, aber sie fängt den Geist des Buches ein und besticht durch die großartige Besetzung. Fest steht aber eins: Auch Science-Fiction-Gegner können sich mit dem Unterhaltungsfaktor des „Anhalter“ anfreunden.

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