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    The Shaggy Dog
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    1,5
    enttäuschend
    The Shaggy Dog
    Von Carsten Baumgardt

    Sie ist berühmt... aber noch vielmehr berüchtigt. Kein Filmemacher möchte sich dort wiederfinden, doch 100 muss es erwischen. Gemeint ist die Imdb-Bottom-100, in der die Filme aufgeführt sind, die in der weltgrößten Filmdatenbank von den Lesern die schlechtesten Noten bekommen haben. Brian Robbins’ Familien-kompatible Fantasy-Komödie „Shaggy Dog“ tummelt sich in dieser illustren Negativhitliste. Und das nicht zu Unrecht. Bei der Exhumierung von Disneys „Der unheimliche Zotti“ (1959) - oder treffender von dessen Fortsetzung „Zotti, das Urvieh“ (1976) - stimmt ausgesprochen wenig.

    Der erfolgreiche Anwalt Dave Douglas (Tim Allen) hat nur seinen Job im Kopf. Die Familie - Frau Rebecca (Kristin Davis), Sohn Josh (Spencer Breslin) und Tochter Carly (Zena Grey) - hat unter der Zeitnot und Selbstfixierung des Oberhauptes zu leiden. Dazu hasst Dave Hunde, was bei der Gefolgschaft ebenso wenig gut ankommt. Aktuell führt der Anwalt einen Prozess gegen den Tierrechtler Justin Forrester (Joshua Leonard), was seine Tochter auf die Barrikaden treibt. Sie demonstriert in der Gruppe gegen den Pharmakonzern Grant Strictland, den ihr Vater vertritt. Das Schicksal will es so, dass sich Daves Sichtweise plötzlich sprunghaft verändert. Der intrigante Marcus Kozak (Robert Downey Jr.), der Firmenchef Strictland (Philip Baker Hall) von dessen Posten verdrängen will, experimentiert mit tierischer DNS und lässt dazu den über 300-jährigen Hirtenhund Shaggy (Coal) aus Tibet fangen, um hinter das Geheimnis der ewigen Jugend zu kommen. Durch einen Zufall wird Dave von dem Hund gebissen. Das hat Folgen. Der Familienvater fühlt fortan wie ein zotteliger Vierbeiner und verwandelt sich später sogar zeitweise in einen. Das hat fatale Konsequenzen für sein Familien- und Berufsleben...

    Ein Blick auf die rekordverdächtige Liste der in den Credits auftauchenden Drehbuchautoren verheißt nichts Gutes. Bedeutet im Klartext: Es haben so viele Leute an der Vorlage herumgewerkelt, bis kein Buchstabe mehr neben dem anderen stand und die Produzenten irgendwann doch den Dreh angehen konnten. Positiv macht sich dieser Prozess erwartungsgemäß nicht bemerkbar. Die Story von „Shaggy Dog“ ist so dünn wie hanebüchen. Bei Familienunterhaltung im allgemeinen ist das aber noch kein Hinderungsgrund für die Verbreitung von guter Laune. Und so funktioniert der Film zu Beginn mit dem sanft ironischen Prolog um dem aus Tibet einkassierten Methusalem-Hirtenhund auch recht passabel. Doch an dem Punkt, an dem sich Hauptdarsteller Tim Allen in einen Hund verwandelt und sich auf albernste Art und Weise zum Affen macht, läuft „Shaggy Dog“ aus dem Ruder.

    Tim Allen (Jede Menge Ärger, Verrückte Weihnachten, Santa Clause 2), ohnehin schon derbe Geschmackssache, strapaziert die Nerven seines Publikums beim Hören, wer da bellt über Gebühr. Seine Kaspereien als Hund in Menschenhaut sind schlicht unangenehm. Wenn Allen mit Hilfe von (qualitativ mäßiger) CGI-Technik auf allen Vieren behände durch die Gegend hechelt, ist dies selbst für ihn, der für Geld alles dreht, ein Tiefpunkt. Ein ähnliches Schicksal ereilt den großartigen Robert Downey Jr. (Kiss, Kiss, Bang, Bang, Gothika), der bis über die Schmerzgrenze hinaus Chargieren muss. Renommierte Mimen wie Philip Baker Hall (Insider, Magnolia, Reine Chefsache, Dogville) und Danny Glover (Saw, „Grand Canyon“, „Lethal Weapon“-Reihe) werden zu Stichwortgebern degradiert.

    Die Sympathiepunkte des Films müssen die beiden Kinderdarsteller Zena Grey (Reine Chefsache, Der Knochenjäger) und Spencer Breslin (Plötzlich Prinzessin 2, Liebe auf Umwegen, Santa Clause 2, Mein Braut, ihr Vater und ich) sowie Kristin Davis („Sex And The City“) als Mutter Rebecca einfahren. Sie alle werden aber trotzdem von dem Bearded Collie Coal an die Wand gespielt. Er ist der einzige, der wirklich einen Anflug von Charme verbreiten kann. Das geht der Story und den Darstellern ansonsten ab. Witzig ist „Shaggy Dog“ zu selten... und hauptsächlich für eine ganz junge Zielgruppe, die sich dabei amüsieren kann, wie Tim Allen sein Frühstücksmüsli mit heraushängender Zunge aufschlabbert, im Park einem Frisbee hinterher hechelt oder auf der Toilette des Gerichtssaals beim Pinkeln das Bein hebt.

    Regisseur Brian Robbins (Hardball, Voll gepunktet, „Varsity Blues“) hat sich bisher nicht unbedingt als Meisterregisseur hervorgetan. Auch in „Shaggy Dog“ kann er keine Impulse einbringen. Selbst auf das inzwischen völlig überstrapazierte „Who Let The Dogs Out“ von Baha Men konnte Robbins bei der musikalischen Illustrierung nicht verzichten. Sein Fantasy-Klamauk schleppt sich auf Autopilot inspirationsfrei zum Happy End ohne wenigstens die ein oder andere Überraschung aus dem Hut zu ziehen. Durchweg sympathisch ist die Botschaft des Films, die einem jungen Publikum auf naiv-spielerische Weise die Grausamkeit von Tierversuchen ins Gedächtnis bringt. Die zweite Message liegt auch auf der Hand: Hunde sind die besseren Menschen. In Bezug auf den Hauptcharakter Dave Douglas ist dies mehr als wahr...

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