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    Zatoichi Meets Yojimbo
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    3,5
    gut
    Zatoichi Meets Yojimbo
    Von Björn Becher

    Das Aufeinandertreffen zweier Figuren aus unterschiedlichen Filmreihen wird meist dazu genutzt, um den Fans beider Lager ein laut krachendes Duell ihrer „Helden“ zu liefern. Die Story ist dabei sekundär, oft sogar hanebüchen. Alles ordnet sich dem Ziel unter, im Finale ein großes Duell zu zelebrieren. In jüngerer Vergangenheit dienen zum Beispiel die Crossovers Alien Vs. Predator und Freddy Vs. Jason als (eher abschreckendes) Beispiel. Dass es auch anders geht, beweist ein japanischer Film aus dem Jahre 1970. Bei seinem Zusammentreffen der beiden größten japanischen Filmschwertkampflegenden zeigt Regisseur Kihachi Okamoto (Sword Of Doom nicht nur schon durch den Titel „Zatoichi Meets Yojimbo (statt „Vs.“), dass es ihm nicht einzig um ein Duell geht. So weist sein Werk zwar eine für beide Filmreihen altbekannte Story auf, die aber trotzdem komplex geraten ist, und sich dazu auch noch Zeit nimmt, die beiden bekannten Charaktere weiter zu vertiefen. In den Hauptrollen agieren zudem die Paradedarsteller der jeweiligen Charaktere.

    Von den ständigen Kämpfen müde geworden und dazu von Kopfgeldjägern als Verbrecher gejagt, will sich der blinde Masseur Zatoichi (Shintaro Katsu), der wie kaum ein Sehender mit der Waffe umgehen kann, in einem ihm wohlbekannten Dorf zur Ruhe setzen. Doch dort hat sich viel seit seinem letzten Besuch verändert. Seit einem großen Massaker vor zwei Jahren regiert die Kobotoke-Bande mit grausamer Hand über den Ort. Nachdem sich Zatoichi mit einigen von deren Schlägern anlegt, will die Bande ihn aus dem Ort haben. Ein saufender Yojimbo (Toshiro Mifune), der als Söldner in ihren Diensten steht, übernimmt für eine geringe Geldsumme die Aufgabe, den Masseur zu überwältigen. Doch er unterschätzt sein Gegenüber, erscheint betrunken zum Kampf und erhält eine kleine Lektion. Doch eine neue Auseinandersetzung steht bevor, denn sie geraten schnell zwischen die Fronten einer blutigen Familienfehde…

    Shintaro Katsu verkörperte zwischen 1962 und 1974 in 26 Filmen und anschließend noch in einer TV-Serie den blinden Masseur und schuf damit eine Filmlegende, die Takeshi Kitano 2003 mit seiner Ehrerbietung Zatoichi - Der blinde Samurai reaktivierte. In Japan ist die Filmreihe Kult und auch im Westen hat sie viele Anhänger gefunden. Noch bekannter ist hierzulande natürlich Yojimbo, den der immer noch bekannteste japanische Schauspieler Toshiro Mifune in zwei Filmen („Yojimbo“ und „Sanjuro“) des größten japanischen Regisseurs, Akira Kurosawa, sowie einigen weiteren Werken, so auch hier, verkörperte. Im die Figur schaffenden Film verdingt sich Yojimbo bei zwei verfeindeten Clans als Handlanger, zockt so beide ab und befreit nebenbei die Einwohner des von der Clanfehde unterdrückten Ortes. Auch Zatoichi trat in einigen seiner Filme als Befreier von Dorfbewohnern auf, die von Banditen unterdrückt wurden. Die Geschichte beim Aufeinandertreffen der beiden unterscheidet sich davon eigentlich kaum, überzeugt trotzdem in der erneuten Auflage. Daran hat auch eine Variation gegen Ende ihren Anteil. Die Einführung eines dritten Charakters wirkt sich hier positiv aus.

    Okamoto vermeidet es erfreulicherweise, die dem Zuschauer bekannten Figuren einfach nur für eine Actionschlacht zu nutzen. Stattdessen legt er sehr viel Wert darauf, die Charaktere weiter zu entwickeln. Dies mag dem Umstand geschuldet sein, dass dieses Aufeinandertreffen keine der typischen Crossover-Produktionen ist, sondern ein Film der regulären „Zatoichi“-Reihe, in welcher Yojimbo quasi einen Gastauftritt hat. So nimmt die Kampfesmüdigkeit des blinden Masseurs zu Beginn viel Platz ein, aber auch sein Gegenüber, der aufbrausende, eigentlich nur aus egoistischen Motiven handelnde Samurai, der seine Dienste dem zur Verfügung stellt, der für sie zahlt. Das gibt den Charakteren die nötige Dichte und wirkt so auch spannungsfördernd.

    Zudem macht man sich die Stärken der Zatoichi-Serie so zu eigen. Der Slapstick-Humor nimmt dort eine wesentliche Rolle ein und kommt hier auch voll zum Tragen. Die Handlung wird so durch humoristische Einschübe immer wieder aufgelockert. Etwas Enttäuschung bleibt aber doch zurück. Denn trotz des ganzen positiven Effekts der Charakterfixierung hätte man sich noch den einen oder anderen Kampf mehr gewünscht. Das Finale ist dahin gehend zwar eine Pracht, aber davor ist gerade der blinde Masseur etwas zu selten im Einsatz. Das trübt den Genuss allerdings nur wenig. Für Fans des klassischen japanischen Samuraifilms ist dieses Treffen der beiden Legenden auf jeden Fall ein Pflichtkauf!

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