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    Garfield 2
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    1,5
    enttäuschend
    Garfield 2
    Von Christoph Petersen

    Als Kult-Kater Garfield 2004 zum ersten Mal die Leinwände unsicher machte, erkannten viele Fans ihr Idol kaum wieder. Zwar hatte das animierte, orange-schwarze Fellknäuel zumindest optisch entfernte Ähnlichkeit mit dem Protagonisten der legendären Comicstrips von Jim Davis. Aber von den Eigenschaften, die Garfield zum erstrebenswerten Archetypen einer ganzen Fast-Food-Generation werden ließen, war weit und breit keine Spur. Faulheit, Egoismus oder geschliffener Zynismus tauchten so nur in den allerwenigsten Szenen auf. Vielmehr wirkte Garfield wie ein überflüssiger Störfaktor in einer uninspirierten, nie lustigen romantischen Komödie. In Tim Hills Fortsetzung "Garfield 2" tritt die Liebesgeschichte zwischen Garfields tollpatschigem Herrchen John und der attraktiven Tierärztin Liz nun zwar ganz weit in den Hintergrund, aber trotzdem darf Garfield noch immer nicht er selbst sein. In "Garfield 2" wird er zu einem heroischen Helden hochstilisiert, der eine ganze Bauernhofladung Tiere vor dem bösen Lord Dargis erretten muss. Und das Ergebnis ist nicht mehr als ein unspannender, meist sogar tödlich langweiliger „Ein Schweinchen namens Babe“-Verschnitt, der so phantasielos und wenig charmant daherkommt, dass auch die ganz Kleinen sich kaum für ihn begeistern werden.

    Weil er seiner Liz (Jennifer Love Hewitt) endlich einen Heiratsantrag machen will, reist John (Breckin Meyer) ihr zu einem Vortrag nach London hinterher. Da hat er aber die Rechnung ohne seinen Kater Garfield gemacht: Der will sich nämlich nicht so einfach ins Tierhotel abschieben lassen. Stattdessen versteckt er sich zusammen mit seiner Hassliebe, dem leicht dämlichen Hund Odis, in Johns Koffer. Unterdessen erfährt der fiese Lord Dargis (Billy Conolly), dass nicht er das immense Vermögen seiner verstorbenen Tante erben wird, sondern ihr vergötterter, blaublütiger Kater Prince. Natürlich lässt Dargis diese Schmach nicht lange auf sich sitzen und lässt den gutgläubigen Prince verschwinden. Als der getreue Diener Smithee (Ian Abercrombie, Armee der Finsternis) sich aufmacht, Prince in den engen Gassen Londons zu suchen, läuft ihm ausgerechnet der streunende Garfield vor die Füße. Es folgt eine Verwechslung, die Garfield alle Vorzüge des royalen Lebens beschert. Aber die anderen Tiere des Hofes drängen ihn dazu, sie vor Lord Dargis zu beschützen. Garfield muss sich also wohl oder übel zwischen Bergen leckerer Lasagne und anstrengendem Heldentum entscheiden…

    Am Anfang stand die Entscheidung der Produzenten, die schwarzhumorigen Comics für Erwachsene für die Kinoauswertung in ein niedliches Kinder-Abenteuer zu verwandeln. Rein wirtschaftlich ist diese Entscheidung nicht nur zu verstehen, sondern scheint sogar notwendig – hätte man aus Garfield ein modernes „Fritz – The Cat“ gemacht, wäre sicherlich ein besserer Film dabei herausgekommen, nur hätte ihn sich halt keiner angesehen. Aber hat man seine anfängliche Enttäuschung überwunden und versucht dann, zumindest die harm- und bisslose Komödie zu genießen, folgt sogleich die zweite: Auch als reiner Kinderfilm betrachtet, kann „Garfield 2“ nie überzeugen. Die ohne Dramaturgie auskommende, recht beliebige Aneinanderreihung von altbekannten Genre-Versatzstücken ist weder spannend, lustig oder temporeich, sondern einfach bloß langweilig. Nur ab und wann, wenn die Drehbuchautoren Garfield doch mal den ein oder anderen böseren Oneliner raushauen lassen, huscht ein kurzes Lächeln über das Gesicht der Zuschauer. Nur verschwindet das leider auch wieder ziemlich schnell, weil diese kurzen Lichtblicke einem nur noch schmerzhafter vor Augen führen, welches Potential hier eigentlich verschenkt wurde.

    Zumindest hat die Fox aus einem Fehler gelernt. Dass im ersten Anlauf ausgerechnet Thomas Gottschalk als Sprecher des egozentrischen Katers ausgewählt wurde, dürfte wohl auf reine Marketing-Erwägungen zurückzuführen sein. Da scheint die Verbindung zwischen Garfield und seiner neuen Stimme Oliver Kalkofe (Der Wixxer) schon erheblich klarer. Immerhin ist auch Kalkofe nicht unbedingt für seine sportlichen Spitzenleistungen bekannt und mit seinem Comedy-Format „Kalkofes Mattscheibe“ hat er auch eindrucksvoll bewiesen, dass bei ausgiebigen Fernsehmarathons durchs Trash-Programm – eine von Garfields Lieblingsbeschäftigungen - immer mit ihm zu rechnen ist. Ein gleichwertiger Ersatz für die Originalversion, wo Garfield wieder wunderbar gelangweilt von Bill Murray (Die Tiefseetaucher, Lost In Translation) gesprochen wird, ist aber freilich auch Kalkofe nicht. Außerdem verpasst das deutsche Publikum noch „Rocky Horror“-Star Tim Curry (Kinsey, Scary Movie 2) als royalen Kater mit herrlich-aristokratischem Akzent und Bob Hoskins (Lady Henderson präsentiert, Stay) als englische Bulldogge.

    Den Darstellern aus Fleisch und Blut wird in „Garfield 2“ nicht einmal die Chance gegeben, sich gegen den tierischen Cast zu behaupten. Viel zu kurz und unbedeutend sind die Auftritte von Breckin Meyer (Rat Race, Road Trip) und Jennifer Love Hewitt (Heartbreakers), die so weder Romantik, Charme oder gar Witz versprühen und sowieso nur deshalb vorzukommen scheinen, weil sie im ersten Teil auch schon dabei waren und Garfield ja nun irgendwie nach England kommen muss. Den einzigen größeren Part als 08/15-Bösewicht hat Billy Conolly (Last Samurai, Timeline) ergattert, der mit seinem timingfreien Overacting aber in Rekordzeit zu nerven beginnt. Insgesamt mag „Garfield 2“ einen winzigen Tick erträglicher als sein Vorgänger sein, aber mit gelungenem Unterhaltungskino hat der Film immer noch genauso wenig zu tun, wie der sich Garfield nennende Kino-Kater mit dem echten Comic-Star.

    Link-Tipp: Filmstarts-Interview mit Oliver Kalkofe

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