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    Dominion: Exorzist - Der Anfang des Bösen
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    1,5
    enttäuschend
    Dominion: Exorzist - Der Anfang des Bösen
    Von Carsten Baumgardt

    Die Vorgeschichte zu Paul Schraders „Dominion: Exorzist - Der Anfang des Bösen“ ist nicht nur unrühmlich, sondern nahezu beispiellos. Ursprünglich für das Kino produziert, sperrte die Produktionsfirma Morgan Creek das „Exorzist“-Prequel erst einmal verstört in den Giftschrank und setzte 08/15-Action-Regisseur Renny Harlin daran, mit Exorzist: Der Anfang eine komplett neue Version zu drehen, die dann auch (mit mäßigem Erfolg) in die Lichtspielhäuser kam. Doch es hielt sich hartnäckig die Legende, dass Schraders Ur-Version gegenüber Harlins bestenfalls mittelmäßiger Verfilmung die Bessere sei. Und so darf sich jeder nun auf DVD doch noch davon überzeugen, dass dies doch nur eine Mär ist...

    Der ehemalige Pater Lankester Merrin (Stellan Skarsgard) hat nach tragischen Ereignissen während des Zweiten Weltkriegs seinen Glauben verloren und arbeitet mittlerweile als Archäologe. Im Jahr 1947 lässt sich der desillusionierte Ex-Priester für eine Expedition im Turkana-Gebiet in Britisch Ost-Afrika anheuern - er soll in einer im Wüstensand vergrabenen byzantinischen Kirche nach einer Reliquie suchen. An seine Seite bekommt er den jungen Theologen Pater Francis (Gabriel Mann), der die Ausgrabungen beobachten soll. Als Merrin den missgebildeten, einheimischen Jungen Cheche (Billy Crawford) zusammengeschlagen auffindet, bittet er die Krankenschwester Rachel (Clara Bellar) um Hilfe. Derweil bewacht das britische Militär die ausgegrabene Kirche, um sie vor Plünderern zu schützen. Doch ausgerechnet aus den eigenen Reihen können zwei Soldaten der Versuchung nicht widerstehen, kommen aber bei dem Raub mysteriös ums Leben. Das britische Militär verdächtigt die Einheimischen des Mordes, es kommt zur Eskalation als der ranghohe Major Granville (Julian Wadham) eine Frau aus dem Dorf erschießt. Cheches Gesundheitszustand verschlechtert sich indes. Pater Francis glaubt, dass er vom Teufel besessen ist...

    Die Art, wie das Studio mit Autorenlegende Paul Schrader (Wie ein wilder Stier, Taxi Driver, Die letzte Versuchung Christi) bei „Dominion: Exorzist - Der Anfang des Bösen“ umging, ist schlicht beschämend. Warner schickte Schrader trotz fertiggestellter Arbeit in die Wüste und seinen 30 Millionen Dollar teueren Film gleich mit. Wer das „Exorzist“-Prequel nun im Zuge der DVD-Veröffentlichung zu sehen bekommt, kann sich die langen Gesichter der Warner-Oberen nach dem ersten Screening sichtlich vorstellen. Der Film sollte als Mega-Blockbuster aufgebaut werden, doch Schraders Version war davon einfach Lichtjahre entfernt. Die Notbremse ist nachträglich betrachtet sogar vertretbar, wenn auch Schrader eine zweite Chance verdient hätte.

    Zu wenig Horror, zu wenig Gewalt, zu wenig Spannung. Das sind die Hauptvorwürfe an die Schrader-Version. Sie treffen leider auch zu. „Dominion: Exorzist - Der Anfang des Bösen“ legt im Gegensatz zu „Exorzist: Der Anfang“, bei dem Harlin nur Hauptdarsteller Stellan Skarsgard übernahm, mehr Wert auf die psychologischen Aspekte der Story. Das bringt den Film aber keineswegs voran. Nach einer emotional packenden Eröffnungssequenz, die die Beweggründe Merrins erklärt, sich von der Kirche abzuwenden, kehrt die gähnende Langeweile ein. Der Geschichte geht jeglicher Thrill ab, die Figuren selbst weisen kaum innere Spannung auf und Atmosphäre kommt nicht auf. „Dominion: Exorzist - Der Anfang des Bösen“ plätschert ziellos vor sich hin. Horrorelemente sind komplett Fehlanzeige. Das ändert sich bis zum Schluss auch nicht. Das Auftreten des Teufels in Menschengestalt (Achtung: rote Augen und Glatzen sind gefährlich) gestaltet sich als ausnehmend lächerlich.

    Stellan Skarsgard (Dogville, Dancer In The Dark, King Arthur, Ronin) wirkt im Vergleich zu Harlins Version recht lust- und teilnahmslos, kann den Pater Merrin lediglich durch seine Präsenz tragen. Gabriel Mann („Don’t Come Knocking“, Die Bourne Verschwörung, Die Bourne Identität) spielt seinen Part solide, aber Clara Bellar („A.I. – Künstliche Intelligenz“) bleibt als Krankenschwester Rachel völlig blass. Die desaströsen Special Effects sind in beiden Prequels auf selbem Niveau schlecht. Die CGI-Hyänen hoppeln so unterirdisch künstlich über den Bildschirm, dass den Betrachter das Grausen packt. Das ist auch gleichzeitig der beste Horroreffekt des Films.

    Für Genre-Fans ist „Dominion: Exorzist - Der Anfang des Bösen“ nicht zu empfehlen, der Mainstreamgucker wird sowieso nicht in die Verlegenheit kommen, den Film auszuleihen oder zu kaufen. Lediglich Katastrophenjunkies sollte Schraders Unfall ein Blick wert sein. Natürlich ist der Horror-Thriller psychologisch ausgefeilter als die holprige, jedoch atmosphärisch einwandfreie Harlin-Version, aber am Ende des Tages hat der Finne immer noch den besseren Film gedreht. Schraders Kämpfen für seine Sicht der Dinge hat sich nicht gelohnt. Mit dem Mythos, das stärkere Werk gedreht zu haben, wäre er adäquater bedient gewesen. Das ganze Kapitel „Exorzist-Prequel“ lässt sich auf alle erdenklichen Arten drehen und wenden, aber Gutes kommt nie dabei heraus. Schade, hätte doch der großartige Ur-Teil Der Exorzist als Genre-Maßstäbe setzender Horrorfilm Würdigeres verdient...

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