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    Goal II
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    2,0
    lau
    Goal II
    Von René Schumacher

    Film-Fortsetzungen sind eine schwierige Sache. Wie man schon bei Matrix oder Fluch der Karibik gesehen hat, ist es häufig schwer, an ein erfolgreiches Konzept anzuknüpfen, oft fällt der zweite Teil im Vergleich zum ersten schwächer aus. Aus diesem Blickwinkel betrachtet, haben die Macher von „Goal II“ alles richtig gemacht. Der Film schafft es, das Niveau seines Vorgängers zu halten: Die Fortsetzung der als Fußball-Trilogie geplanten Geschichte um das junge Fußballtalent Santiago Munez ist genauso lau wie der erste Teil!

    Santiago Munez (Kuno Becker) ist einer der Starspieler bei Newcastle United geworden. Aufgrund seiner Leistungen wird das Management von Real Madrid auf ihn aufmerksam. Der spanische Top-Verein ist in der Krise, unter anderem wegen der Ladehemmung von Santiagos Freund Gavin Harris (Alessandro Nivola), der in Madrid als Stürmer spielt. Santiago fliegt mit seinem Agenten Glen Foy (Stephen Dillane) nach Japan, wo die „Königlichen“ gerade auf einer Promotion-Tour sind. Dort wird ihm ein Vertrag angeboten, den Santiago prompt annimmt. Seine Verlobte Roz Harmison (Anna Friel) ist alles andere als begeistert. Zum einen möchte sie gerne in Newcastle bleiben und ihre Ausbildung als Krankenschwester beenden, zum anderen bringt dieser Vertrag auch die Hochzeitspläne der beiden durcheinander. Aber sie will Santiago bei dieser Chance nicht im Wege stehen. So entschließen sie sich, eine Fernbeziehung zu führen und Roz fängt an, zwischen dem regnerischem Newcastle und dem sonnigen Madrid zu pendeln, während Santiago unter den strengen Augen des Trainers Rudi van der Merwe (Rutger Hauer) in Madrid das Training aufnimmt. Dort spielt er zusammen mit Fußball-Größen wie Zidane, Beckham, Raul oder Roberto Carlos. Sein alter Freund Gavin Harris, kann auch dort immer noch ähnlich gut Parties feiern wie er Fußball spielt. Auf einer dieser Veranstaltungen lernt Santiago unter anderen auch die attraktive TV-Journalistin Jordana (Leonor Varela) kennen, die den neuen „Star“ der Mannschaft gerne in ihrer TV-Show hätte. Santiago fällt es schwer mit diesem neuen Starruhm und dem Luxus umzugehen...

    Im Grunde genommen beinhaltet „Goal II“ kaum neue Elemente im Vergleich zu seinem Vorgänger. Man könnte auch die Kritik des Kollegen René Malgo zu Goal! lesen und wüsste alles über „Goal II“! Es ist nahezu erschreckend, wie sehr beide Filme sich gleichen - mit dem einzigen Unterschied, dass Santiago (Kuno Becker) vorher für Newcastle und jetzt für Madrid spielt. Wieder kommt Santiago in eine für ihn vollkommen neue Welt, wieder muss er seinen Platz in einem Team finden, wieder muss er mit dem neuen Ruhm fertig werden und erlebt auch die Schattenseiten des „Traumjobs“ Profi-Fußballer. Die Wiederholungen gehen so weit, dass Santiago sogar wie im ersten Teil mit seinem Freund Gavin Harris (Alessandro Nivola) eine Wohnung teilt. Fast unnötig zu sagen, dass Harris natürlich wieder am Anfang nicht die Erwartungen der Fans erfüllt, aber am Ende mit Santiago harmoniert. Anstatt einer rührseligen Geschichte mit Santiagos Vater gibt es diesmal eine rührselige und – nebenbei ziemlich abstruse - Geschichte mit seiner Mutter (Elizabeth Pena). Einzig allein die Veränderungen in der Beziehung zwischen Roz (Anna Friel) und Santiago bieten Neues, worauf die Filmemacher so stolz waren, dass sie direkt ähnlich dreist wie bei Pirates Of The Caribbean: Fluch der Karibik 2 in dieser Beziehung auf ein offenes Ende mit „Überraschungseffekt“ setzen nach dem Motto: to be continued!

    Passend dazu wiederholt auch Regisseur Jaume Collet-Serra seine mäßige Regieleistung, die er schon bei seinem Erstlingsfilm House Of Wax an den Tag gelegt hatte. Überwiegend hat er bisher Werbespots und Musikvideos gedreht und dabei schon mit namhaften Stars wie Britney Spears oder Enrique Iglesias zusammengearbeitet. Aber zwischen fünf und 90 Minuten Unterhaltung liegt ein großer Unterschied. Collet-Serra gelingt es nicht, die Spannung im Film aufrecht zu erhalten, immer wieder kommt Langeweile auf, weil man im Grunde genommen alles zum zweiten Mal sieht und sein Film oft nur wie ein überdimensionaler Werbespot wirkt.

    Die Film-Trilogie wird von der FIFA selbst unterstützt und ist wohl mehr als Fußball-Werbeveranstaltung für den amerikanischen Markt gedacht. „Goal II“ ist gedreht wie einer dieser dutzendfach schon gesehenen amerikanischen Sportfilme und soll wahrscheinlich kräftig die Werbetrommel für den in den USA immer noch als Randsportart angesehenen Fußball drehen. Im fußballverrücktem Europa wird bestimmt keiner zum Fußball-Fan, wenn er diesen Film sieht. Wer gesehen hat, wie Manchester United im Champions-League-Finale 1999 gegen Bayern München zwei Tore in zwei Minuten der Nachspielzeit schießt, der weiß, was Dramatik ist und diese Stimmung in den Film zu transportieren, das gelingt nicht einmal ansatzweise. Wer glaubt, dass Santiago mit seiner Mannschaft das Finale verliert und dabei kein Tor schießt, der hat wirklich noch nie einen amerikanischen Sportfilm gesehen. Auch sollten wohl werbetechnisch einige Sponsoren der FIFA durch Product-Placement unterstützt werden, aber dies wird so plump betrieben, dass es ganze Szenen ad absurdum führt. In der bestimmt emotional gedachten Versöhnungsszene zwischen Santiago und seinem Halbbruder kicken die beiden auf einem staubigen Bolzplatz, während ein Mädchen auf einer schön zerschlissenen Couch am Spielfeldrand sitzt, zuschaut und dabei in Nahaufnahme eine coffeinhaltige Brause lächelnd in den Händen hält. Bei solchen Szenen freut sich jede Marketingabteilung, aber nicht der Zuschauer. Die einzige Emotion, die da noch aufkommt, ist Lachen oder Ärger.

    Unterhaltend sind die Videoclip-artigen Sequenzen des Films, wenn Collet-Serra in seinem Element ist. So sieht man am Anfang das Debakel von Real Madrid gegen den FC Barcelona, von Collet-Serra in grobkörnigen Fernsehbildern inszeniert und mit klassischer Musik untermalt. Hier weiß er sich zu bewegen; hier sind die Bilder des riesigen Stadions, der fassungslosen Zuschauer und Spieler zumindest für Fußballfans aufregend und dramatisch. Immer wenn Collet-Serra in solchen „MTV“-Sequenzen – beim Spiel, einer Party…- nur mit Bildern und Musik arbeitet, gewinnt der Film an Fahrt. Gerade der Anfang ist insgesamt gut gelungen, da man einen kleinen Einblick in den Verein Real Madrid und das Umfeld der Spieler bekommt. Der Regisseur hat mit seinem Kamerateam die Mannschaft bei der Promotion-Tour nach Japan wirklich begleitet und die authentischen Bilder, wie hysterische Mengen die Spieler am Flughafen empfangen und die selbstverständliche Art, wie die Spieler dies zur Kenntnis nehmen, zeigt die verrückte Welt eines Starfußballers besser als es der restliche Film schafft, obwohl seine Schauspieler sich redlich bemühen.

    Das Ensemble ist größtenteils dasselbe des ersten Teils und an der Auswahl der Schauspieler ließ sich schon zuvor nichts aussetzen. Nur Rutger Hauer (Blade Runner) ist als harter Trainer Rudi van der Merve dazugekommen; ihm nimmt man zwar nicht ab, dass er von Fußball Ahnung hat, aber charismatisch ist er und das reicht im Grunde genommen für seine Rolle. Die Schauspieler werden kaum gefordert, da bei den meisten Charakteren kaum eine Entwicklung im Vergleich zum ersten Teil festzustellen ist. Alessandro Nivola (Junebug, Jurassic Park III) spielt Gavin Harris als das „alternde“ Fußballgenie mit dem lockeren Lebenswandel; der mexikanische Shooting-Star Kuno Becker („Imagining Argentina“) den talentierten, manchmal naiven Jungstar, für den alles neu ist und der immer mal wieder einen Schicksalsschlag bekommt, mit dem umzugehen er lernen muss. Stephen Dillane (Spy Game, The Hours) als Glen Foy ist wieder der väterliche Freund. Lediglich Anna Friel (Timeline) als Roz Harmison macht eine richtige Entwicklung durch und es gelingt ihr sehr gut, die langsam steigende Skepsis gegenüber Santiagos Lebenswandel darzustellen, die in einer vorläufigen Trennung der beiden endet.

    „Goal II“ ist nichts anderes als eine aufgeblähte Version von „Goal I“. Ein größerer Verein, mehr in den Film eingebaute Fußballstars, dickeres Autos, schickere Klamotten, das wars. Dazu wieder ein bisschen zwischenmenschliches für die Tränendrüse und ein auf Überraschung getrimmtes Ende, was aber auch nicht sehr beeindruckt, weil man weiß, dass am Ende von Teil III alles wieder gut sein wird. Für eine von Anfang an auf drei Teile konzipierte Filmreihe ist dies zu wenig, da hätte man sich mehr als eine Art Remake einfallen lassen müssen. Fußballfans sollten das Geld lieber in Getränke bei der nächsten Fußball-Übertragung investieren und Filmfans lieber einen besseren Film finanziell durch ihre Kinokarte unterstützen. Da bleiben als potentielle Kundschaft wohl nur noch Fans von Real Madrid und diejenigen, die nicht genug von David Beckhams durchtrainiertem Oberkörper in der Umkleidekabine bekommen können. Für einen gemütlichen Videoabend kann man „Goal II“ aber durchaus in Betracht ziehen, der Film ist nicht direkt schlecht, nur leider sehr, sehr beliebig.

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