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    Ich, du und der Andere
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    2,5
    durchschnittlich
    Ich, du und der Andere
    Von Deike Stagge

    Ins Deutsche übersetzte Filmtitel klingen manchmal unglaublich gekünstelt und lahm. Während sich „You, Me And Dupree“ wenigstens noch reimt, stolpert man beim Lesen von „Ich, du und der Andere“ förmlich über die hölzern aneinander gereihten Buchstaben. Wesentlich fließender präsentiert sich die Komödie hinter diesem Titel, in der Owen Wilson seine Junggesellenbude auf die Couch eines frisch verheirateten Paars verlegt.

    Da ist sie wieder, die gute alte Buddy-Komödie. Diesmal im Gewand des neuen Duo infernale Matt Dillon (Eine Nacht bei McCool´s, L.A. Crash) und Owen Wilson („Zoolander“, Meine Braut, ihre Schwiegereltern und ich, Die Hochzeits-Crasher). Dass dabei kaum ein Auge trocken bleibt, ist abzusehen, denn gerade Wilson hat sein Talent für Timing und geballte Witzpower in mehreren erfolgreichen Komödien unter Beweis gestellt. Daher überrascht es kaum, dass die überwältigende Mehrzahl der Gags genau auf seine Person abgelegt ist, während der Rest des Ensembles eher zu Stichwortgebern und dem romantisch-emotionalen Beigeschmack der Geschichte verkommt. Doch auch wenn Wilson keine persönliche Peinlichkeit scheut, um „Ich, du und der Andere“ zum Highlight zu machen, kommt der Film nicht über das Mittelmaß hinaus, wenn man ihn mit Filmen wie „Die Hochzeits-Crasher“ vergleicht.

    Seit ihrer Kindheit sind der aufstrebende Carl (Matt Dillon) und der prollig-faule, aber extrem gutherzige Dupree (Owen Wilson) die dicksten Freunde. Zur Hochzeit von Carl mit Molly (Kate Hudson) ist auch Dupree angereist, um Carl als Trauzeuge beizustehen. Leider wird Dupree für den Trip, den er nicht wirklich mit seinem Boss abgesprochen hat, gefeuert. Selbstverständlich bietet Carl ihm vorübergehend ein Quartier bei sich und Molly an. Doch damit lädt er sich mehr auf, als er geahnt hat, denn Dupree hat ein echtes Talent dafür, die Dinge, die er anpackt, spektakulär schief gehen zu lassen. Molly erwarten unangenehme Überraschungen wie abgerockte Nacktschläfer (natürlich ohne Decke), verstopfte Toiletten und andere nicht Gemeinschaftsleben-konforme Dinge.

    Der Trubel um den seinen Aufenthalt auf Carls Couch ausdehnenden Dupree passt dem frisch gebackenen Ehemann momentan gar nicht in den Kram, denn er muss sich vor allem noch mit seinem boshaften Schwiegervater und Boss (Michael Douglas) herumschlagen. Der alte Mann macht ihm das Berufsleben zur Hölle und regt ihn beiläufig an, doch mal bitte den Namen seiner Frau anzunehmen oder sich sterilisieren zu lassen. Während sich der Druck bei Carl dank solch gut gemeinter Ratschläge immer mehr aufstaut, freundet sich Molly langsam mit Dupree an. Plötzlich ist es Carl, der außen vor bleibt. Vom besten Freund wechselt Dupree für ihn in die Rivalenposition: bei Molly, um die Gunst des Schwiegervaters und um den letzten Rest männlicher Freiheit.

    Die Komödie der Regie-Brüder Anthony und Joe Russo („The Kiss“) stammt aus der Feder des Drehbuchautoren Mike LeSieur, der mit „Ich, du und der Andere“ sein Debüt im Kinofilmbereich feiert. Der Aufbau der Dramaturgie ist LeSieur gut gelungen, ebenso wie eine Vielzahl von äußerst komischen Eingebungen für Situationskomik. Die sind jedoch merklich auf den Schauspieler Owen Wilson zugeschnitten und zum Teil nicht besonders originell geraten. Zu oft werden alte Gags anderer Genrefilme neu gezündet und beschränken sich auf die Themen Sex und Junggesellenfreiheit. Der Funke springt nicht immer über. Was noch wesentlich schwerer wiegt, ist, dass sich in der Charakterentwicklung von LeSieur einige Lücken auftun: Gerade die Motivation für Carls Verhalten ist ziemlich konfus geraten. So ist nicht wirklich nachvollziehbar, warum er in dem Moment, als seine Frau Dupree richtig akzeptiert, plötzlich so ablehnend wird, auch wenn er ihn sonst immer verteidigt hat. Genauso unverständlich ist, warum Molly, die sich vorher so modern und aufgeschlossen präsentiert, den Football-Abend der Jungs furiengleich beendet. Solche Brüche fallen leider auf und stören die Entwicklung des Films.

    Schauspielerisch ist „Ich, du und der Andere“ dennoch ein dankbares Stück für seine Darsteller. Altmeister Michael Douglas, der schon in „Eine Nacht bei McCool´s“ mit Matt Dillon seine humorvolle Seite herauskehrte, setzt die besonderen Akzente als intriganter Vater und sorgt für Abwechslung. Matt Dillon muss seine Chemie zu Owen Wilson noch suchen, auch wenn er sich tapfer durch Carls Höhen und Tiefen schlägt. Kate Hudson (Almost Famous, Der verbotene Schlüssel) konzentriert sich drehbuchgemäß etwas mehr auf den romantischen Konflikt als auf die Komödie und geht in dieser Hinsicht vergleichsweise unter, weil ihr keine humorvollen Ansätze geboten werden. Schade, denn das Talent und den Charme hat die blonde Kalifornierin allemal.

    Der Film lebt von den netten Ideen, wie Dupree gut gemeinte Pläne durch chaotische Umsetzung ins scheinbar unvermeidliche Desaster zieht und dem Einsatz der Komödienkanone Wilson für seine Rolle. Auch wenn der Humor nicht immer frisch ausgebrütet ist, kommt beim Ansehen von „Ich, du und der Andere“ keine Langeweile auf. Das reicht allerdings nicht aus, um das Werk der Russo-Brüder aus der Mittelmäßigkeit zu hieven. Herzhaft lachen kann man dabei trotzdem.

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