Verhängnis begibt sich mit seinem Fokus auf Erotik, der ständigen sexuellen Spannung und verspielten Sexszenen zwar in einen riskanten Bereich, in dem es Kritikern leicht fallen dürfte, die oberflächlichen Qualitäten des Films als seine alleinigen herauszustellen. Allerdings fällt schon nach wenigen Minuten auf, das Louis Malles Drama inszenatorisch über den meisten Genreproduktionen steht. Bedeutungsvolle Musik, eine schlichte, aber prägnante Kameraarbeit und vor allem das überragende Spiel von Jeremy Irons (der seinen zeiten Oscar hierfür hätte gewinnen müssen) verbinden sich bereits in den ersten Szenen derart intensiv, dass sofort Spannung aufkommt. Leider schlachtet der Film zum Ende hin seine Figuren psychologisch unnötig aus (den Grund für Annas sexuelle Verwirrung in traumatischen Kindheitserlebnissen zu suchen, ist ein bisschen sehr einfach; und vor allem unnötig) und verzichtet auch nicht auf ein spektakuläres Finale. Das Gesamtwerk ist allerdings äußerst stimmig. Insbesondere das Ende, die Konsequenz, die unser Protagonist aus der Katastrophe zieht, beeindruckt durch stilistisch subtile und gefühlvolle Ausformung.