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    Kill Bobby Z - Ein Deal um Leben und Tod
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    3,5
    gut
    Kill Bobby Z - Ein Deal um Leben und Tod
    Von Christoph Petersen

    Gerade erst hat uns John Bonito mit seinem The Marine eine spaßige Liebeserklärung an das trashige Schwarzenegger/Stallone-Actionkino der 80er Jahre geboten, da geht 15 Minuten Ruhm-Regisseur John Herzfeld jetzt sogar noch eine Dekade weiter in der Kinohistorie zurück. Sein gradliniger Gangster-Thriller „Let´s Kill Bobby Z“ erweist sich als launige Reminiszenz an das knallharte, schnörkellos inszenierte Genrekino der 70er. Das Ergebnis erinnert nun in Ansätzen gar an Sam Peckinpahs großen Klassiker Bring mir den Kopf von Alfredo Garcia – sprich: Freunde der 70th-Ära sollten bei diesem Streifen auf jeden Fall mal einen Blick riskieren.

    Um seinen Partner aus den Händen der mexikanischen Mafia zu befreien, soll Drogenschnüffler Tad Gruzsa (Laurence Fishburne) im Austausch den Dealer Bobby Z ausliefern. Dumm nur, dass Z zwischenzeitlich in Thailand an einem Herzinfarkt verreckt ist. So entschließt sich Gruzsa dazu, den Häftling Tim Kearney (Paul Walker), der Bobby zum verwechseln ähnlich sieht, stattdessen als kalifornische Drogenlegende auftreten zu lassen. Doch beim Austausch läuft einiges schief, zum Schluss ist die mexikanische Grenze mit Leichen beider Seiten gepflastert. Kearney überlebt und wird zur Luxusvilla eines Drogenbarons gebracht. Hier trifft er auf Bobbys heiße Ex-Braut Elizabeth (Olivia Wilde) und lässt es sich zwischen Whirlpool und Palmen als Ehrengast nach all dem miesen Knastfraß erstmal so richtig gut gehen. Doch dann bekommt er mit, dass Z die Mexikaner scheinbar über die Ohren gehauen hat, sie ihn deshalb um die Ecke bringen wollen. Gemeinsam mit Bobbys Sohn Kit (J.R. Villarreal) tritt er die Flucht in die Wüste an. Verfolgt von schießwütigen Cowboys, Nazi-Bikern und Gruzsas Leuten wird schon bald klar, dass hier jeder mindestens ein doppeltes Spiel spielt…

    Zuletzt wurden uns mit Wayne Kramers unterschätztem Thriller Running Scared und Joe Carnahans Action-Komödie Smokin´ Aces gleich zwei Filme vorgesetzt, die zwar in ihren Anätzen deutlich vom Geist der 70th-Genreware beseelt sind, aber dabei auch auf modernen Schnickschnack keinesfalls verzichten. „Let´s Kill Bobby Z“ ist hingegen mit wirklich jeder einzelnen Faser durch und durch Old School. Auch wenn hier jeder jeden hintergeht, niemand mit offenen Karten spielt, wird die im Endeffekt simple Thrillerstory doch absolut gradlinig und ohne jedes Mätzchen erzählt. Diese straighte Erzählform findet auch in den Actionsequenzen ihre Entsprechung. Hier gibt es keine elend langen Prügeleien, mit zwei gezielten Schlägen oder gleich einem Genickbruch wird der Gegner ohne jedes aufgesetzte Showelement ausgeschaltet – hart und kein bisschen herzlich. Bei Shoot Outs wird zwar auch hier aus allen Rohren gefeuert, aber diese sind schnell wieder vorbei, werden in keiner Weise stilisiert. Wie in vielen Genrefilmen der 70er üblich, wird die Gewalt beinahe beiläufig abgehakt, Blut nicht wie in neueren Produktionen als Event gefeiert, sondern als etwas Normales abgetan. Dass die Actionszenen dabei komplett handgemacht sind, selbst bei Explosionen und den Verfolgungsjagden per Pferd, Motorrad oder granatenbestücktem Leichtflugzeug auf jegliche Computeranimationen oder andere digitale Tricks gänzlich verzichtet wird, ist da in Hinblick auf die Ausrichtung des Films nur selbstverständlich.

    Nachdem er sich zunächst mit Blockbustern wie The Fast And The Furious, 2 Fast 2 Furious und dem Flop Timeline einen Namen in Hollywood macht, eroberte Paul Walker zuletzt mit dem launigen Action-Abenteuer Into The Blue und dem in jeder Hinsicht unterschätzten Thriller Running Scared das Genrekino für sich. Und nach „Let´s Kill Bobby Z“ ist nun endgültig klar, warum ihn solange kein Produzent mehr auf das große Mainstream-Publikum loslassen wollte. Er ist im Endeffekt einfach zu ernst, zu hart, zu wenig selbstironisch für die breite Masse. Wenn es jedoch um einen dreckigen kleinen Genrestreifen geht, wird Walker auch weiterhin zu Recht allererste Wahl bleiben. Dank ihren kantigen Zügen gibt Newcomerin Olivia Wilde (Turistas, Alpha Dog) auch ohne blonde Haare perfekt die undurchsichtige Femme Fatale. Mit Michael Bowen (Jackie Brown), Keith Carradine („2 Tage in L.A.“) und Laurence Fishburne (Apocalypse Now, Matrix) finden sich auch in Reihen der bösen Buben einige verdiente Schauspielrecken, die mit ihren launigen Performances den unbeschwerten Genregenuss endgültig den unbeschwerten Genregenuss gewährleisten.

    Fazit: Für Freunde des 70er-Jahre Genrekinos ist „Let´s Kill Bobby Z“ ein absolutes Muss. Eine straighte Thrillerstory, handgemachte Action und ein toller Cast bieten Retrospaß der wirklich guten Sorte. Für Fans moderner Effektspektakel dürfte Herzfelds Old-School-Streifen hingegen etwas zu antiquiert wirken.

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