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    Halb tot 2 - Das Recht des Stärkeren
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    0,5
    katastrophal
    Halb tot 2 - Das Recht des Stärkeren
    Von Björn Becher

    Ja, man war sich sicher. Der B-Movie-Action-Star Steven Seagal muss so tief gesunken sein, wie es nur geht. Als 2003 sein Film mit dem passenden Titel Halb tot die deutschen Kinos heimsuchte, mussten wohl die treuesten Fans einsehen, dass Seagal nicht nur dick und unbeweglich geworden ist, sondern auch das letzte Quäntchen mimisches Talent verloren hat und deswegen nicht nur Spötter behaupteten, dass der Titel eine Anspielung auf den Zustand des Hauptdarstellers sei. Seitdem hangelt sich Seagal von einem billigen, meist in Asien oder Osteuropa produzierten, Videothekenactioner zum Nächsten und ist sich offenbar für nichts mehr zu schade. Die großen Zeiten von „Alarmstufe: Rot“ und Co. liegen ewig zurück. Doch alle Seagal-Fans können aufatmen, denn es gibt noch einen Funken Hoffnung. Nein, Steven Seagal feiert kein Comeback mit einem guten Film, aber er scheint noch ein ganz klein wenig Ehre zu besitzen, welche er behalten will. Denn er hat die Hauptrolle im Sequel zum Karrieretiefpunkt „Halb tot“ abgelehnt und damit einen neuen solchen vermieden. Denn „Halb tot 2“ von Ex-Stuntman und Action-Choreograph Art Camacho (beim Vorgänger noch Nebendarsteller, Stuntkoordinator und Second Unit Director in Personalunion) schafft spielerisch, was man für unmöglich hielt: Er unterbietet die lausige Qualität des Vorgängers.

    Die Verbindung zum Vorgänger schafft der schmächtige, ständig quasselnde Häftling Twitch (Kurupt), der damals noch als Nebendarsteller hin und wieder im Bild stand. Er sitzt immer noch in New Alcatraz, dem Handlungsort des Vorläufers, ein und weiß, wo Gold im Wert von fast 200 Millionen Dollar versteckt ist. Doch ihm läuft die Zeit davon. In einem Monat wird ein Mitwisser entlassen und kann groß abkassieren. Da er nicht schwimmen kann und ein Ausbruch für ihn damit unmöglich ist, schafft er es mit einem Trick, in ein anderes Gefängnis verlegt zu werden. Doch das befördert ihn in eine noch rauere Welt als die bisherige. Im neuen Gefängnis hassen sich die Gangs von Cortez (Robert Madrid) und Angel (Stogie Kenyatta) bis aufs Blut. Jeder Häftling, der überleben will, muss sich für eine Gang entscheiden. Nur der Einzelgänger Burke (Bill Goldberg), ein Muskelpaket, das es mit jedem aufnehmen kann, bleibt für sich. Auch Twitch versucht diesen Weg zu gehen und hängt sich dazu an den schnell genervten Burke. Doch dann überschlagen sich die Ereignisse. Cortez erschießt Angel und zettelt einen Gefängnisaufstand an, in dessen Verlauf die Häftlinge schnell die Kontrolle über den gesamten Block übernehmen. Zu allem Überfluss halten Angels Männer Burke für den Mörder und bald glaubt auch noch die Gefängnisleitung die beiden unfreiwilligen Partner hätten das Leben von zwei Wärtern auf dem Gewissen. Und damit der männliche Zuschauer nicht nur muskulöse, sich prügelnde Geschlechtsgenossen ertragen muss, finden sich zwei hübsche Mädels in dem Trubel wieder: Cherise (Angell Conwell, Soul Plane), die Freundin von Twitch, sowie Ellie (Alona Tal), die Tochter von Burke. Und die beiden fallen ausgerechnet Cortez in die Hände, der sich mit den Geiseln freipressen will.

    Dass „Halb tot 2“ eine gute Story zu bieten hat, war nicht wirklich zu erwarten, aber dass, was die beiden Autoren Andrew Stevens und D. Kyle Johnson hier auffahren, verdient die Bezeichnung eigentlich gar nicht. Die Gefängnisrevolte als Actionstartschuss in einem Prison-Film ist ein ganz alter Hut, der aber doch immer wieder funktioniert. Dann sollte man das Ganze aber halbwegs glaubhaft darbieten und nicht so überzogen wie hier. Zumal die Autoren sich einen Aussetzer nach dem anderen bei der Story leisten. Dies sei am Beispiel zweier tragender Elemente des Szenarios verdeutlicht: Burke wird für den Mörder von Angel gehalten, dabei hat Cortez diesen im voll besetzten Speisesaal erschossen und ihn dabei sogar vorher noch angesprochen, so dass sich Angel (und scheinbar nur dieser) in seine Richtung drehte. Logisch, dass da niemand anderes den wahren Todesschützen sah. Zudem inszeniert Cortez die Revolte nur, um aus dem Gefängnis auszubrechen. Doch dass kann er nur mit der Hilfe von Geiseln. Rechnete er ernsthaft damit, dass durch einen unglücklichen Zufall zwei Frauen sich in seinem Einzugsbereich befinden werden? Dann ist er ein genialer Planer.

    Aber eigentlich ist die Story sowieso egal. Es geht ja nur darum, dass sich die ganzen „Muscle Heads“ die Köpfe einschlagen und Wrestler Bill Goldberg (Looney Tunes: Back In Action, Santa’s Slay) als Seagal-Nachfolger die Fäuste sprechen lässt. Dies macht er auch recht ausdauernd, doch Begeisterung kommt dabei nie auf. Das tumbe Rumgeprügel in dunklen Gefängnisgängen erinnert nur entfernt an eine Actionszene, ist es doch im Normalfall nur langweilig, miserabel geschnitten und meist recht schnell wieder vorbei. In der Zwischenzeit darf Goldberg dann ein paar pseudo-markige, genervte oder auch mal grimmige Sätze sagen und diese mit einem Gesichtsausdruck unterlegen, bei dem ihm selbst im Wrestlingring die rote Karte wegen schauspielerischem Versagen drohen würde. Daneben bemüht sich Rapper Kurupt intensiv um den Award als schlechtester Sidekick aller Zeiten. In typischer „Black Speech“-Manier labert er zwar seinem unfreiwilligen Buddy die ganze Zeit das Ohr ab, doch die Autoren haben es wirklich geschafft, in diesem ganzen Redefluss jeden Moment zu vermeiden, der nur annährend cool oder lustig ist. Dass Kurupt diesen Malus durch übertriebenes Rumgehampel und Augen verdrehen wett zu machen versucht, ist natürlich noch zusätzlich kontraproduktiv.

    Es ist bezeichnend, wenn die besten Actionszenen, ein Hubschrauberabsturz und ein kurzes Feuergefecht, schon im Vorgänger vorkamen. Und nein, es sind nicht neue, an den ersten Teil angelehnte Szenen, sondern genau dieselben, die man in einem Flashback platziert hat (einen neuen Hubschrauberabsturz hätte das ersichtlich verringerte Budget niemals verkraftet). Waren die Szenen in „Halb tot“ noch lächerlich schlecht, ragen sie im Nachfolger nun positiv heraus. Das sagt eigentlich schon alles über diesen nicht nur öden, sondern einfach fürchterlich schlechten Prügelfilm, der nicht einmal als Werbeträger für die drittklassigen Rap-Songs, welche die ganze Zeit über das Szenario beschallen, taugen dürfte.

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