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    BloodRayne 2: Deliverance
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    1,5
    enttäuschend
    BloodRayne 2: Deliverance
    Von Christoph Petersen

    Alone In The Dark, „House Of The Dead“, Postal, BloodRayne – der deutsche Regisseur Uwe Boll und seine Computerspielverfilmungen sind eine Geschichte voller Missverständnisse. Wo diese vier Filme - zumindest in den USA – noch allesamt einen Kinostart bekamen, ist Bolls Game-Sequel „BloodRayne II: Deliverance“ nun eine reine DVD-Produktion. Und das merkt man auch, hat der Film insgesamt doch einen unheimlich billigen Look. Dabei ist der Vorspann, in dem die Kamera über stimmungsvolle Bilder aus der amerikanischen Gründerzeit huscht, was auch noch mit einem passenden Western-Score unterlegt ist, das bisher filmisch Beste, was Boll in seiner Regiekarriere abgeliefert hat. Doch schon die erste Einstellung danach lässt die Hoffnung auf einen guten Vampir-Western sogleich wieder schwinden, zu amateurhaft sehen die digital gefilmten Bilder aus. Dass „BloodRayne II“ trotz dieser miserablen Produktionsbedingungen qualitativ doch noch etwas über dem ersten Teil einzuordnen ist, hat er seinem niedrigeren Anspruch zu verdanken: BloodRayne war vor allem deshalb so lahm, weil so viel unnötiger Kram erzählt wurde. Im zweiten Anlauf wurde nun auf seine Story sinnigerweise beinahe vollständig verzichtet – ein paar Vampire spielen Cowboy und Indianer. Das macht zwar keinen Sinn, sorgt in den wenigen besseren Momenten aber für zaghafte Anflüge von „guilty pleasure“.

    Mr. Pyles (Chris Coppola), Reporter des Chicago Chronicle, sucht an der westlichen Grenze der Vereinigten Staaten nach aufregenden Geschichten für seine Zeitung. Als er in Deliverance ankommt, wird er zunächst bitter enttäuscht – zwar warten hier alle erwartungsfroh auf die Ankunft der ersten Eisenbahn, aber ansonsten entpuppt sich die Stadt von Bürgermeister Holden (Michael Robinson) als friedliches, verschlafenes Dorf. Doch dann fällt eine Horde Blutsauger, angeführt vom mächtigen Vampir Billy the Kid (Zack Ward), in Deliverance ein, nimmt die Kinder als Geiseln und zwingt die Erwachsenen so, gute Miene zum bösen Spiel zu machen. Auch die Vampire warten auf den Zug, wollen sie sich doch aus den Passagieren eine schlagkräftige Armee zusammenbasteln. Angst und Schrecken bestimmen von nun an die zuvor so beschauliche Szenerie. Zumindest solange, bis die Kriegerin Rayne (Natassia Malthe), selbst halb Mensch halb Vampir, Deliverance einen Besuch abstattet und Billy und seiner Gang den Kampf ansagt. Doch die untote Horde ist zu stark, nur äußerst knapp entgeht Rayne dem Strick. Auf der Suche nach Hilfe stößt sie auf Brimstone-Kämpfer Pat Garret (Michael Paré), einen durchtriebenen Priester (Michael Eklund) und den perversen Kriminellen Franson (Michael Teigen). Gemeinsam mit ihren neuen Gefährten kehrt Rayne nach Deliverance zurück...

    Selbst ein Uwe Boll lernt aus seinen Fehlern. Wo er BloodRayne – vollkommen überflüssigerweise! - noch ein überkonstruiertes Storygerüst überstülpte, beschränkt er sich im Sequel nun auf eine simple, direct-to-DVD-würdige Geschichte: Heldin reitet in vampirverseuchte Kleinstadt und bekommt einen auf den Deckel. Heldin sucht sich Unterstützung, reitet wieder in das Nosferatu-Dorf und die Blutsauger bekommen einen auf den Deckel. Fertig! Dabei macht der Mix aus Western und Horror die mit überwiegend stimmigen Onelinern durchsetzten Revolverduelle durchaus guckbar – auch wenn das geringe Budget wirklich spektakuläre Szenen verhindert: Nahaufnahme des Schützen. Schnitt. Nahaufnahme des Getroffenen, der zwei Meter nach hinten geschleudert wird. Eine Abfolge, die einen wohl spätestens nach dem zehnten Mal nicht mehr unbedingt vom Hocker reißt. Und die ausgiebig genutzten, aber holprig inszenierten Zeitlupen-Effekte funktionieren als hippes Stilmittel auch nur sehr bedingt. Machen die Actionsequenzen trotz ihrer Schwächen in den besten Momenten noch Spaß, wird es abseits der Schießereien und Beißereien dann aber doch schnell öde. Für das bisschen, das es hier zu erzählen gilt, gibt es viel zu viele überraschungsfreie, die Dramaturgie bis zum Stillstand ausbremsende Dialogpassagen. Lediglich die bissige Schuld-und-Sühne-Predigt des falschen Priesters kann in diesem Bereich, der immerhin mehr als Zweidrittel des Films ausmacht, überzeugen.

    Da Kristanna Loken wegen ihrer Arbeit an den TV-Serien „The L Word“ und „Painkiller Jane“ verhindert war, musste die Rolle der Vampirkillerin Rayne neu besetzt werden. Schwarze Lederjacke, lässiger Cowboyhut, enges Lederkorsett und lange, rote Haare – zwar kann Natassia Malthe ebenso wenig schauspielern wie ihre Vorgängerin, aber zumindest haut sie ihre Oneliner mit einem gewissen B-Movie-Charme raus. Auf eine freizügige Erotikszene, ähnlich der von Loken im ersten Teil, muss man bei dem Teilzeit-Model, das bereits zwei Mal von der US-Zeitschrift Maxim unter die „100 Sexiest Woman“ gewählt wurde, aber verzichten. Zack Ward, der auch in Bolls Postal-Verfilmung die Hauptrolle spielt, macht als finsterer Vampir eine annehmbare Figur, eine wirklich diabolische Wirkung hinterlassen seine schaurigen Grimassen dennoch nie. Richtig überzeugen können ansonsten nur Chris Coppola (Der Polarexpress) als Journalisten-Sidekick Newton Pyles und Michael Eklund (88 Minutes, When A Man Falls In The Forest) als übergeschnappter Priester. Der restliche Cast bewegt sich auf dem für Horror-Produktionen dieser Größenordnung üblichen – sprich: niedrigem – Niveau.

    Fazit: Vampire im Wilden Westen – eine grundsätzlich spaßige Idee, die in „BloodRayne II: Deliverance“ aber mit zu vielen Hängern umgesetzt wurde. Nur die Oneliner-gespickten Shoot-Outs vermögen zu unterhalten, machen jedoch nur knappe 15 der insgesamt 96 Minuten Lauflänge aus.

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