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    The Contractor - Doppeltes Spiel
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    1,0
    schlecht
    The Contractor - Doppeltes Spiel
    Von Björn Becher

    .... Ein ehemaliger CIA-Killer, der aus seinem zurückgezogenen Leben auf dem Land geholt wird um noch einmal einen Auftrag zu erledigen und dabei aber ins Visier seiner eigenen Leute gerät, die ihn als Sündenbock opfern wollen... Hatten wir das nicht kürzlich? Ja, Antoine Fuquas unterhaltsamer Action-Thriller Shooter mit Mark Wahlberg erzählt diese Geschichte und zwar ganz ordentlich. Wie es der Zufall so will, kommt nun ein Film mit sehr ähnlicher Story auf DVD heraus, der ursprünglich auch „Shooter“ heißen sollte, seinen Namen aber zugunsten des anderen Werkes aufgeben musste. An Fuquas Actioner kommt „The Contractor“, so der neue Name, in keiner einzigen Sekunde heran. Stattdessen dokumentiert er den weiteren Abstieg seines Hauptdarstellers Wesley Snipes, ist aber gleichzeitig das Comeback für einen einst mit größeren Hoffnungen nach Hollywood gegangenen deutschen Regisseur.

    Der ehemalige CIA-Killer James Dial (Wesley Snipes) wird aus dem Ruhestand geholt und soll noch einmal einen Auftrag erledigen, den er zu seiner aktiven Zeit vermasselt hat. Er ist beauftragt, einen geschnappten Terroristen liquidieren, bevor der in London vor dem Untersuchungsrichter aussagen kann und frühere Verbindungen zur US-Regierung enthüllt. Der Auftrag selbst klappt noch hervorragend, doch die Flucht misslingt. Dial wird angeschossen, sein Partner stirbt. Verletzt versteckt sich der Killer in einer Unterschlupfswohnung und schließt dabei Freundschaft mit dem Nachbarsmädchen Emily (Eliza Bennett). Doch ein britisches Vater-Tochter-Ermittlerduo (Charles Dance und Lena Headey) und CIA-Mann Collins (Ralph Brown) sind ihm mit unterschiedlichen Zielen auf den Fersen: Die einen wollen ihn verhaften, der andere will den eigenen Mann opfern.

    Bei „The Contractor“ versucht man durch und durch auf Nummer sicher zu gehen und scheitert genau deswegen. Die Inszenierung versucht gar nicht ein wenig aus dem Rahmen zu fallen. Stattdessen werden genau die Stilmittel und Elemente benutzt, die einem bei einem Filmstudium wahrscheinlich in der Einführungsveranstaltung zum Actionfilm erklärt werden. Der Held läuft cool in Zeitlupe von dannen während es in seinem Rücken zu einer Explosion kommt. Bietet zwar jeder drittklassige Actionfilm auf, darf bei uns aber nicht auch fehlen. Bei einer Verfolgungsjagd könnte man das Bild ja immer wieder mal kurz einfrieren, wenn eine Personen um eine Ecke biegt. Haben erst 1000 Filme vor uns gemacht, ist aber immer ein Knaller. Genauso scheinen die entsprechenden Überlegungen abgelaufen zu sein. Gut, man darf von einem B-Actioner nicht erwarten, hier das Rad neu zu erfinden und man würde den Rückgriff auf die ausgelutschtesten Mittel ja verzeihen, wenn das Ganze wenigstens spannend, rasant und unterhaltsam geraten wäre. Doch weit gefehlt. Bekommt man im Rahmen der anfänglichen Ermordung noch ganz ordentliche Kost geboten, verflacht der Film zusehends und nimmt schnell den Weg zur Langweile. Erst gegen Ende wird es wenig besser, aber leider versagt hier die Inszenierung. Beim Abkupfern bekannter Actionfilm-Stilmittel darf natürlich ein (hier: Vor-)Showdown, eingeleitet von ganz viel Zeitlupe und orchestralen Klängen, nicht fehlen. Das Ergebnis ist selten nervtötend und wird durch hektische Schnitte und Flashbacks kein bisschen erträglicher. Ganz im Gegenteil. Immerhin darf man noch einen stylishen Kill von Snipes bewundern. Gerade von einem exzellenten Kameramann wie dem hier tätigen Wedigo von Schultzendorff (Igby, „Nachtschicht: Amok“) hätte man auch ein paar eindrucksvolle Bilder erwarten können.

    Für diese langweilige, im Finale richtig lästige Inszenierung ist übrigens ein russischstämmiger Deutscher verantwortlich: Josef Rusnak. Der war einst Zögling von Roland Emmerich, hat diesem bei „Godzilla“ attestiert und durfte danach unter den Fittichen seines Mentors den durch und durch mittelmäßigen Science-Fiction-Thriller „The 13th Floor“ inszenieren. Der floppte gnadenlos und machte später nur noch vor Gericht von sich reden. Denn Emmerich und die Filmförderung von Nordrhein-Westfalen, die den Film mitfinanzierte, stritten darum, ob Emmerich Geld zurückzahlen muss. Im Januar 2007 verlor er den Prozess vor dem Landgericht Düsseldorf. Sein einstiger Zögling wurde von ihm da schon längst fallengelassen. „The Contractor“ ist Rusnaks erste Arbeit seit dem Flop vor acht Jahren und obwohl er es schafft, sein Talent (das er 1984 mit seinem Debüt „Kaltes Fieber“ schon bewies) zu verschleiern, scheint ihm die Direct-to-DVD-Produktion, bei der aus Kostengründen die bulgarische Landeshauptstadt Sofia als London-Ersatz herhalten muss, den Weg zurück ins Filmgeschäft zu bringen. Gleich mehrere neue Projekte von ihm werden in der nächsten Zeit wohl das Licht der Mattescheibe erblicken, wahrscheinlich aber nicht das der Kinoleinwände.

    Der tiefe Fall von Blade Wesley Snipes geht mit diesem Film dagegen weiter. Der mittlerweile zum Stammgast in den einschlägigen osteuropäischen Produktionen abgestiegene Snipes muss gehörig aufpassen, dass er mit seinen peinlichen Performances in solchen Machwerken nicht noch hinter den übergewichtigen Steven Seagal zurückfällt. „The Contractor“ bildet ist ein neuer Tiefpunkt nachdem Werke wie Unstoppable wenigstens solide Action-Unterhaltung darstellten. Das gelegentliche lächerliche Gepose des einstigen Actionstars gibt einem wenigstens in trauter Runde die Möglichkeit, sich mit dem Ausschütten von ein wenig Häme die Zeit zu vertreiben. Zum Glück für die Hardcore-Fans von Snipes, deren Leidensfähigkeit durch solche Filme in den vergangenen Jahren arg strapaziert wurde, darf der Schauspieler nach Problemen mit den Steuerbehörden aktuell nicht das Land verlassen und wird so vom Drehen weiterer Schundfilme im Osten Europas abgehalten. Vielleicht treibt ihn das mal wieder in eine gute Produktion. Sein Co-Star Eliza Bennett sollte über einen Wechsel ihres Agenten nachdenken. Nach Nebenrollen in Der Prinz und ich sowie Eine zauberhafte Nanny spielt sie demnächst die Hauptfigur in der starbesetzten Verfilmung von Cornelia Funkes Fantasy-Bestsellers Tintenherz. „The Contractor“ taucht nun als unnötiger schwarzer Fleck dazwischen auf. Dabei machte sie ihre Sachen noch am besten und das trotz der bekannten Namen an ihrer Seite und einer vom Drehbuch viel zu klischeelastig gestalteten Rolle. Erwähnenswert ist sonst noch die Britin Lena Headey (The Cave, Eine Hochzeit zu dritt), die als Queen Gorgo in der Comic-Verfilmung 300 zum Inhalt feuchter Träume zahlreicher pubertierender Jungen wurde und hier als toughe Polizistin weniger Haut zeigt, aber natürlicher und hübscher ausschaut. Groß aufwerten kann sie „The Contractor“ damit aber nicht.

    So bleibt eine Direct-to-DVD Action-Produktion von der Stange, die aber selbst Actionvielseher und Videothekenstammgäste nicht erfreuen dürfte. Denn selbst in diesem Bereich hat man schon deutlich bessere Kost gesehen.

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