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    Albert Schweitzer - Ein Leben für Afrika
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    2,5
    durchschnittlich
    Albert Schweitzer - Ein Leben für Afrika
    Von Tobias Mayer

    Albert Schweitzer (1875-1965) zählt ohne Zweifel zu den im positiven Sinne bemerkenswertesten Persönlichkeiten des vergangenen Jahrhunderts. Er war ein als Philosoph, Theologe, Musiker und Arzt vielseitig gebildeter Mann, der es in seinem Leben zu zahlreichen Auszeichnungen wie dem Goethepreis der Stadt Frankfurt (1928), dem Friedenspreis des Deutschen Buchhandels (1951) sowie dem Friedensnobelpreis (1952) gebracht hat und insbesondere durch die Gründung und langjährige Leitung eines Spitals in Lambaréné (im zentralafrikanischen Staat Gabun) weltweite Berühmtheit erlangte. Die Maxime von Schweitzers Handeln lautete dabei stets „Ehrfurcht vor dem Leben“. Er begründete dieses Prinzip mit der Erkenntnis: „Ich bin Leben, das leben will, inmitten von Leben, das leben will.“ Nach dieser Maxime bezog Schweitzer konsequenterweise auch in weltpolitische Fragen öffentlich Stellung. So strahlte der Osloer Rundfunk 1957 drei Reden Schweitzers aus, in denen er sich gegen Kernwaffenversuche aussprach und angesichts der atomaren Bedrohung zur Vernunft mahnte. Trotzdem sind die Details seines Schaffens heute kaum noch jemandem geläufig. Gavin Millars Biopic „Albert Schweitzer – Ein Leben für Afrika“ will diesen Umstand ändern und thematisiert dazu vor allem zwei Aspekte aus dem Leben des großen Humanisten: seine Arbeit als „Urwaldarzt“ und sein Engagement gegen Atomwaffen. Der Film schafft es, Schweitzers Wirken im Groben darzustellen, kommt aber aufgrund seiner schwachen Dramaturgie und einer fernsehartigen Inszenierung nie über das Niveau eines nett anzuschauenden TV-Films der Woche hinaus.

    1949, zu Zeiten des Kalten Krieges: Als Albert Schweitzer (Jeroen Krabbé) sein Urwaldhospital für eine Vortragsreihe in New York kurzzeitig verlässt, bittet Albert Einstein (Armin Rohde) ihn darum, mit ihm gemeinsam öffentlichkeitswirksam vor den Gefahren der Atombombe zu warnen. Das gefällt der CIA jedoch überhaupt nicht. Der Geheimdienst macht es sich daher zur Aufgabe, Schweitzer gezielt zu verleumden. Dessen finanziell ohnehin mager ausgestattetes Hospital hat daraufhin mit sinkendem Spendenaufkommen zu kämpfen und wird noch dazu von dem gabunischen Regierungsvertreter Louis Ngouta (Patrice Naiambana) bedroht, der es durch ein moderneres Krankenhaus ersetzen will. Schweitzer steht vor einer folgenschweren Entscheidung: Soll er sein Gewissen zum Wohle des Krankenhauses verleugnen oder das Hospital opfern, um öffentlich gegen Kernwaffen eintreten zu können…

    Die Hauptintention für „Albert Schweitzer“ lag darin begründet, dem altruistischen Doktor ein filmisches Andenken zu setzen. Dagegen lässt sich prinzipiell auch überhaupt nichts einwenden, schließlich ist Schweitzer fraglos eine erinnerungswürdige und auch würdigungswürdige Person. „Albert Schweitzer“ bemüht sich, mehr als nur einen flüchtigen Blick auf seine Hauptperson zu werfen. Der Zuschauer lernt Schweitzer - auch dank der gelungenen Darstellung von Jeroen Krabbé - als aufopferungsvollen, sympathischen und leicht schusseligen Doktor kennen, der zudem noch glänzend Orgel spielt. Eine wirklich intensive Auseinandersetzung mit den vielen Fähigkeiten beziehungsweise unterschiedlichen Aspekten Schweitzers leistet der Film zwar nicht, da etwa negative Charakterzüge wie sein stellenweise recht autoritärer Führungsstil oder die Vernachlässigung seiner Familie nur am Rande abgehandelt werden. Jemandem, der mit Schweitzer und seine Arbeit bereits näher vertraut ist, eröffnen sich also keinerlei neue Perspektiven.

    Interview

    Jeroen Krabbé

    Der Hauptdarsteller von „Albert Schweitzer - Ein Leben für Afrika“ im Gespräch mit Filmstarts.

    Die tatsächlichen Probleme von „Albert Schweitzer“ liegen in den Bereichen Dramaturgie und Charakterzeichnung. Natürlich muss sich der Film historisch vorgegebenden Rahmenbedingungen unterwerfen. Doch die Drehbuchautoren haben sich offenbar keinerlei Mühe gegeben, den Unterhaltungsfaktor durch ein paar Wendungen oder kantige Figuren aufzupeppen. So fällt der Spannungsbogen des Films leider sehr unspektakulär und vorhersehbar aus. Dabei hätten die Umstände, dass Schweitzers Ruf und somit das ganze Hospital durch die Diskreditierungsbemühungen der CIA auf dem Spiel standen und die Krankenstation außerdem noch vom Vertreter der provisorischen gabunischen Regierung bedroht wurde, eigentlich genügend Spannungspotential geboten. Stattdessen plätschert der Film nun seelenruhig dem Abspann entgegen. Viel zu schnell wird auch die Chance verschenkt, den vermeintlichen PR-Reporter Figgis (Samuel West, Van Helsing) als zwielichtige Figur zu etablieren. Der Charakter der Fotografin Thérèse Bourdin (Judith Godrèche, Der rosarote Panther 2) entbehrt bei näherem Hinsehen gar jeglicher Funktion und wäre somit ganz verzichtbar gewesen. Lediglich dem Regierungsmann Ngouta gestehen die Autoren eine vielschichtige Zeichnung zu, da man bei ihm berechtigterweise die Frage stellen kann, ob sich seine Motivation in bloßer Geldgier erschöpft, oder ob er als Patriot tatsächlich das Beste für die Menschen seines Landes erreichen will.

    In puncto Schauspielleistung lässt sich dem Ensemble hingegen kein Vorwurf machen. Dass sich mit Ausnahme von Jeroen Krabbé (James Bond – Der Hauch des Todes, Auf der Flucht) kein Schauspieler besonders hervortut, liegt allein am schlichten Drehbuch.

    Auch visuell gelingen „Albert Schweitzer“ selten kinowürdige Momente. Zwar wurde das Hospital in Lambaréné liebevoll nachgebaut, die Kamera klebt jedoch meist TV-like eng an den Darstellern. Nur ganz am Ende gönnt sich der Film einen großen Leinwandmoment: Die Kamera gleitet langsam aus dem Saal, in dem Schweitzer gerade anlässlich seines Gewinns des Friedensnobelpreises eine Rede gehalten hat, und schwebt draußen über ein Kerzenmeer hinweg, das von Schweitzers Anhängern getragen wird.

    Fazit: „Albert Schweitzer – Ein Leben für Afrika“ verfolgt das ehrenwerte Ziel, den öffentlich diskreditierten und in der Konsequenz fast vergessenen Humanisten Albert Schweitzer zurück in die zeitgenössischen Gedächtnisse zu befördern. Ob dieses Vorhaben letztendlich glücken wird, bleibt fraglich, denn trotz aller Sympathie für die Hauptfigur verhindern eine schwache Dramaturgie sowie die schematische Figurenzeichnungen, dass der Film übers Mittelmaß hinauskommt.

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